So, ich habe mir heute morgen endlich das neue, frisch erschienene Porcupine Tree Album "Fear of a Blank Planet" gekauft und möchte euch meinen ersten Eindruck schildern und eine kleine Diskussion anregen
neuer Thread ist wohl nicht nötig, es gibt ja schon diesen hier.
Erstmal hat mich die Aufmachung beeindruckt... ein schicker Pappschuber mit dem unheimlichen Kinderfoto auf dem Cover, innen sowohl ein sehr dickes Booklet mit allen Texten und vielen weiteren coolen Photos, als auch ein weiteres aufklappbares Pappdings mit zwei Öffnungen, in welchen sich jeweils nochmal in eine Plastikhülle verpackt einmal das Album auf CD und dann nochmal auf DVD als DTS 5.1 Surround-Mix findet. Sehr edel! Allerdings verkanten sich diese Plastikhüllen beim Herausschieben sehr schnell in dem ganzen Pappkram drumherum.
Dann auf zum Hören. Der erste Track klingt noch ein wenig nach Deadwing, allerdings mit ein paar neuartigen Sound-Sprenkseln, und der Anfang vom zweiten ließ mich sofort an "No Quarter" denken, aber ab Track 3 beginnt etwas absolut einzigartiges. "Anesthetize" ist einer der großartigsten ProgRock-Gemälde, welche ich bisher zu Ohren bekommen habe, vom Ablauf her etwas an "Arriving Somewhere" orientiert, aber abwechslungsreicher, überraschender und tatsächlich noch packender! Der Rest des Albums ist ein einziges Ineinanderfließen von geilen Riffs, wunderschönen Melodien und ungewöhnlichen Sounds, die zum Teil auch elektronischer Herkunft sind. Die immer wieder eingefügten harten Metal-Passagen klingen allerdings ein wenig selbstzweckhaft in die Songs eingeschoben. Ist aber nicht schlimm, da es stets sehr geil klingt!
Ich würde sagen, daß dieses Album überhaupt nicht nach irgendwelchen bisherigen Porcupine-Tree-Alben klingt. Es ist einerseits sehr vielseitig - von Metal-Riffs, Klavierläufe (deutlich besser als der etwas langweilige in "Lazarus"!) über arrangierte Streicherpassagen mit Orient-Touch bis hin zu elektronischen Synthie-Sounds alles dabei, andererseits hat es sowohl ein durchgängiges Thema als auch eine über das ganze Album konstante, beklemmend-düstere Stimmung. Dadurch wirkt alles wie aus einem Guß, wie ein großes Stück ohne Pausen, aber auch wie eine Reise, welche den Hörer von Ort zu Ort begleitet und immer wieder neue Soundlandschaften malt, immer neue Assoziationen im Kopf weckt - genau das, was ich an Prog so mag! Einfach wunderschöne Musik und meiner Meinung nach den Vorgängeralben überlegen. Waren diese noch richtig gute Alben mit ein , zwei Hammersongs drauf, so ist dieses ein Gesamtkunstwerk! Neben der ungewohnt düsteren Stimmung ist mir aufgefallen, daß viele Gesangsmelodien sehr viel harmonischer und schöner klingen als auf In Absentia oder Deadwing. Als Wermutstropfen muß ich jedoch verzeichnen, daß die Liebe zu den krummen Taktarten vorbei ist - statt den 11/8- und 17/16-Eskapaden der letzten Alben gibt es straighten 4/4-Takt mit ein, zwei aus der Reihe fallenden Stellen. Die typisch wilsonesk-dissonanten Gitarrensoli auf "Deadwing" habe ich auch ein bißchen vermißt.
Alles in allem ein unglaubliches Album. Pauschale Aussagen wie "es ist härter" etc. lassen sich aber irgendwie nicht so recht treffen, man muß es wohl einfach selbst hören. Vielleicht ist es etwas elektronischer - ich mußte beim Hören oft an "Kid A" von Radiohead und an Depeche Mode denken, sowie beim letzten Track auch etwas an Marilyn Manson und Nine Inch Nails. Und auf jeden Fall ganz anders als Deadwing und In Absentia!
Hm... schon wieder zuviel geschrieben
eigentlich sollte das ja nur ein kurzer Eindruck sein. Wie auch immer, dieses Album ist absolut göttlich und ich kann euch nur empfehlen, es euch ein paarmal durchzuhören und dann hier euren Senf dazuzugeben