Hi,
es handelt sich allgemein gesprochen um einen Gibson "Pat.Nr." (Patent Number)-Pickup, die Bezeichnung hat sich jedenfalls eingebürgert. Eigentlich sagt sie nicht so sehr viel, denn 1962 wurde erstmal tatsächlich nur der Aufkleber geändert, später aber nach und nach auch Materialien und Herstellungsweise. Ein "Pat.Nr." kann also wie ein später PAF gebaut sein (und klingen), aber eben auch ein ganzes Stück anders.
Im strengen Sinne bezeichnen viele Sammler deshalb nur die HB von 1962 bis ca. 1965 als "Pat.Nr.-PUs. Gegen Ende 1963 wurde der Wickeldraht geändert, die andere Isolierung hat immer auch Einfluss auf den Klang. Ob das auch für das irgendwann mal geänderte Material der Spulenkörper gilt, dürfte dagegen schon in den Bereich des Feingehörs fallen. Das habe ich allerdings schon vor längerer Zeit durch die Crashbecken unseres damaligen Drummers eingebüßt...
Ab 1965 wurden dann neue Spulenkörper eingeführt, auf denen oben mittig ein "T" zu lesen war, deshalb sind diese HB auch als "T-Top" bekannt. Die 7,6 KOhm sind typisch für diese PUs, die Vorgabe war 7,5 KOhm, der Wert wurde Mitte/Ende der 60er dann zunehmend genauer eingehalten, weil vollautomatische Wickelmaschinen eingeführt wurden. Das ziemlich ramponierte Decal (die dünne Folie ist halt sehr empfindlich) war optisch dem berühmten "Patent Applied For"-Kleber sehr ähnlich, aber irgendwann kam man sich wohl komisch vor, ihn drauf zu machen, obwohl das Patent längst erteilt war. Andererseits (so eine verbreitete Erklärung) wollte man die Mitbewerber nicht mit der Nase auf die Technik des Humbuckers stoßen, und so kam nicht die Nr. des erteilten Humbucker-Patents drauf, sondern eine andere, die mWn für ein Tailpiece-Patent stand. Ab 1974 wurde die Pat.Nr. dann in die Bodenplatte gestanzt, in den 90ern ersetzt durch "Gibson USA". Die T-Top-Spulenkörper liefen wohl um 1985 aus.
Deinen PU kann man demnach noch etwas genauer datieren, und zwar auf 1971-1974. Unter der Kappe dürften sich die "T"-Markierungen befinden. Auch wenn ich jetzt kein Vintage-Sachverständiger bin, neige ich dazu, dass die Kappe original ist. Diese PUs hatten damals immer Kappen, wenn sie also ersetzt worden wären, würde man in aller Regel auch noch Spuren der ursprünglichen Lötstelle sehen. Ich kann es nicht ausschließen, aufs erste Hinschauen fällt mir aber nichts auf.
Selbst wenn sie neu gelötet worden sein sollte, dann wurde hier wohl höchstens mal die alte Kappe entfernt und vor dem Verkauf wieder draufgesetzt. Denn diese Kappen mit dem eingestanzten Markennamen wurden zum Einen nur sehr kurz verwendet, zum Anderen waren sie eher unbeliebt. Durch die Stanzung liegen sie recht ungleichmäßig auf, was die Neigung zu mikrophonischem Pfeifen verstärken kann. Die Händler hassten sie ebenfalls, weil man sie durch das Logo nur noch in einer bestimmten Position einbauen konnte. Letzteres erscheint uns heute selbstverständlich, aber elektrisch unterschieden sich beide Versionen ja nicht, sodass man immer beide Sorten auf Vorrat halten musste, ohne dass es technisch erforderlich gewesen wäre. Zusammengefasst: Bei nachträglicher Montage hätte man in aller Regel wohl ein glattes Cover verwendet, das man ja auch viel leichter besorgen kann.
Die besagten Kappen wurden ganz überwiegend 1972 verwendet, ein paar wohl schon 1971, vergoldete wurden wohl selten gebraucht und sind ab und zu noch 1973 verbaut worden. Prinzipiell kann Dein HB aus jeder Gibson mit Gold-Hardware stammen, also z.B. aus einer LP Custom oder einer der verschiedenen ES-Modelle, die öfter mit goldener Hardware ausgeliefert wurden als die Solidbodies.
Noch näher eingrenzen kann man es meist nicht. Was Du noch tun kannst, ist den Abstand der Polschrauben zu messen. Liegt er bei 49,2 mm, gilt das gesagte. Sind es nur 46 mm, ist Dein PU ein ehemaliger HalsPU aus einer Hollowbody mit extra schmaler Saitenführung, das sind vor allem Byrdland, ES-350T, L-5CE, S-400CE und manche Barney Kessel-Modelle.
Gruß, bagotrix