Mir ist diese Woche etwas passiert:
ich habe im Elektroschrott ein Mikrofon gefunden. Genauer gesagt: ein Knäuel von beigem Kabel gewickelt um ein Mikrofon. Oben konnte man noch etwas silbrigen Korb erkennen, unten war ein Kleintuchelstecker auszumachen. Am Ende ein Cinch Stecker mit selbstgelötetem Adapter auf Monoklinke. Auf dem Korb war noch BAYER zu lesen, was mein Interesse geweckt hat. Ich habe dann beim Verantwortlichen sicherheitshalber nachgefragt, ob das wirklich weg soll. Ja.
Ok, das ganze Knäuel mitgenommen, mal sehen ob da noch was funktioniert.
Da Knäuel etwas entwirrt. Unterhalb des Korbs kam noch ein Ring mit 2 Ösen hervor. Offensichtlich war das mal ein Mikrofon zum Umhängen für Vorträge gewesen.
Bis dahin noch keine Typenbezeichnung gefunden.
Als das Kabel mit dem Kleintuchel weg war kam dann doch beim Stecker eine Typenbezeicnung in Form einer kleinen Banderole hervor. Und da hat es mich fast umgehauen. Da stand:
beyerdynamic M88 N.
Ich hatte mit dem Typ noch nie etwas zu tun, darum hatte ich das Mikro nicht gleich erkannt. M160 oder M201 hatte ich schon mal in der Hand, die hätte ich sofort erkannt.
Ob das noch tut?
Also mal mit dem Multimeter Pins 1 und 3 durchgemessen. 200 Ohm. Die Chancen waren gut.
Also den Kleintuchel abgezwickt, Lötkolben angeworfen und bei einem XLR Kabel die Buchse durch den Kleintuchel ersetzt. Ich war so was von gespannt und aufgeregt.
Ans Mischpult angeschlossen und probiert.
Ja das tut. Und zwar richtig gut. Hammer!
Den Ring mit den Umhängeösen konnte ich mit 2 Madenschrauben entfernen.
Nachdem ich den Schaft mit Propanol etwas gereinigt hatte (der Korb war sogar ok), sieht das Mikrofon so aus, als hätte es vielleicht ein Jahr bei einem Händler gelegen aber fast wie neu.
Meine Recherche hat inzwischen ergeben, dass das Mikrofon aus einer recht frühen Serie stammt, da am Korb nur BEYER steht und nicht BEYERDYNAMIC. Also nach 1962, eventuell ein paar Jahre später.
Eine Klemme war nicht dabei. Derzeit habe ich eine T-Bone Spinne mit Klammer, die ich mal versuchsweise bestellt habe, als Stativadapter. Muss das doch mal an der Snare probieren, ob das die HiHat besser ausblendet als das MD421.
Wenn ich dran denke, dass dieses Schätzchen auf dem Elektroschrott gelandet wäre, wenn ich es nicht rechtzeitig entdeckt hätte ...
... und dass das Mikro in seinem bisherigen Leben als Sprechermikrofon an einem lausigen Verstärker seinen Dienst getan hat. Perlen vor die Säue sag ich da nur. Jetzt darf es mal seine Qualitäten ausspielen.
Ich bin immer noch etwas sprachlos, aber freue mich wie ein kleines Kind über dieses neue Mitglied in meiner Mikrofonausstattung, für das ich sicher Einsatzmöglichkeiten finde.