In Songwriting Camps werden jeden Tag Songs geschrieben. In der Regel ist schon klar für welchen Artist und häufig ist der/die auch dort vor Ort.
Ich habe mir wohl einfach das falsche Beispiel ausgesucht.
https://welovemelodies.com
Casting Shows haben auch verhältnismäßig selten nachhaltige Gesangskarrieren ausgelöst…
und meiner Meinung nach über die Jahre ein inflationäres Gefühl für Musik beim potentiellen Publikum erzeugt.
Sehr wahrscheinlich, dass Castingshows den Hype auf's Musikmachen begünstigt haben. Aber das ist mMn nur eine Folge und nicht der Ursprung.
Zunächst hat sich die Anzahl der Musikmachenden in den letzten Jahrzehnten tatsächlich vervielfacht. Eltern aus meiner und nachfolgenden Generationen fördern das Musikmachen nicht nur, sondern sind sogar häufig Impulsgeber, da sie selbst mal in einer Band gespielt haben oder noch spielen. Zu meiner Zeit kamen auf eine (Gesamt)schule vielleicht 10 Rock/Popmusiker (das waren wirklich ausschließlich Jungs).
Und während wir zwangsläufig fast alle noch Autodidakten waren, ist das Bildungs- und Förderangebot im Bereich Popularmusik mit den Jahren zumindest in den urbanen Zentren kometenhaft angestiegen. Jede größere Stadt hat heute ein subventioniertes "Rock-Büro", private Pop-Akademien und -Schulen. Die Konkurrenz ist also enorm und man kann ihnen auch selten den Vorwurf machen, nur zu dilletieren.
Die Folge ist natürlich ein Überangebot, was dazu führt, dass auch handwerklich durchaus versierte MusikerInnen sich darüber freuen, ohne Gage als einer von 1000 Acts auf irgendeiner Fête de la Musique spielen zu dürfen, alternativ einfach auf der Straße zu jammen oder sich auf Castings dem direkten Wettbewerb auszusetzen, solange wenigstens ein paar Leute zuhören. Oder eben das Web für ein paar Likes vollzudröhnen und per Crowdfunding um Almosen zu bitten. Das Web hat zudem das Verhältnis zwischen Künstlern und Konsumenten "demokratisiert", was ein vermutlich unverdient schmeichelhaftes Attribut ist.
Es ist also mMn kein "inflationäres Gefühl", sondern tatsächlich eine saftige Inflation. Es gibt zuviel Musik und zu viele MusikerInnen, die ihr Schaffen für immer weniger Gegenwert feilbieten müssen. Nicht nur im Fernsehen, sondern überall. Nutznießer sind wiederum die älteren MusikerInnen, die dem reichhaltig vorhandenem Nachwuchs kostenpflichtig vorgaukeln, zu wissen, wie der Hase läuft. Blöder Nebeneffekt: Innovation und Experimente werden dadurch nicht unbedingt begünstig.
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