Die schulmäßige Unterscheidung zwischen natürlichem, harmonischem und melodischem Moll ist ziemlich überflüssig, denn sie hat mit der Bestimmung einer Tonart nichts zu tun, die Tonart ist g-moll, egal ob 6. und/oder 7. Stufe nun gerade erhöht sind oder nicht. Man kann mit den Begriffen nur simple Tonleiter-Muster benennen, denn harmonisch Moll ist keine Tonart, d.h. es gibt kein Stück, das in harmonisch g-moll stünde, sondern höchstens eines, das in g-moll steht. Ausnahme hiervon wäre allenfalls ein Stück, das in reinem Äolisch steht, in dem der Leitton also nie auftaucht, das wäre dann aber eine Kirchentonart, kein Moll.
Auf der Seite "Lehrklänge" liest man:
http://www.lehrklaenge.de/html/die_moll-tonarten.html schrieb:
"... das melodische Moll muß wie das natürliche abwärts geführt werden, weil es sonst der Dur-Tonart mit dem selben Grundton zu ähnlich wäre!"
Das ist nicht nur schlecht formuliert, denn richtig müßte es natürlich heißen: "das melodische Moll muß abwärts wie das natürliche geführt werden", das ist auch völliger Blödsinn, denn die Begründung ist falsch, und man findet in tatsächlicher Musik Unmengen an Stellen, bei denen es bspw. in a-moll abwärts a-gis-fis-e... lautet. a-gis-fis-e... wäre aber nach dieser unsinnigen Regel weder natürlich noch harmonisch noch melodisch moll, sondern was, bitte?
Der Zusammenhang ist ja ein ganz anderer: Ist die Stelle mit der Dominante harmonisiert, kann es a-gis-fis-e... oder a-gis-f-e... heißen, ist sie mit der Subdominante harmonisiert, muß es a-g-f-e..., über dem verminderten Dominantseptakkord muß es a-gis-f-e heißen.
De la Motte ("Harmonielehre") schreibt:
Unsinnig ist die Aufteilung der Elementarlehre in drei Arten Moll ...
und sinngemäß weiter: "Da sie noch allgemein gelehrt wird, sollte man sie zwar kennen, aber keinen Gebrauch von ihr machen." Recht hat er.