Schadet zu hohe Luftfeuchtigkeit im Sommer den Gitarren?

@Corkonian, du beschreibst es so wie ich es auch betrachte. :great:
 
Ja, Klang verändert sich bei unterschiedlicher Luftfeuchte.

Auch im Studio und HIFI-Bereich kennt man dies genau und so habe ich es auch im Studium zum Ton-Ing. gelernt.
Schallwellen werden von trockener Luft sowie feuchter Luft teils stark beeinflusst. Trockene Luft ist leichter und Musik klingt offener, spritziger und bei ca. 40 % am schönsten, so nehmen es die meisten Hörer war.
Bei feuchter Luft klingt alles schwerfälliger, nicht so offen und differenziert und somit nicht so schön. Diese Unterschiede sind sogar teils erheblich und auch für ein ungeschultes Ohr so wahrnehmbar.

So verhält es sich auch mit der Musik bzw. den Schallwellen, die von einer Gitarre kommen. Die unterschiedliche Luftfeuchte transportiert diese Wellen dann eben auch unterschiedlich und das Ohr nimmt diese Unterschiede wahr.
Bei offenen Gitarren kommt noch hinzu, dass hier nicht nur die Luftfeuchtigkeit der Raumumgebung eine Rolle spielt, sondern auch, wieviel Feuchtigkeit das Instrument selbst aufgenommen hat.
Stand nun schon eine Gitarre einige Zeit offen bei hoher Luftfeuchte und hat somit zusätzlich Feuchte aufgenommen und spielt man sie dann in Räumen mit ebenfalls hoher Luftfeuchte, so verstärkt sich das negative Klangbild.

Umgekehrt, bei mehr trockener Luft sowie idealer Feuchte der Gitarre und Raumumgebung ergibt sich dann das ideale Klangbild, "Oh, was klingt meine Gitarre heute richtig toll".

So lassen sich auch die unterschiedlichen Klangeindrücke erklären. Ja, manchmal liegt es auch am Spieler selbst, da er mal keinen guten Tag hatte.
Für Klang und Schallwellen ist natürlich nicht nur allein die Luftfeuchtigkeit von Bedeutung, sondern es kommen noch einige andere Faktoren, wie Raumakustik usw. hinzu.
Ich könnte das auch alles noch physikalisch erklären. Dies sollte aber so genügen.
 
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Offen im Raum wird die Gitarre immer im Gleichgewichtszustand sein. Jedenfalls solange sich das Raumklima nicht schnell und gravierend ändert.
Die Gitarre wird aber nie auf Dauer erheblich über oder unter der relativen Feuchte der Umgebung sein, genau wie die Gitarre nie auf Dauer wärmer oder kälter als die Umgebung sein wird.
 
Ich habe mich durch die Dikussion mit allen ihren Höhen und Tiefen durchgelesen und denke, man sollte nochmal an die Grundlagen der Problematik gehen.

Zunächt möchte ich hier noch mal klarstellen, das man es mit 3 ganz unterschiedlichen Formen der Feuchtigkeit zu tun hat: die absolute Luftfeuchtigkeit und die relative Luftfeuchtigkeit die sich auf gasformiges Wasser beziehen und eine Feuchtigkeit die mit flüssigenm Wasser zusammenhängt.

Was Holz schrumpfen und quellen lässt ist flüssiges Wasser, auch wenn man es nicht sieht. Frisches Holz verliert beim Trocknen entsprechend einen Großteil seines Gewichts. Zunächst trocknen die Hohlräume aus. Wenn dann der sogenannte Fasersättigungsbereich unterschritten wird, schrumpft das Holz. Die Trocknung stoppt, wenn ein Gleichgewicht mit Umgebungstemperatur und deren relativer Feuchtigkeit errecht ist. Daher die Probleme mit ungenügend getrocknetem Holz...oder eben bei sehr trockener Luft die das Holz weiter als vorgesehen trocknen lässt. Auch umgekehrt ist bei feuchterer Luft eine Wasseraufnahme möglich, da Holz hygroskopisch ist, d.h. Wasser anzieht. Ich vermute mal, dass das langsamer geht als das Trocknen...

Beim Quellen sind Schäden wohl deswegen seltener, weil das Holz auf Druck belastet wird und nicht auf Zug wie beim Schrumpfen.

