Midimaster schrieb:
Wenn Menschen nicht begreifen, dass der Schritt ein Kind zu bekommen einhergeht mit der Verantwortung den eigenen von der Gesellschaft propagierten maximalen Selbstverwirklichungszwang abzulegen, da man nun mindestens 20 Jahre Verantwortung für ein Lebewesen übernommen hat, das von einem ganz persönlich lebensbedrohlich abhängig ist
(Weiterhin off-topic)
Besteht das Problem nicht
gerade darin, dass den meisten Menschen sehr wohl bewusst ist, dass es in unserer Gesellschaft nicht ohne weiteres miteinander vereinbar ist, Kinder zu bekommen und diese verantwortungsbewusst aufzuziehen und sich gleichzeitig beruflich zu verwirklichen? Das gilt natürlich im verstärkten Maße für Akademiker, die durch die Dauer ihres Studiums schon so "alt" sind, dass sie keine Zeit für die Familienplanung haben, weil sie erst einmal versuchen müssen, beruflich Fuß zu fassen.
Durch die Bereitstellung einer ausreichenden Zahl von Krippenplätzen, Ganztagskindergärten und Ganztagsschulen, ließe sich dieses Dilemma sehr wohl deutlich entschärfen. Natürlich entspricht das nicht dem Ideal der klassischen Erziehung in der Familie, aber es bringt leider nichts, Idealen nachzutrauern und gesellschaftliche Realitäten zu ignorieren. (Aufschlussreich in diesem Zusammenhang auch
dieser Artikel aus der "Welt". Erwähnenswert ist übrigens, dass die skandinavischen Länder, in denen solche Betreuungsangebote selbstverständlich sind, auch bei PISA besser abschneiden als wir das tun.)
Für die politische Welt ist dass natürlich auch sehr praktisch, da nun alle Menschen von anfang an gleichgeschaltete werden können und cognitiver und intellektueller Gedanken insbesonderem der individuallität schon früh ein Riegel vorgeschoben werden kann..
Mit der Übertragung von NS-Terminologie ("gleichgeschaltet") auf andere Zusammenhänge wäre ich ich immer
sehr vorsichtig.
Selbstverständlich bringt es potentielle Gefahren mit sich, wenn der Staat einen zu großen Einfluss auf die Erziehung hat, und deshalb ist es auch wichtig, dass die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen dieQualität und Inhalte der staatlichen Erziehung regelmäßig kritisch überprüfen. Die Alternative in vielen Familien, in denen Fernseher, DVD-Player und Internet die Erziehung mehr oder weniger unkontrolliert übernehmen ist aber meiner Meinung nach deutlich weniger wünschenswert . Selbstverständlich kenne ich auch genügend Familien, in denen die Erziehung wunderbar funktioniert, aber es wird wohl kaum durchführbar sein, die Frage nach der Ganztagsschule von einer Art Elternführerschein abhängig zu machen.
Zur von dir angesprochenen Gefahr des Verlustes von Individualität: Ich bin davon überzeugt, dass die
überzogene Individualisierung unserer Gesellschaft (begründet durch die Zunahme von Ein-Kind-Familien und pädagogische Strömungen seit den spät 60ern) für einen großen Teil unserer gesellschaftlichen Probleme (Egoismus, Einzelkämpfertum, fehlende Teamfähigkeit in der Arbeitswelt, etc.) verantwortlich ist. Wenn Kinder schon früh durch den Umgang mit vielen anderen Kindern erfahren, dass es notwendig ist, Eigeninteressen aus Rücksicht auf die anderen Mitglieder einer Gruppe gelegentlich zurückzustellen, kann das so schlecht nicht sein. Zu dem von dir befürchteten völligen Verlust von Individualität wird es mit Sicherheit nicht kommen.
sollte sich aber herausstellen, das Dummheit der faktor ist, der sich autosomal dominant vererbt, dann haben wir allerdings ein grosses Problem...
Es wird geschätzt, dass Intelligenz zu 60-80% vererblich ist (und demzufolge nur 20-40% durch andere Faktoren wie Ausbildung, Erziehung, etc. beeinflusst werden können). Welche Folgen das in Verbindung mit der Entwicklung der Geburtenraten hat, wird auch in der Wissenschaft diskutiert (wie z.B. in
diesem Wikipedia-Artikel).
(/off-topic)