Auch bei der Geiz ist Geil Mentalität muss eigentlich jedem klar sein, dass Beratung nicht umsonst sein kann, wenn sie von qualifizierten Profis kommen soll, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten. Aber genau da läuft es gänzlich in die andere Richtung: Produkt Informationen sind durchs I-Net zu Hauf kostenlos vorhanden. Und wegen "Geiz ist Geil" wird an der Stelle dann noch am ehesten gespart. Mit oftmals desaströsen Folgen, weil oft "billiges" Zeug gekauft wird, dass den Ansprüchen nicht gerecht wird. Wer billig kauft, kauft oft doppelt und treibt damit "Geiz ist Geil" ad absurdum.
Kann man einem Fachhändler noch zutrauen, sich in der Warenflut auszukennen, damit man ihn "Profi" nennen kann? Wohin müsste das eigentlich reichen? Profimusiker und Gitarrenbaumeister sowie Einzelhandelskaufmann mit Physikstudium? Oder bei einem Beratungsgespräch gleich 4 Angestellte auf einmal zur Stelle? Wenn die Sache nur Hobby ist/war, daneben der Kaufmannsberuf, darf man nicht "zuviel" erwarten. Meine Erfahrungen aus den 80er und 90er Jahren sind eher: Dort hat jemand sein Sortiment bestellt und das versucht er dann auch an den Kunden zu bringen, nicht selten mit gewitzter Frechheit gegenüber dem Kunden ("Haben sie XY Saiten?" "Die taugen doch nix, nimm die hier" (Händler hatte natürlich nur 2 verschiedene Marken, mangels Alternativen griff man dann zähneknirschend zu denen und erlebte desöfteren daheim rostige Wunder..!!). Für sämtliche (damals) erhältliche Ware fehlt das Kapital und vor allem auch der Platz. Das ist heute kein Thema mehr, was es hier bei den "Großen" nicht gibt, wird eben direkt in den USA oder Asien bestellt. Dabei geht es noch nicht einmal um "billig", lediglich um Verfügbarkeit, Nachfrage, aber auch spezielle Kundenwünsche.
Ich würde, was Ramschware betrifft, noch immer soweit gehen und behaupten, dass die aus China nichts taugt, taugen kann, anders sieht es aus wenn westliche Unternehmen ihre Qualitätsmaßstäbe in China umsetzen.
Es ist aber leider auch so, dass dieser "Wahnsinn" nun schon dazu geführt hat, dass gute Beratung kaum noch zu bekommen ist. Selbst in den guten Fachgeschäften sind die Verkäufer oft nur noch frustriert
Wie oben angedeutet, die müssen erst einmal gefunden werden, und das war schon früher nicht einfach. Dass man die mit abschließender Onlinebestellung quasi über den Tisch zieht gehört sich auch nicht, zeigt aber auch einen Werte- und Moralverfall auf, der uns allen eingeimpft wird. Rein wirtschaftlich gesehen ist es natürlich vollkommen legitim kostenlose Beratung hemmunglos auszunutzen und anschließend dort zu kaufen, wo es am billigsten ist. Das würde kein Unternehmer anders machen, nur so "gewinnt" man, zwar keine Freunde, keine lange Geschäftsbeziehung aber spart das liebe Geld.
Da diese Entwicklung eh nicht aufzuhalten ist, muss man für sich selber sorgen. Man muss lernen, Infos richtig zu filtern. In Testberichten und Reviews (sie es jetzt Unabhängige in Foren wie diesem, auf YT oder in den "Fachzeitschriften") steht viel Nützliches aber auch viel Unfug oder "Geschöntes". Da muss man Antennen entwickeln.
Richtig, das gilt für sämtliche Bereiche wo es um Einkauf geht. Natürlich nicht zu vernachlässigen: Das Internet als Medium generell, wo man überall kritisch bleiben muss.
Ansonsten versuche ich, wo es nur geht, lokal Infratruktur auch durch Konsumverhalten zu stärken. Ich habe eigentlich keine Lust auf chinesische Brötchen, die zwar nur 5 Cent kosten, die ich aber selber aufbacken müsste; mir aber trotzdem gar nicht leisten kann, weil ich keinen Job hier mehr habe...
Fachgeschäfte starben hier, wo ich wohne, bereits vor über 10 Jahren wie die Fliegen. Jetzt gibt's Shoppingcenter en masse, wo man keine Beratung mehr bekommt, geschweige denn speziellere Artikel. Dann wird eben nicht mehr im Baumarkt gekauft, weil der bestimmte Schrauben gar nicht hat, die ein winziger Fachhändler vor Ort (Geschäft seit Anno 1900..) natürlich immer hatte bis er dicht machen musste, sondern online bestellt. Als Kunde muss man die Geschäftsmodelle schlucken die einem angeboten werden, in den USA ist die Centerzeit bereits rückläufig, manch ein kleiner Einzelhändler in einem Kaff hat trotzdem überlebt und wird es auch künftig tun.