Otoplastiken selbst herstellen

  • Ersteller fallodrian
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Guten Abend zusammen,
ich habe meinen Feierabend heute in der Werkstatt verbracht. Herausgekommen ist ein Paar ganz passabler In Ears. Die Teile passen wirklich sehr gut. Ich tippe mal nicht lange rum und zeige einfach Bilder :)

Hier mal zusammen mit dem ebenfalls selbst gemachten Kabel:
1.JPG


Mit dem Klarlack sind sie wirklich richtig schön geworden. Natürlich nicht perfekt, aber ich habe ja noch genug Material für einen weiteren Satz ;-)


Hier sieht man auch den Rest des Kabels. Ich habe den 3,5mm Neutrik Klinkenstecker verwendet. Sehr zu empfehlen. Der Kabelschlauch hat ungefähr 4mm Durchmesser, darin verwende ich normale Litze mit PVC-Mantel. Das Zeug mag ich aber nicht auf der Haut haben. Für das letzte Stück zu den Hörern habe ich deshalb RG178 verwendet, dafür sind die MMCX-Stecker auch geeignet. Das RG178 hat nur 1,8mm Durchmesser und ist mit seiner Farbe auf der Haut relativ unauffällig.
2.JPG


Leider konnte ich keine Crimpzange dafür auftreiben.Die Stecker wollen mit einem einfachen Sechskant gepresst werden. Also habe ich mir das passende Werkzeug kurzerhand auf meiner Fräsmaschine selbst geschnitzt:
3.JPG


Das ganze hat wirklich Spaß gemacht. Zum Schluss möchte ich noch kurz meine Erfahrungen mitteilen:

- Die Form aus Agar-Agar würde ich nur einmal, maximal zweimal benutzen. Lieber nochmal einschmelzen und die Abdrücke neu abformen.
- Das Dreve Tauchwachs von McEar ist super. Bitte nicht irgendwelches Wachs nehmen.
- Das transparente Acryl scheint wirklich an dünnen Stellen kritisch zu sein. Auch bei mir sind die ersten 5-6mm des Gehörganges durchgehärtet. Anders habe ich es (ohne viele Versuche zu starten) nicht hinbekommen. War aber kein Problem, die Bohrung zu setzen ging trotzdem.
- Die Ohrabdrücke lieber etwas "höher" lassen. Den Rand kann man immer noch abschleifen.
- Ich habe 40ml Acryl bestellt. Davon konnte ich drei Paar Schalen machen und ein Paar davon wiederum komplett vergießen. Ich habe jetzt noch genug Rest für 1-2 weitere Paar Schalen plus 1-2 mal vergießen.
- Unbedingt den Lack verwenden! Man kann die Rohlinge sauber verschleifen und nach dem Lackieren sind sie wunderbar glatt und transparent. Einfach vorsichtig mit einem Pinsel auftragen und aufpassen, dass keine Bläschen entstanden sind.

Noch ganz allgemein:
- Ich habe mit einem 15W UV Gerät belichtet. Das verwende ich normalerweise zum Platinen belichten. Damit geht das sehr gut, ich habe etwas Abstand gehalten, damit die Dosis für das Material nicht zu arg ist und kontrollierbar bleibt
- Ein alter Mikrowellenmotor ist super als Drehteller :-D

So, das wars für heute von meiner Seite.

Viele Grüße,
Marco
 
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Na das sieht ja wirklich klasse aus, und die Hauptsache ist ja, dass man Spaß an dem Ergebnis hat :)

Da ich das so nicht erkennen kann, hast du die Schalen komplett vergossen, oder mit einer Faceplate gearbeitet?
Auch das Kabel sieht interessant aus.

Bin heute auch etwas weiter gekommen, Schalen habe ich ja am Montag gegossen, und heute habe ich Loch gebohrt, Treiber verlötet, eingebaut und soweit läuft schon alles, morgen noch überlegen, was ich als Faceplate nutzen möchte. Habe mehrere Varianten zur Wahl, und bin noch extremst unentschlossen *g*

Wenn man nur immer so ein Luxusproblem haben würde :)

Hatte immer gelesen, dass ihr die Kopfhörer von Apple so gerne zum testen nehmt, da wollte ich meine eh nicht passenden Kopfhörer vom iPhone schon auseinanderreißen, bis ich festgestellt habe, dass es sich dabei nicht um die Standard Kopfhörer aus dem Lieferumfang handelt *lol*

Gruß
Chris
 
Na das sieht ja wirklich klasse aus, und die Hauptsache ist ja, dass man Spaß an dem Ergebnis hat :)

Da ich das so nicht erkennen kann, hast du die Schalen komplett vergossen, oder mit einer Faceplate gearbeitet?
Auch das Kabel sieht interessant aus.

