Hi,
da dieses Phänomen auch (gerade) unter Profi-Mischern sehr verbreitet ist, halte ich von diesem Berufsstand absolut gar nichts mehr.
Vielen Dank für diese pauschalisierte Hassaussage gegen meinen Berufsstand.
Ich find eher, dass live die Gitarren fast immer zu leise sind im Verhältnis zu allem anderen.
Diese Meinung vertrittst Du nicht allein. Ich teile sie allerdings nicht. Im Gegenteil: Ich bin froh, wenn ich den ganzen verzerrten "Müll" erstmal irgendwie aus dem Weg geschafft habe um Platz für Gesang, Keyboards und andere Instrumente zu machen. Oftmals leichter gesagt als getan, wenn sich zwei Fullstacks vom hinteren Bühnenrand aus durch Deine Gehörgänge bohren, obwohl Du 20m weit weg stehst :-/
Der Gitarrist im Allgemeinen ist aber offensichtlich der Meinung, Gitarren hätten immer und grundsätzlich im Mittelpunkt zu stehen. Gut, bei AC/DC fahre ich Gitarren natürlich auch brettig - bei vielen anderen Genres muß aber eben die Saitenfraktion zurückstecken und auch anderen ab und zu mal ein bisschen Raum geben.
Ein viel gravierenderes Problem hat oben artcore angesprochen: die Lautstärke!
Die meisten Konzerte, die ich besuche, bewegen sich im Blues/Rock Rahmen und da scheinen viele Mischer zu meinen, dass lauter gleich besser sei.
Dann erklär das mal dem Publikum. Seit Jahren bekomme ich von dort aus vorgeworfen es sei zu leise. Selbst bei 100dB am FoH. Und die fahre ich idR. bei Rock. Ansonsten bewege ich mich irgendwo um 90-95, sofern die Band das hergibt.
Das gemeine Publikum ist offenbar massiven Klirr und mörderische Pegel gewohnt - beides will ich mir und meinem Publikum aber nicht zumuten.
Wahrscheinlich ists aber wie in jedem anderen Berufsfeld auch: 10% der Mischer sind gut, die restlichen 90% ziehen den Ruf in den Dreck.
Eben. Das gilt auch für KFZ-Mechaniker, Elektriker und viele viele andere...
Der ''Beruf'' Tontechniker ist meiner Meinung nach ABSOLUT unterschätzt. Beruf setze ich in Anführungszeichen weil es eben in vielen Fällen nicht so ist, dass jemand aus der Ausbildung kommt, eingestellt wird und anfängt Erfahrung zu sammeln. Oft habe ich es erlebt, dass sich Leute anbieten ''den Sound zu machen'' weil sie mal Lust drauf hätten und ja doch ein gewisses Know How haben. (So sie selbst) und das eben nicht nur wenn es darum geht, mal den Gig einer befreundeten Band zu übernehmen sondern auch bei Großveranstaltungen wo man eigentlich mit gelerntem Personal rechnen dürfte. Aber auch von ausgebildeten Tontechnikern habe ich ein Bild gewonnen, welches sie als völlig überfordert von all den zahllosen Faktoren zeigt, die Einfluss auf das Endprodukt nehmen.
Ich habe selbst nie Ton gelernt (im Sinne von Ausbildung) oder studiert. Gerade deshalb denke ich aber, dass viele Quereinsteiger, die den Job aus Idealismus und/oder hoher Affinität zu gutem Sound machen, einen besseren Job abliefern als viele studierte Tonleute oder Fachkräfte für Veranstaltungstechnik.
Fachkraft VA-Technik zu sein, bedeutet vor allem eine weitreichende Kenntniss technischer Möglichkeiten und Sicherheitsstandards zu besitzen. Kaum einer von den Azubis mit denen ich in den letzten Jahren zu tun hatte, kommt aber überhaupt mal dazu, eine Band zu mischen (es sei denn der Chef ist krank). Die Jungs wissen theoretisch alles über PA, Monitore, Kabel und Mikrofone - nur haben sie keine Praxis und es hat ihnen auch niemand ein soundideal vermittelt. Ganz zu schweigen vom Weg dort hin.
Das kann man nur über eigene Erfahrungen, Ausprobieren, Lesen, Fehler machen und aktives Hören lernen. Ich habe ungefähr 5 Jahre gebraucht, um für meine Begriffe brauchbaren Ton zu machen. Nochmal 5 danach, um das auch an den Mann zu bringen...
aber gerade "dürfen" oft die Studiotechniker an die großen Jobs ran, weil die ja so schön die letzte CD gemacht haben. Das ist aber dann nicht zwingend gut aus den genannten Gründen. Ich erlebe jedenfalls sehr oft völlig überforderte Bandmixer mit nur dem Bruchteil meines Know Hows. Da spielt sehr oft Freundschaft und ähnliches eine Rolle.
Ja, das ist ein weiterer wichtiger Punkt. Die Band ist irgendwann gewachsen und auf Bühnen gelandet, die für den alten Kumpel am Pult 2 Nummern zu groß ist. Trotzdem schleppt man den mit, war ja schließlich schon immer dabei.
Das geht, wenn der Tonmensch mit der Band wächst. Leider gibt es aber auch viele, die sich frei nach "Et hätt noch immer joot jejange" und "dat hammer immer suu jemacht" ihrem Schicksal fügen, relativ dicke Kohle nach Hause schleppen aber eigentlich den Platz für jemanden freimachen sollten, der es kann. Natürlich wird ein Veranstalter Weder Bon Jovi noch einen sonstigen Act in der Größenordnung kritisieren, weil der Sound schlecht war. Und sollte das doch geschehen, war's im Zweifelsfall die lokale PA-Bude, deren Systemtechniker oder das schlechte Catering :-/