Das ist natürlich so. Dennoch ist mindestens bei allen kreativen Berufen die Spannbreite zwischen Beruf (Geld verdienen) und Berufung (schöpferisch tätig sein, "sein Ding machen", "sich selbst ausdrucken", "etwas bewirken", "Künstler sein/Kunst schaffen", "Nachwelt" etc.) erstens eindeutig vorhanden und zweitens sehr groß. Sehr groß ist übrigens gerade in diesem Bereich der Hobbybereich bzw. auch der Bereich derer, die das aus Leidenschaft betreiben. Und dadurch ergibt sich der große Übergangsbereich von "Semiprofessionalität".
Es gibt auch unter den professionellen Musikern etliche, die "Geld verdienen" nicht als Hauptmotiv angeben würden, während vermutlich alle unterschreiben würden "dass sie von ihrer Musik leben wollen".
Andersrum: das ist ja gerade das Spannende an dem kreativen Bereich. Es ist für viele durchaus verlocken, die Leidenschaft zum Beruf machen zu wollen - im Sinne von: zwei Fliegen mit einer Klappe. Dass das mitunter nicht leicht ist, steht vielleicht auf einem anderen Blatt, aber im gleichen Buch ...
Jemand, der Tapezierer ist, sieht das natürlich als Broterwerb an. Und natürlich gibt es viele Leute, die zu Hause ihre Tapeten selbst anbringen. Aber man wird wohl kaum Leute finden, die damit kein Geld verdienen und sich trotzdem jede Woche einmal zum gemeinsamen tapezieren treffen und dann für ein Handgeld öffentlich vor Publikum Tapeten zu kleben.
Deswegen finde ich es ganz gut, bei dem Thema durchaus ins Detail zu gehen. Es kann auch sein, dass sich die Einstellung zu Beruf und Berufung im Laufe der Zeit und der Erfahrungen ändert. Und es ist gar nicht mal so selten, dass ein und die selbe Person einen Teil ihrer Zeit den Broterwerb vorzieht, damit die Miete gesichert und der Kühlschrank voll ist und einen Teil ihrer Zeit Projekten nachgeht, die voraussichtlich wenig einbringen, aber wo der Anteil der Leidenschaft wesentlich höher ist.
x-Riff