Ja, ich habe komplett vergossen. Die MMCX-Stecker sind recht zickig und gehen manchmal recht fest rein, da scheint mit das Vergießen am sichersten zu sein. Ich würde es auf jeden Fall wieder so machen.
 
Hatte immer gelesen, dass ihr die Kopfhörer von Apple so gerne zum testen nehmt, da wollte ich meine eh nicht passenden Kopfhörer vom iPhone schon auseinanderreißen, bis ich festgestellt habe, dass es sich dabei nicht um die Standard Kopfhörer aus dem Lieferumfang handelt *lol*

Gruß
Chris

Imo sind das auch nicht die Standardkopfhörer. Ich besitze zwar ansonsten nichts von Apple, aber Headsets wie das ME186ZM/A muss man sich dazu kaufen.
 
Dann ist ja gut, dass ich den "originalen" Kopfhörer noch nicht mit ner Zange begutachtet hatte *g*

So, habe heute auch endlich meinen zweiten Satz fertig bekommen, und bin mit dem Ergebnis auch endlich recht zufrieden. (Mein Problem sind noch manchmal ganz leichte "Bläschen" vom UV-Lack...)

IMG_0908.JPG

Die Roten sind mit den GK-Treibern, die Blauen mit den GV-Treibern ausgestattet.
Weiß gerade nicht,welchen Dämpfer ich für die Höhen der GK's genommen habe, in den Blauen ist kein zusätzlicher Dämpfer drin.
Ich glaube es ist , wenn überhaupt, für Laien wie mich fast nicht möglich, Unterschiede herauszuhören.

Gruß
Chris
 
Ich habe mal eine Frage zum Verlöten...Ich habe 2-pin Buchsen und bekomme nirgends Informationen über die Polung der Buchsen, also welcher Zapfen wo hin muss...
 
Im Endeffekt ist es egal, wo du +/- anlötest, Hauptsache es ist auf beiden Seiten gleich, weil sonst eine Seite "nach vorne " spielt, und der andere "nach hinten"...
 
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Erst einmal vielen herzlichen Dank für die Anleitungen und Ratschläge hier, vor allem an Harle. Kurze Frage noch zu dem Fotoplast: Ist es möglich, das selbst einzufärben? Ich würde z.B. gern etwas in der Optik von Rauchglas machen und hatte überlegt, dass das ja eigentlich klappen müsste, indem man ein bis zwei Tropfen schwarzen, lichthärtenden Nagellack dazu gibt.
 
Ich habe damit noch nicht experimentiert, aber im Headfi Forum verwenden die Leute Lebensmittelfarbe, um das Fotoplast einzufärben.
 
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Frage zu dem Argar: Wie kühlt ihr das ab? Normal im Zimmer? Im Kühlschrank? Zeit? Dauer? Habe heute meinen ersten Versuch gemacht, das war leider nicht wirklich brauchbar.
 
Ich habe es einfach bei Raumtemperatur stehen lassen. Eine Stunde später war es fest. Wie lange es genau zum Erstarren benötigt hat, weiß ich allerdings nicht.

Gruß Marco
 
Ich gebe mal auf für heute. Links: Ergebnis nach 3 Minuten von beiden Seiten (180 Grad gedreht, komplett durchgehärtet). Rechts: Nach Zwei Minuten von jeder Seite. Mit Löchern. Mit dem Argar hat es gut geklappt, mit dem lichthärtendem Acryl (beides mc.ear) nicht. Ich habe auch nach zehn Versuchen nicht die richtige Zeit gefunden. Angefangen habe ich mit je zehn Sekunden, da war gar nichts gehärtet, über drei Minuten (links, durchgehärtet) bis rechts 2 Minuten. Keine Ahnung, was ich falsch mache.

