Hm, ich hab die Argumentation absichtlich dünn gehalten, damit hier kein Glaubenskrieg entsteht.
Ich nutze alle drei Systeme, Win7 (8.1 in der VM), OSX 10.9 und 10.10 und zwei Linuxe (Ubuntu Studio und Antergos). Ist eben ein Hobby.
Ich bin privat auf Linux umgestiegen, weil ich persönlich mit der Philosophie konform gehe. Das Basteln am System und der Installationsaufwand hält sich bei meinen Distibutionen sehr in Grenzen. Eigentlich ist es wirklich genauso einfach wie eine OSX oder Win Installation. Mit der Maus durchklicken, Festplatte wählen, Nutzer anlegen. Alles grafisch und automatisch.
Besonders toll finde ich, dass die Programme alle in zentralen Datenbanken liegen. Das macht gerade das Updaten super einfach. Nachteil daran ist: man muss eigentlich den Terminal nutzen, oder ein dafür konstruiertes Programm, was die Benutzung aber nicht wirklich vereinfacht. Hat eben vor und Nachteile.
Was der ganz große Vorteil an Linux ist: es verbraucht fast keine Ressourcen vom System. Mein Haupt-OS Antergos nutzt 200MB Ram und 0,1% der CPU Leistung. Da kommt man auch mit Computern von 2008 noch dicke hin. Das mach mal mit einem Windows 8 oder OSX 10.10 nach. Da sind RAM und CPU schonmal vom System verstopft. Der Bootvorgang dauert vom 0 auf 100 vielleicht 6 Sekunden. Herunterfahren keine zwei Sekunden. Sicherlich kein Kriterium, aber ich finde es klasse.
Treiberprobleme habe ich unter OSX teilweise mehr (gerade bei meinen Druckern) als mit Linux. Bei Interfaces hatte ich im letzten Jahr anscheinend viel Glück.
Linux und Audio ist so eine Sache. Die DAWs, die es gibt, sind ... sagen wir speziell. Ardour3 läuft bei mir nie 100% stabil. Es ist aber die einzige DAW, die einen professionellen Funktionsumfang mitbringt. Die Bedienung ist auch gewöhnungsbedürftig und ist etwas hakelig. Erinnert mich an Cubase 4. Aber es geht. Spaß macht es mir auch nach den zwei Monaten damit nicht wirklich. Es gibt halt kaum professionelle Entwickler für Plugins. Ohne Zweifel gibt es sehr gute, aber irgendwo fehlt es. Dann gibt es dreierlei Audio-Protokolle: ALSA, Pulse (mit ALSA-kompatiblem Layer) und Jack für die professionellen Anwendungen. Alle haben Nachteile und mögen sich nur über Umwege. Das nervt kolossal.
Und da kommt der Part der mich am meisten stört: man muss basteln, um zum Ergebnis zu kommen. Eine einfache Drum-MIDI Spur muss man in Jack (ein mächtiger ASIO-Kumpane mit freiem Routing im kompletten System) auf ein anderes Programm routen und dort die Töne in Ardour einschleusen. Sowas nervt einfach und ist nicht zeitgemäß. Ebenso kann ich keines meiner gekauften Plugins nutzen. Einzig U-HE baut gerade an VSTs für Linux.
Es ist ein stetiges Für und Wider.
An OSX 10.10 stört mich wirklich die Win7 Aero Optik und dass inkonsistent designte System. Das ist nicht mehr das Apple, was ich lieb gewonnen hatte. Einfach von vorn bis hinten durchdacht. An Win stört mich, dass es mit Zusatzprogrammen wie Virenscanner und Firewall beladen werden muss, die zusätzlich zum enormen Systemverbrauch noch zusätzlich an der Hardware saugen. Klar ist die heutige Hardware schnell und ausreichend, aber das ist kein Grund schludrig zu programmieren oder die vorhandenen Ressourcen komplett zu belegen.
Ich glaube, dass Linux so langesam wirklich im Kommen ist. Valve hat Steam auf Linux ermöglicht und portiert nach und nach Spiele. Auch die Spieleentwickler machen hier mehr und mehr. Und wenn die Spieler auf Linux sind, dann folgen auch die anderen Firmen.
Kurzum: Grafik, Video oder Audio auf Linux NEIN, Office und Internet JA. Und ich bin bereit dafür Pionierarbeit zu leisten, eben weil ich die Open Source Philosophie mag und auch dafür spende, wenn ich etwas sinnvoll nutzen kann. Langfristig fahre ich damit hoffentlich gut.