Die ganze Diskussion enthält einen Denkfehler, meiner persönlichen Meinung nach.
Ihr geht davon aus, dass alle Gitarren einer Baureihe exakt gleich klingen und gleich gut verarbeitet sind.
Das ist aber nicht der Fall!
Somit sind pauschale Vergleiche auch nicht möglich.
Ich habe unzählige Male etliche Modelle einer Baureihe miteinander verglichen und die Unterschiede von Modell zu Modell waren IMMER da, hier nur ein Beispiel (sogar mit aktiven PUs, denen viele nachsagen, sie würden eh in jeder Gitarre gleich klingen):
https://www.musiker-board.de/thread...nt-teil-2-mb-feldversuch.645865/#post-8003297
Wie kann man also jetzt versuchen, pauschal solche Aussagen zu treffen wie "den Unterschied zwischen einer 200 Euro und einer 2000 Euro Strat bemerkt blind niemand?".
Natürlich respektiere ich solche Meinungen auch, kann sie nur einfach null nachvollziehen - vor allem nicht, wenn sie aus dem Munde (oder den Fingern) von vermeintlich gestandenen und erfahrenen Musikern kommen.
Die Ansprache, die Schwingungseigenschaften, Tonentfaltung, der Sound an sich sind schon in der Regel so verschieden, dass man - wenn man schon nicht von "besser" oder "schlechter" spricht, was eh subjektiv und Geschmackssache ist - wenigstens einräumen könnte, dass die Gitarren "anders" bzw. unterschiedlich klingen. Und sich natürlich auch nicht gleich anfühlen. Das Spielgefühl beeinflusst auch maßgeblich das, was man dann mit der Gitarre anstellt und wie es letztlich klingt. Insofern sind auch diese "lasst doch mal einen anderen Gitarristen was vorspielen und hört mit verbundenen Augen nur zu" Versuche völlig obsolet. Das Instrument muss sich in den eigenen Händen gut anfühlen und "passen".
Was Gitarrenbauer-"Custom Shop"-Modelle anbelangt - auch das ist mehr oder weniger ein Glücksspiel. Ein erfahrener Gitarrenbauer kann zwar schon die Materialien und Konstruktion so wählen, dass er ungefähr die besprochenen klanglichen Vorstellungen des Kunden trifft - es gibt aber genügend Beispiele, in denen Kunden zwei identische Gitarren haben wollten, die dann gebaut wurden und trotzdem verschieden geklungen haben, was auch die Gitarrenbauer selbst eingeräumt hatten, wenn man sie denn gefragt hat. Natürlich hängt das keiner an die große Glocke, weil das die Kundschaft, die da einen Batzen Geld in die Hand nimmt, nur verunsichern würde, wenn man sagt "naja, ich kann dir nicht zu 100% garantieren, dass der Sound dir dann hinterher auch gefällt" - obwohl das eigentlich jedem einigermaßen logisch denkenden Menschen von vornherein klar sein müsste.
E-Gitarren werden aus Holz gebaut, einem natürlich gewachsenen Werkstoff, der massiven Schwankungen in bestimmten Parametern unterliegt (Dichte, Härte, Steifigkeit etc.) - selbst zwei Stücke von genau dem gleichen Baumstamm, einmal von ganz unten, einmal von weiter oben herausgesägt, werden unterschiedliche physikalische Eigenschaften haben.
Ohne diese Diskussion ums Thema Holz wieder anzetteln zu wollen, dürfte jedem klar sein, dass dieser Faktor eine große Rolle bei der Saitenschwingung und -bedämpfung spielt und letztlich eben auch für den Sound, der über den Amp zu hören ist.
Von Toleranzen bei der Hardware (z.B. PUs, Potis etc.) will ich erst gar nicht reden, genauso von der Verarbeitung und Einstellung der jeweiligen Instrumente (wie ist der Sattel gefeilt, wie sind die Bünde abgerichtet, wie sind die Halskrümmung und die Bridge eingestellt etc.).
Natürlich gibt es auch bei günstigeren Gitarren welche, die erstaunlich "gut" klingen, tolle Schwingungseigenschaften haben, sauber verarbeitet sind und sich nicht vor teureren Modellen verstecken müssen. Wer aber ernsthaft behauptet, das sei die Regel und dass aus dem Grund niemand 1000 Euro Gitarren bräuchte (wenn man das Prestigedenken und Markenhörigkeit mal abstelle), will meiner Meinung nach nur provozieren. Was ja auch auch immer wieder funktioniert im Musiker Board...
Aus diesen Gründen etwas sinnlose Diskussion hier, zumal Musikmachen auch etwas sehr Persönliches ist und wie man so sagt: "One man's trash is another man's treasure."
Nur meine 0,02$ zu dem Thema.