Danke für den interessanten Tipp!
Das nennt sich „Vers libre“ (Verse ohne Reim und feste Anzahl Hebungen pro Vers. Allerdings hat es einen prinzipiellen Rhythmus: die Verse sind hier im Jambus ( xX xX xX) geschrieben. Zugleich besteht die Syntax überwiegend aus Hauptsätzen der Bauart SPO (Subjekt, Prädikat Objekt).
So entsteht der Eindruck von Galopp! Und was ist mit dem Versende ( Kadenz), wo normalerweise der Reim steht? Die Kadenz ist ebenfalls geregelt: Sie ist durchgehend männlich (X) in Gegensatz zu weiblich (Xx). Wenn ich mich noch mehr vertiefe, finde ich weitere Stilmittel. und höre den Klang und Rhythmus von Dichtung!!!
Vermutlich wird die KI diese Struktur immer besser unterscheiden können. Und irgendwann können vielleicht unpoetische Menschen Dichten wie unmusikalische Menschen komponieren können. Ein unmusikalischer Mensch kann Musik einzeichnen und anschließend seiner Musik lauschen… und irgendwann hat er ein musikalisches Gehör… Ist n also musikalischer geworden!
Wild zuckt der Blitz. In fahlem Lichte steht ein Turm.
Der Donner rollt. Ein Reiter kämpft mit seinem Roß,
Springt ab und pocht ans Tor und lärmt. Sein Mantel saust
Im Wind. Er hält den scheuen Fuchs am Zügel fest.
Ein schmales Gitterfenster schimmert goldenhell
Und knarrend öffnet jetzt das Tor ein Edelmann...
- »Ich bin ein Knecht des Königs, als Kurier geschickt
Nach Nîmes. Herbergt mich! Ihr kennt des Königs Rock!«
- »Es stürmt. Mein Gast bist du. Dein Kleid, was kümmert's mich?
Tritt ein und wärme dich! Ich sorge für dein Tier!«
Der Reiter tritt in einen dunkeln Ahnensaal,
Von eines weiten Herdes Feuer schwach erhellt,
Und je nach seines Flackerns launenhaftem Licht
Droht hier ein Hugenott im Harnisch, dort ein Weib,
Ein stolzes Edelweib aus braunem Ahnenbild...
Der Reiter wirft sich in den Sessel vor dem Herd …. usw