was währe wenn wir die Träumerei auf dem Klavier nie gehört hätten ?
Das ist eben eine irreale Hypothese, und es ist Zeitverschwendung, unter einer solchen Annahme Schlüsse zu ziehen.
Was ich aus unserer Diskussion aber mitnehme, ist, dass Schumanns Träumerei auf dem Akkordeon nicht zu den Werken gehört, die man unwidersprochen und eindeutig zu denen zählen darf, die auf dem Akkpordeon musikalisch nichts taugen. Die Träumerei gehört also demnach in den weiten Bereich der Stücke, wo man sich bzgl. des musikalischen Wertes auf dem Akkordeon uneins sein kann.
Mit den folgenden Ausführungen meine ich nicht Musik oder musikalische Experimente, die aktuell eigens für das Akkordeon entworfen sind. Was in diesem Bereich musikalisch was taugt, zeigt sich in Zukunft daran, ob es noch gespielt wird.
Ich beziehe mich auf Transkriptionen: Wo ist die Grenze, ab der man sich einig ist, dass man jenseitige Musik nicht auf dem Akkordeon angehen sollte. Gibt es überhaupt eine? Und dabei meine ich nicht nur spieltechnische Gründe. Aufgrund unserer Diskussion beschleicht mich nämlich das Gefühl, dass, abgesehen von spieltechnischen Unmöglichkeiten, es für jede Musik Fürsprecher gibt, die sie für musikalisch tauglich halten, wenn sie auf dem Akkordeon dargebracht wird.
Gilt das zum Beispiel auch für klassische Gitarrenmusik? Gilt das auch für das (einzige) Violinkonzert von Tschaikowski - habe ich als hochvirtuose Akkordeon-Version schon auf YT gefunden? Oder, um den Rahmen noch weiter zu spannen, gilt das auch für einen Orgelchoral, der auf das Schlagzeug transkribiert wird?
Meiner Meinung nach ist dann die Grenze überschritten, wenn wesentliche kompositorische Elemente durch das gewählte Instrument - in unserem Falle das Akkordeon - nicht mehr ausgedrückt werden bzw. werden können. Die wesentlichen kompositorischen Elemente hat der Urheber auch durch seine ursprüngliche Instrumentierung oder mögliche spätere Variationen ausgedrückt. Wenn ein Musiker einer bestehenden Vorlage einen völlig anderen Geist als den des Orginals verleiht, z.B. durch die Instrumentierung, Phrasierung, Rhythmik, Harmonik, dann entsteht ein neues Werk. Dieses muss sich aber eigenständig bewähren und an der musikalischen Qualität des Originals messen lassen. Bei einem Qualitätsabfall sollte man es eben sein lassen - man kennt schießlich i.d.R. das Original. Und genau das ist für mich bei der Träumerei mit dem Akkordeon eingetreten. Die Akkordeon-Fassung bewährt sich in meinen Ohren nicht als eigenständiges Werk, sie ist musikalisch weniger gut als das Original.
Ich verstehe @Klangbutters Probleme als Musiker gut, wenn er aus etwas Bekanntem etwas eigenständig Anderes auf dem Akkordeon macht. Die Menschheit ist träge und will oft nur auf ausgetretenen Pfaden wandeln. Das Neue bzw. Andere muss halt musikalisch mindestens so gut wie das Original sein, damit man eine Chance auf Akzeptanz bei Kollegen, Sängern, Produzenten usw. und auch beim Publikum hat.
Viele Grüße
morino47