Hallo prfj4,
mir ist völlig unbekannt, dass in Hamburg jemals Akkordeone gebaut wurden, worauf der Name Hammonia und das Wappen hindeuten.
Also ganz allgemein: Du hast ein Pianoakkordeon mit 120 Bässen in der heute noch genauso gängigen Anordnung (Stradella-Bass oder Standard-Bass genannt).
Da ich den Hersteller nicht kenne, würde ich schätzen dass es in der Zeit von vor dem ersten Weltkrieg bis unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg produziert wurde.
(Nebenbei: Ist das da Pappe hinter dem Verdeck (das glänzende Blech über den Tasten)?)
Die Verzierungen neben den Basstasten sind für Akkordeone untypisch, nicht aber für diatonische Harmonikas. Das deutet entweder auf eine Bauzeit vor dem ersten Weltkrieg hin, oder auf einen Hersteller, der sein Hauptgeschäft mit den Harmonikas gemacht hat.
Ich vermute dein Akkordeon ist entweder zweichörig oder dreichörig. Das sieht man aber erst, wenn man es aufmacht, oder man hört es. (Ein Chor beim Akkordeon ist übrigens ein kompletter Satz Stimmzungen für alle Tasten in einer bestimmten Tonhöhe.)
Wenn es zweichörig ist, ist die wahrscheinlichste Choranordnung in dieser Zeit 8'-8' (oder MM), d.h. in der einen Stellung des Registerschiebers hast du einen klaren Ton und in der anderen Stellung den typischen Akkordeonklang (zumindest dieser Zeit), nämlich das Tremolo oder genauer Schwebungsregister. Dabei wird ein zu jedem Ton ein geringfügig höher gestimmter zweiter Ton dazugeschalten. Du hörst dann, dass sich durch den Registerschalter der Klang deutlich ändert, aber nicht die Tonhöhe.
Der Vollständigkeit halber: Es wäre auch eine Oktavanordnung der Chöre denkbar, wenn auch selten. Dann wird über den Registerschieber ein Ton dazugeschalten, der entweder eine Oktave tiefer (8'-16' oder ML) oder (noch unwahrscheinlicher) eine Oktave höher (4'-8' oder HM) ist.
Wenn deine Hammonia dreichörig ist hast du im wahrscheinlichsten Fall im einen Register das Schwebungsregister/Tremolo (8'-8' oder MM) und im anderen das Schwebungsregister + die tiefe Oktave (8'-8'-16' oder MML). Es ändert sich rein akustisch also nicht der grundsätzliche Klang sondern nur die Tonhöhe.
Eine technische Beurteilung kann aus der Ferne niemand machen. D.h. ob der Balg dicht ist, die Stimmzungen nicht verrostet, das Wachs, so vorhanden, brüchig, das Leder lappig,... sieht man von außen nicht. Das kann aber bei einem so alten Instrument durchaus sein, auch bei bester Pflege, weil das Mängel sind, die vom Alter, aber auch von Temperatur und Luftfeuchtigkeit kommen.
Frag nach, wenn du etwas nicht verstanden hast oder mehr wissen willst. Die Registerbezeichnungen, die ich verwende findest du hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Register_(Akkordeon)