Ich bitte um Nachsicht, wenn ich zum Thema "mein Spielvermögen" etwas sehr großmäulig erscheine, in der Tat. Wenn ich so etwas lesen würde, müsste ich mir vielleicht auch an den Kopf langen, was das für'n Typ ist ;-)
Die Sache ist die, dass ich mich seit 1990 intensiv mit Solospiel beschäftige (OK, mit leichten Hänger-Phasen). Schnellspielen ist für mich vollkommen normal, was aber nicht heißt, dass es aus musikalischen Gründen stets erforderlich ist. Mein Nachbar ist Musiklehrer und ich alles andere als ein Profi (ich kann nur leidlich Noten lesen), aber der meinte auch schon öfters: "sehr virtuos" und sowas in die Richtung. Aber irgendetwas muss man ja können, erst recht, wenn man sich lange darauf konzentriert. Hinzu kommt noch, dass ich in meiner Jugend Leichtathletik betrieben habe. Was soll das denn, könnte sich jetzt manch einer fragen. Ganz einfach: Im Sport - meine Erfahrungen beschränken sich auf Leichtathletik und Langstreckenlauf, mit ganz wenig Krafttraining - gibt es eindeutige Parallelen zum Solospiel. Hier gibt es keine Geheimnisse: Disziplin, Hartnäckigkeit, das Wissen um seine Grenzen und wann man zurücknehmen sollte usw., blah blah... Es stimmt aber alles und man braucht nicht sein Leben lang nach "dem einen" Lehrbuch zu suchen, in dem "die eine" Zauber-Skala drin steht, die einen im Handumdrehen sooo viel besser macht.
In vielen guten Lehrbüchern werden Lockerungs- bzw. Aufwärmübungen empfohlen, ehe man sich an komplizierte Akkorte oder "flashy licks" bzw. überhaupt erst ans Üben macht - zurecht. Ein (Hochleistungs-)Sportler bringt auch nur dann Topleistungen, wenn er aufgewärmt ist. Ansonsten wird er mit seiner Leistung unzufrieden sein oder sich vielleicht verletzen. Ich habe meinen Händen zeitweise viel abverlangt, hatte aber _noch nie_ etwas Ernstes bzw. Probleme. Man muss einfach wissen, wann es reicht. Manchmal zeigen dies auch schmerzende Fingerkuppen an - der offensichtlichste Indikator für die Schmerzgrenze. Da ich im Sport gelernt habe, wie lange es dauern kann, bis sich nennenswerte Fortschritte entstehen, kann ich dies im Bezug auf (E-)Gitarren nur bestätigen. Hier die Stoppuhr, dort das Metronom. Nochmals sorry, wenn sich dies so lehrerhaft oder philosophisch liest, aber hoffentlich ist jetzt allen, die meine Sprücheklopferei irritiert, etwas klarer, wie es um mein musikalisches Schicksal bestellt ist. Alles begann damit, dass mir ein Klassenkamerad eine Guitar-Hero-Compilation auf Audiokassette ausgeliehen hat, und das allererste Stück darauf war ausgerechnet "Altitudes" von Jason Becker! Ab da war alles klar... Mit (Marty) Friedman teile ich sogar die ersten 5 Buchstaben des Nachnamens - nicht schlecht.
Bitte nicht lachen: Zu meiner Bundeswehrzeit habe ich ziemlich intensiv gespielt/geübt. Ich weiß noch genau, wie ich mit dem Rest der Truppe "Formalübungen" gemacht habe (Herummarschieren auf Befehl und so etwas) und dabei ununterbrochen 16tel-Non-Stop-Legatolinien vor meinem geistigen Auge gesehen habe - und ich konnte nicht abschalten! Das ging dann ein paar Wochen lang so und dann - gottlob - hat es einfach aufgehört. Seitdem kann ich sehr wohl in diesen Sich-vorstellen-Modus wechseln, ihn aber auch abschalten. Man kann auch im Kopf üben, oder z.B. irgend etwas frisch Gehörtes im Kopf auf den entsprechenden Fingersatz durchanalysieren, ehe man zur Klampfe greift. Jedenfalls habe ich genug Sequenzen rauf und runter gedudelt, um ohne großes Überlegen wild und non-stop herumdudeln zu können. Dies ist ja noch nichts Besonderes. Ich würde behaupten, dass es "gutes" und "schlechtes" (bzw. belangloses, zu lehrbuchmäßiges) Shredding gibt. Zum Glück entwickelt sich das Gehör mit und wird immer wählerischer bzw. ich sah mich beim Spielen somit gezwungen, sich immer mal was Neues auszudenken. Mich persönlich beeindruckt vor allem melodiöses, expressives Spiel. Abrufbare Schnelligkeit ist nicht verkehrt, aber nur ein Teil des Ganzen. Das Nachspielen konkreter Stücke habe ich seit Jahren gelassen und mache nur noch meinen "eigenen Mist".
Bei der Gelegenheit möchte ich sagen, dass ich mich über das neueste Siggi-Soundsample ziemlich freue - endlich mal jemand, der richtig reinhaut! Tja, für mein Soundsample mit den SOVs (die ich erst in ein paar Wochen erhalte) muss ich mir noch was überlegen. Hier wurde zum Custom-Modell STRINGBENDER ziemlich was vorgelegt. Blöd, dass ich zugunsten der Siggis meinen vorbestellten Fractal Audio AxeFx abbestellt habe... Der (oder z.B. Eventide-Prozessoren) könnte nämlich die im Soundclip eingangs hörbaren Clean-Effekte erzeugen - ich vermute, dass bei diesen Aufnahmen tatsächlich der AxeFx und kein Eventide eingesetzt wurde. So muss ich mit meinen 2 Line6 Rack-Effekten und ein paar Bodentretern auskommen.
Hier der Link zur STRINGBENDER, unten ist das Soundfile abrufbar:
http://neu.siggiguitars.de/index.php?option=com_content&task=view&id=174
Ach ja: Im STRINGBENDER-Soundsample kommt anfangs auch der Piezo-Sound zum Einsatz. Wow, klingt begeisternd! Insofern freue ich mich auf meinen (Piezo-bestückten) 7-Saiter, hehe
Auch mit Piezos kann man es krachen lassen.
So, jetzt wisst Ihr Bescheid bzw. ich habe mich als Shredding-Gestörten geoutet. Damit stehe ich aber bestimmt (hoffentlich?!?) nicht alleine da, oder ;-) ? ----Arky