Ach so: Als Form verwende ich eine Apothekendose (weiß mit rotem Deckel, 75 ml). Die fertige Form hatte 5 cm Durchmesser. Lichthärtegerät war ein handelsübliches 4 Lampen Gerät.

IMG_20170614_235754.jpg
 
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Das ist natürlich schade, dass es nicht gleich geklappt hat. Ich habe bei meinem Versuch auch zwei unbrauchbare Schalen produziert :dizzy:

Zwei Sachen dir mir auffallen: Ich habe die kleinere Dose verwendet, mit 40g/50ml. Wahrscheinlich macht das nicht viel aus, aber dann wäre weniger Agar "im Weg" und so ein Döschen kostet ja fast nix. Weiterhin würde ich die Form während dem Härten kontinuierlich drehen (mit irgendeinem motorisierten Drehteller). Ich habe z.B. nicht nach Zeit, sondern nach Anzahl der Umdrehungen gearbeitet. Die Form der Schale ist ja recht komplex und wenn da nur von zwei Seiten belichtet wird, dann kann ich mir schon vorstellen, dass an manchen Stellen die UV-Dosis zu gering ist. Dafür spricht meiner Einschätzung nach auch die Position der Löcher in deinem einen Fehlversuch.

Gruß Marco
 
Ja, so ein Drehteller ist vermutlich eine sinnvolle Investition. Kostet ja auch nicht die Welt. Ich hatte halt gedacht, umdrehen würde evtl. reichen. Zweiter Fehler: Die Schale links wäre vermutlich gar nicht übel gewesen, bei den ersten beiden Versuchen hatte ich aber den Fehler gemacht, den roten Deckel der Dose als Lichtschutz auf die Öffnung zu legen. Ich vermute mal, der ist nicht wirklich UV-undurchlässig. Also: Nicht ungeduldig sein und warten, bis man wirklich alles beisammen hat, was man braucht. Heisst für mich nun erst mal: Zwei Wochen warten. ;)
 
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Übrigens, empfehlenswerter Youtubekanal:



Hauptsächlich kurze Lehrvideos für Azubis der Hörgeräteakustik. Da sind in der Tat gute Tipps vorhanden.
 
Heute habe ich meine In Ears überarbeitet. Ich habe ein paar Stellen entdeckt, an denen der Lack Bläschen geworfen hat. Die Otoplastiken wurden also mit 2000er Schleifpapier geglättet und nochmals mit dem Lack überzogen. Diesmal hat es zufriedenstellend geklappt.
Außerdem habe ich ein weiteres Kabel angefertigt. Das erste war zwar prinzipiell gut, aber fürs Monitoring bei einem Auftritt etwas zu unflexibel. Das neue ist super, aber mangels Alternativen nun doch aus normalem PVC-Kabel. Ich habe lange Zeit damit verbracht, passende Litze aufzutreiben, aber entweder war der Querschnitt zu groß oder das Material (FEP, PTFE, Silikon) macht es fast unmöglich, sie zur Zwillingslitze zu verseilen.
Hier also nun mein Endergebnis:

IMG_0560.JPG


Sitz seht gut, nach dem zweiten Lackieren bilde ich mir ein, dass sie sogar einen Ticken besser sitzen.

IMG_0558.JPG


Jetzt seh ich mich mal nach einer Funkstrecke um, damit ich die Teile auch zweckgemäß einsetzen kann :hi5:

Viele Grüße,
Marco
 
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Schön zu sehen, dass es bei dem Ein oder Anderen schöne Ergebnisse gibt. Bei mir wird's hoffentlich nächste Woche auch endlich mal was, zumindest habe ich gerade eine größere Bestellung bei Mouser, eBay, Amazon und McEar auf den Weg gebracht.

Zwei Dinge wollte ich dann doch noch erfragen. Zum Einen: Wie ist das bei euch mit der Passung der Abdrücke? Ich habe mittlerweile (auch ein wenig aus Langeweile, ich geb's ja zu) wohl insgesamt 6 Paare gemacht, von denen ich Eines nicht beschnitten habe, um später einen Satz Silikonohren daraus zu machen (ist etwas leichter, die Gehäuse darauf grob anzupassen, als im eigenen Ohr). Die Abdrücke, die ich wohl für die Gehäuse nehmen werde, sitzen recht gut, aber nicht 100%ig "dicht". Das wird hoffentlich durch die Wachsschicht noch kommen. Aber wie viel Dämpfung kann man überhaupt erwarten? Ideal wäre ja in etwa das, was gute Schaumstoff-Ohrstöpsel liefern (die, die durch Körperwärme "aufgehen"), aber das dürften harte Otoplastiken ja eher nicht schaffen. Oder doch?