Richtig fatal ist sicherlich flüssiges Wasser in Form von Kondenswasser. Bei einer Gitarre die offen im Raum auf einem Ständer steht, kann das eigentlich nicht vorkommen, es sei denn man ist in einer gemütlichen Tropfsteinhöhle zu Hause. Koffer sind da eine größere Gefahr wenn sie zum Beispiel an einer Wand stehen, die kühler ist als der Raum. Außenwände sollten absolutes Tabu sein!!
Wenn man ansonsten die Gitarre zwischen verschieden Temperatur und Feuchtigkeitsbereichen transportiert, sollte man am neuen Ort den Koffer eine Zeit lang öffnen, damit sich das Innere der neuen Umbebung anpassen kann. Dann kann eigentlich auch nichts passieren und der Koffer hat ja auch den Vorteil, das die Luftfeuchtikeit per Hygrometer gesteuert werden kann.

Wers nochmal nachlesen will:

https://de.wikipedia.org/wiki/Holzfeuchte

Wie weit die Holzfeuchte den Klang von Gitarren beeinflusst kann man gesondert diskutieren. Die Dichteunterschiede zwischen feuchter und trockener Luft sind jedenfalls so gering dass sie keinen Unterschied machen sollten. Feuchte Luft ist sogar leichter als trockene bei gleichem Druck. Der Einfluss des Luftdrucks ist viel größer und da hat bisher noch niemand einen Unterschied gehört..
 
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Absolute und Relative Feuchte stehen miteinander über die Temperatur in Verbindung. Worauf es wohl eher ankommt ist der Dampfdruck und der Kondensationspunkt.
 
Der Kondensationspunkt ist die Temperatur bei der ein Stoff - hier Wasser - den Aggregatzustand ändert, also von Gas nach Flüssigkeit. Weil das ist es ja, was Du vermeiden willst. Du willst ja keinen Tau in oder an der Gitarre haben. Der Dampfdruck ist der zum Gleichgewichtszustand (also keine Kondensation) passende Druck. Damit hast Du ein Dreieck aus Kondensaionspunkt, Rel Feuchte und Dampfdruck.

Meine Physik ist schon bissl länger her. Für die korrekte Herleitung müßte ich in die Bibliothek, das letzte Mal habe ich das im letzten Jahrtausend gebraucht....
 
Falls Du heute Abend keine Lust mehr hast, vor die Tür zu gehen: Taupunktkurve mit Rechner.
Und jetzt komm mir bitte keiner mit "da geht es um Bauholz, wir reden hier über Tonholz". :D
 
Der Kondensationspunkt ist die Temperatur bei der ein Stoff - hier Wasser - den Aggregatzustand ändert
nun ja .. ein Punkt. der eigentlich eine Temperatur ist und meines Wissens nach auch noch von der absoluten Feuchtigkeit abhängt .....

Zum Glück geht es hier nicht um kondensiertes Wasser. Wie schon erwähnt sollte das bei einer zivilisiert aufbewarten Gitarre überhaupt nicht vorkommen. An meiner Wand hängt eine Hopf aus den 60ern die, dem Geruch nach zu schließen, lange Zeit im Keller verbracht hat. Der massive Ahornboden hat eine ebenso massive Beule. Aber wie gesagt, das war halt nicht zivilisiert ...

Kommt es bei halbwegs sachgerechter Lagerung zu keinerlei Kondesation dann schrumpft und quillt das Holz im Abhängigkeit von Temperatur und relativer Feuchte. Es können im Extremfall Schäden entstehen. Trocknungsschäden scheinen häufiger zu sein

Es wäre interessant, wenn jemand darlegen könnte, wie der genaue Zusammenhang zwischen der Holzfeuchte und relativer Luftfeuchtigkeit und Temperatur ist. Dann könnte man daraus konkkrete Empfehlungen ableiten. Solange gilt: Nicht zu warm und nicht zu kalt und bei 50% relativer Feuchtigkeit aufbewaren. Dann bleibt die Gitarre vorraussichtlich heile .......
 
Es wäre interessant, wenn jemand darlegen könnte, wie der genaue Zusammenhang zwischen der Holzfeuchte und relativer Luftfeuchtigkeit und Temperatur ist. Dann könnte man daraus konkrete Empfehlungen ableiten.
Braucht man nicht, denn die hat man schon ;):
Nicht zu warm und nicht zu kalt und bei 50% relativer Feuchtigkeit aufbewahren.
Nicht unter 40%, nicht über 70%. Wo sich der Mensch wohlfühlt, fühlt sich auch das Instrument wohl.
 
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