Ohne jetzt den Thread komplett durchgelesen zu haben ist meine Meinung folgende:
Wenn sich ein Anfänger ein teures Instrument wünscht und es sich leisten kann bzw. der Schenkende es sich leisten kann, soll er sich ruhig diesen Wunsch erfüllen. Wenn ihm dieses Hobby nicht liegt, wird er es immer noch gut verkaufen können, wenn auch mit Verlust. Die Leute die ich kenne und diesen Weg mehr oder weniger gegangen sind, mussten aber auch nicht jeden Cent umdrehen. Müsste ich erst meinen halben Hausrat verkaufen und könnte die nächsten Monate nur noch Reis essen, würde ich allerdings nicht so viel Geld investieren.
Dafür gibt es mittlerweile auch im günstigen Segment Instrumente, die sehr gut verarbeitet sind und sich auch gut bespielen lassen. Klingen tun sie auch ganz ordentlich. Ich schätze mal im Bereich um die 200€ lassen sich schon mehr als brauchbare Instrumente finden. Von den ganz günstigen Angeboten halte ich nichts (z.B. Strat-Kopie für 80€), da man oft doch noch etwas nacharbeiten muss. Obwohl sich das in den letzten Jahren auch verbessert hat. 1995, als ich angefangen habe gab es für das Geld nur Brennholz. Solche Angebote lohnen sich aber, wenn man selber handwerklich begabt ist oder jemanden kennt, der einem behilflich sein kann.
Ganz abraten würde ich aber von sog. Kaufhausgitarren. Diese Teile taugen IMHO nichts und lassen sich auch nicht mehr verkaufen.
Ich würde sowieso jedem dazu raten, eine Person mitzunehmen, die etwas mehr Erfahrung hat und offensichtliche Mängel erkennen kann (schlechte Verarbeitung, Defekte). Wenn man niemanden hat, sollte man trotzdem am besten vor Ort testen. Im Netz sieht man nur Bilder und kann nur erahnen, wie sich die Gitarre anfühlt. Außerdem gibt es auch noch Verkäufer, die einem helfen können und nicht jeder schwatzt einem eine 10000€-Klampfe auf.
Als Anfänger wird man sowieso noch nicht die Feinheiten erkennen, die z.B. eine Custom-Shop Gitarre mit sich bringt. Aber es schadet auch nicht, wenn man auf einem teuren Instrument die ersten Schritte macht.
Die erste Gitarre sollte stimmstabil, gut bespielbar, anständig verarbeitet sein (nicht, dass nach zwei Monaten die Elektronik den Geist aufgibt) und einigermaßen gut klingen. Man sollte die Gitarre gerne in die Hand nehmen, sonst verliert man schnell die Motivation. Wenn ich zu sehr mit dem Instrument kämpfen muss, bin ich auch schneller frustriert.
Das alles findet man heutzutage auch in günstigeren Gefilden.
Es gibt natürlich auch noch die Möglichkeit des Gebrauchtkaufs. Der Vorteil liegt darin, dass man die Gitarre dann eventuell ohne Wertverlust wieder verkaufen kann, wenn dieses Hobby einem nicht liegt. Ein anderer Vorteil kann sein, dass das Instrument vielleicht schon eingestellt wurde und es gleich gut bespielbar ist. Hier sollte man aber auch wachsam sein. Mitunter gehen so manche "Anfängermodelle" bei Auktionshäusern über dem Neupreis an den neuen Besitzer. Viele denken halt, dass eine gebrauchte Gitarre per se billiger ist als eine Neue. Hier hilft es vorher Preise zu vergleichen.
Bei teuren Gitarren ist die Wahrscheinlichkeit eine Gurke zu bekommen natürlich tendenziell geringer, als bei einer Hausmarkengitte für 100€. Brauchen tut man sie aber nicht.
Ich würde mir vorher die Frage stellen, wie viel Geld kann und will ich investieren. Kann ich mit einem eventuellen Verlust leben, wenn ich sie verkaufe? Muss es ein ganz bestimmtes Modell sein?
Dann würde ich mich auch mal umsehen und -hören, was es im Rahmen meines Budgets alles so gibt und wie die Erfahrungen mit diesen Teilen ist. Ganz wichtig ist es natürlich auch, die Gitarren vorher mal in der Hand zu halten. Nur weil mir eine Les Paul optisch gefällt, heißt das noch lange nicht, ob ich damit auch klarkomme.
Einfacher wird es natürlich, wenn jemand da ist, der einem helfen kann. Alleine hätte ich damals auch nicht die passende Gitarre gefunden, da ich einfach nicht wusste, worauf ich achten muss. Ich wurde sogar vor einem potenziellen Fehlkauf bewahrt.
Ein paar Euros sollte man aber schon in die Hand nehmen können. Für eine handvoll Hartgeld wird man leider nichts anständiges bekommen. Lieber noch etwas warten und weitersparen.
Für mich gibt es keine Regel, ob man nun mit einer teuren Gitarre als Anfänger spielen darf oder nicht. Jeder soll sich das holen was er möchte und sich leisten kann. Da gibt es nichts, was man sich erst durch spielerische Fähigkeiten verdienen muss. Und wenn es nicht für die Fender oder Gibson am Anfang reicht, kann ich mir später immer noch eine holen.
Stimmt die "Basis" der Gitarre (5€ ins Phrasenschwein
), kann man diese Fähigkeiten auf jedem Instrument erlernen, egal von welcher Marke. Vorausgesetzt man will auch.