Zum Zweiten: Ich habe mich nun letztlich dazu entschieden, die Apple-Hörer ganz zu lassen und mir entsprechend Harles Empfehlung die GK-31732 (auch wegen der geringeren Impendanz) bestellt, dazu noch Dämpfer mit 2200 und 3300 Ohm. Der Plan ist, die Treiber mit zwei Schallschläuchen ohne Weiche anzuschließen, wobei ich den Schlauchdurchmesser für den Bassbereich etwas kleiner wähle als für den Tweeter. Ist es bei diesem Setup überhaupt noch sinnvoll, beim Tweeter einen akustischen Dämpfer zu verbauen, oder übertreibt man es dann mit der Bassverstärkung?


Last but not least habe ich mal meine Lötfähigkeiten an ein paar alten Billig-In-Ears getestet, zur Verfügung habe ich hier zwei Lötkolben mit 15 und 40 Watt. Kann man den 40 Watt-Kolben für die Treiber nehmen oder nimmt man zur Schonung der Erlektronik besser doch den Kleinen?


Schönes Wochenende euch! ;)
 
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Last but not least habe ich mal meine Lötfähigkeiten an ein paar alten Billig-In-Ears getestet, zur Verfügung habe ich hier zwei Lötkolben mit 15 und 40 Watt. Kann man den 40 Watt-Kolben für die Treiber nehmen oder nimmt man zur Schonung der Erlektronik besser doch den Kleinen?
Die Leistung ist da eher zweitrangig. Sie muss halt reichen um die Temperatur zu halten. Zieht die zu lötende Fläche (zu)viel Hitze weg, benötigt man entsprechend mehr Leistung, um die Hitze am Lötpunkt auf Temperatur zu halten.

Wenn du einen 40Watt-Kolben besitzt, benutze ihn. Achte viel mehr auf die eingestellte Temperatur. Je nachdem ob du bleihaltiges oder bleifreies Lötzinn benutzt, würde ich so bei 310°C starten. Bei bleifreien eher 330 bis 350°C. Das kommt aber auch ganz stark auf deine Lötspitze und auch der Genauigkeit deiner Lötstation an.
 
Achte viel mehr auf die eingestellte Temperatur. [...] Genauigkeit deiner Lötstation an.

Gut, da kommen jetzt exakt zwei Dinge vor, die meine aktuell im Aufbau befindliche Hobbywerkstatt nicht bietet, nämlich einstellbare Temperatur und eine Lötstation. Ist das tatsächlich nötig, um zwei Treiber mit Draht und Buchsen zu versehen? Bisher habe ich gelegentlich High-Power LEDs von Cree verlötet, dafür hat der 40er mit feiner Spitze immer gut gereicht.
 
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Der Lötkolben wird dafür vollkommen ausreichen...
Ich selber habe nur einen "normalen" Weller mit 60 oder 65Watt. Die Temperatur kann ich ansatzweise über die wechselnbare Spitze einstellen, aber wir reden bei den kleinen Teilen ja nur von einer "Tip-Bewegung" um die Teile zu verlöten. Habe jedenfalls noch nie Probleme damit gehabt, kleine SMD Bauteile zu verlöten (zumindest wenn man noch mit einem normalen Lötkolben arbeiten kann).

Wegen der Abdichtung, kann ich nicht weiter helfen, ohne Wachsschicht ist durch den "Schrumpf" des Materials keine 100% Abdichtung möglich. Ich hatte jedenfalls mal zu viel Wachs drauf, da haben die Schalen hinterher schon arg gedrückt im Ohr. Die Abdichtung ist jedenfalls als sehr gut zu bezeichnen.

Hatte heute noch beim Flexen einen sehr kurzen Abdruck aus dem weichen Acrylmaterial im Ohr (Ist nur der Zapfen, und ein dünnes Läppchen, um das Teil wieder aus dem Ohr zu bekommen). Jedenfalls ist das deutlich besser, als diese Schaumstoffteile und man vergisst eben, dass man was im Ohr hat :)
 
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