Nix gegen gute Röhrenverstärker (vermutlich sind Deine exzellent), aber es gibt zu viele schlechte, um die Röhre als ursächlich für guten Sound hinzustellen.
Das stimmt.
Wir haben ja im Thread für uns ja festgestellt, daß das letztendliche Klangergebnis viel davon abhängt, wie gut der Konstrukteur, wie hoch der entwicklungstechnische Aufwand und wie wichtig gute, oder sollte ich besser sagen, passende Bauteile sind.
Das trifft sowohl auf Röhrenverstärker, Transistoramps oder Modeller zu. Ein Billig-Röhreneimer aus der Kramkiste ist deswegen auch nicht das Gerät, das ich heranziehen würde, wenn ich die Behauptung aufstelle: "Ein Modeller reicht bislang nicht an die Klangqualität eines Röhrenamps heran."
Ich bin überzeugt, daß ein Axe-FX einen Niedrig- bis Midprice Röhrenamp in Sachen Klangqualität hinter sich läßt, im schlechtesten Fall zumindest gleichwertig ist. Auch macht es keinen Sinn, den Klang eines Axe-FX für 1500 mit einem Larry Dino für fünfeinhalbtausend zu vergleichen.
Nehm ich meinetwegen aber ein AXE-FX Marshall-Model heraus und vergleiche es mit einem Marshall-Style Röhrenamp, z.B. dem Cornell Plexi 45/50 Klon für 1500 , dann wird das AXE-FX relativ alt aussehen. Fairerweise füge ich gleich mal hinzu: das AXE-FX bietet für die 1500 ja nebenher noch dutzende andere Sounds neben dem Plexi-Sound.
Ja, aber da steckt angeblich doch der "Tone" drin: Warum wird denn immer gerne von den sagenumwobenen Point to point verdrahteten Amps geschwärmt (und entsprechend viel dafür bezahlt)?
Warum klingt laut Meister U. Pipper der Bassman, den er mit Silberdraht neu verkabelt hatte plötzlich nicht mehr, und nach Bearbeitung mit minderwertigem Klingeldraht wieder schön?
Nicht jeder Vintage bzw. Boutique Amp ist auch wirklich so toll. Auch sagt Handverdrahtung primär mal nix aus. Da gibt es viele auf'm Markt, die handverdrahtete Amps bauen und wenn man da dann reinschaut, sieht man eigentlich nicht mehr als einen gelabelten TAD-Kit, teilweise noch mit dilettantisch gelegten Kabelwegen. Und das seh selbst ich, der selbst nicht am Innenleben von Amps Hand anlegt.
Drum nutzt Verallgemeinern nichts. Wenn ich aber das Axe-FX mit einem Röhrenamp vergleiche, suche ich mir zumindest einen Gegner aus, den ich als gut gelungen bezeichne. Schließlich gilt ja auch das Axe-FX zu Recht als "gut gelungen".
Zu Udo Pipper sage ich jetzt nichts. Der Mann hat schon Ahnung und hat mir auch schon mal geholfen. Bei so Dingen wie unterschiedlichen Drähten kann ich ihm nicht ganz folgen, das würde ich wohl nicht hören, maße mich aber nicht an, es ganz abzuschreiben. Er erwähnt es in seinen Artikeln, will aber keinen bekehren. Drum soll jeder selbst für sich entscheiden, was er davon hält. Ich lese seine Artikel sehr gerne.
Warum werden bestimmte Kondensatoren anderen vorgezogen?
Weil sie in dem jeweiligen Amp vielleicht besser reinpassen? Die Unterschiede sind schon da und man darf nicht vergessen, daß es sich meistens dann nicht nur um einem im Amp handelt, sondern gleich um ein halbes Dutzend. Da summiert sich dann der Effekt eines nicht in die Klangkette passenden Kondensator.
Bei Eigenentwicklungen fällt es ja nicht ins Gewicht, weil man kein Referenzmodell zum Vergleich hat. Wenn man aber einen Fender oder Marshall nachbaut und der (/die ) richtige(n)/falsche(n) Kondensator(en) hörbare Auswirkungen haben, dann kann man es belegen.
Der teuerste Kondensator muß auch nicht immer der Beste sein.
Die unzähligen fehlgeschlagenen Versuche zu fliegen, nehmen mir den Glauben, dass der Mensch das jemals können wird.
Vermutlich gibt/gab es Nichtröhrenamps mit solchen Qualitäten. Es hat sie nur kein Gitarrist gekauft. Weil unsere Zunft das benutzt, was die Vorbilder (angeblich) benutzen.
In den 80ern gab es mal eine Zeit, da kam man nicht ohne Racksystem aus. Da wurden alte Topteile, die heute im guten Zustand ein kleines Vermögen kosten, einfach ausgemustert. Vielleicht ändert sich der Zeitgeist wieder und Röhrenamps kommen aus der Mode. Die Epoche, in denen es Musiker-Foren gibt, ist ja noch relativ jung.
Ich persönlich bin aber froh, daß es heutzutage wieder Musiker gibt, die "hinhören". Die ein Verständnis für guten Klang entwickeln wollen. Auch sehe ich da Leute wie John Mayer und Joe Bonamassa, die wieder Gitarrenklang und Ampklang zelebrieren und die Gitarre in den Vordergrund stellen. In den 90ern gab es sehr viel gute Gitarren-Musik, aber die Musik war doch deutlich Riff-orientierter und somit austauschbarer bzw. reproduzierbarer. Es gab für allgemeines Publikum keinen bestimmten Sound, an dem man einzelne Musiker identifizieren konnte. Da waren bestenfalls Insider-Tipps.
So gesehen finde ich es einen Segen, daß es hier Leute gibt, mit denen man ganz entspannt über "Sound" plaudern kann.