Ich möchte nochmal zwei Verwendungen eines Samplers grundsätzlich unterscheiden:
1. Das Abfeuern von Audio-Schnippseln oder kurzen Sequenzen
2. Die Sounderweiterung durch Grundsamples
Für Punkt 1 würde ich immer wieder zu einer externen Lösung wie z.B. einen SP404 zurückgreifen, weil einfacher zu handhaben und schneller portierbar, wenn ich meine Workstation einmal austausche. Außerdem flexibler und einfacher vom Handling, und ich bin unabhängig von den Setups der Workstation. Einziger Nachteil: ein weiteres separates Gerät, das in's Setup eingebunden werden muss, d.h. zusätzliche Anschlüsse, zusätzliche Eingänge im Sub- oder Hauptmixer, was ich aber auch sowieso auch bei der Nutzung eines in der Workstation vorhandenen Samplers so machen würde, nämlich den über separate Ausgänge abmischen, z.B. um das Signal separat kontrollieren zu können, es dem Drummer z.B. gezielt auf den Monitor routen zu können etc.
zu Punkt 2:
Klar bringt mir das eine klangliche Erweiterung meiner Workstation, die ich ohne internen Sampler nicht hätte. Aber gerade hier ist das A und O das Erstellen von Keymaps, damit es auch mit der Velocity und anderen Controllern wie Aftertouch richtig zusammenarbeitet. Ich hab mal versucht, auf einem Yamaha A3000 eine Keymap für ein Piano Sample Set zu erstellen, war mir deutlich zu aufwendig, so dass ich mir eine für den Yamaha zugeschnittene Sample-CD gekauft habe. Hier musste ich dann nur noch die best geeignete Velocity Kurve in meinem LMK suchen.
Das zweite ist dann aber - und das ist das für mich viel entscheidendere Argument - was nützt es mir, wenn ich ein super abgesampeltes Saxofon habe, aber nicht in der Lage bin, das richtig auf ein Keyboard zu übertragen? Da habe ich jemanden gehört, der das konnte, der aus einem Roland E70 ein Saxofon rausgeholt hat, weil er a. wusste, wie die spielweise und Möglichkeiten eines Saxfons sind, und b. in dem er die Controller passend eingesetzt hat. Ich will sagen, nicht das Grundsample ist entscheidend, sondern wie man spielt.
Und jetzt mal nur auf Covermusik bezogen:
Gehen wir mal zum Beispiel Sledgehammer zurück: Der Werkssound in meinem Kurzen mag Längen von dem Original entfernt sein. Bevor ich mir den Aufwand mit dem Laden eines passendes Grundsamples mache, würde ich diese Passage direkt vom Original absamplen und per SP404 abfeuern, dann direkt mit den Bläsern starten. Mag für den einen oder anderen lächelnd als Fake abgetan werden, würde aber seinen vollen Zweck erfüllen, und ich hab immer noch keinen Sampler in meiner Workstation gebraucht. Jetzt würde vermutlich Martman kommen und mich nach dem Bläsersound fragen. Dieser klingt garantiert auch nicht nach dem, was da bei Peter Gabriel ertönt. Na und? Soll ich mir jetzt eine Sample-CD kaufen (wenn es die überhaupt gibt), um genau diesen Brass Sound zur verfügung zu haben? Dann müsste ich das auch für alle andere Songs, in denen auch Bläser vorkommen, also für Phil Collins andere als für Earth, Wind & Fire, für Blues Brothers wieder andere usw. Wo soll das hin führen? Hatte hier nicht schon einer in den Raum geworfen, dass ich "natürlich" auch einen Bechstein-Flügelsound brauche, dann als nächsten einen Yamaha Piano Sample, dann einen Steinway, von den vielen anderen unterschiedlichen Piano-Sounds in den verschiedensten Songs ganz zu schweigen. Ich für meinen Teil würde nicht einmal hören, ob bei dem Song von xyz ein Yamaha, Steinway oder hast-Du-nicht-gehört Klavier im Studio gestanden hat, und bin mir sicher, dass das sogar den Original-Interpreten bei einem Live-Auftritt halbwegs egal ist.
Wer's braucht, bitte, aber dann sind wir wieder bei der Diskussion Covern vs. Nachspielen.
Wenn in dem Song ein Klavier drin ist, spiele ich einen Klaviersound auf meinem Keyboard, und zwar den, der mir passend erscheint, und morgen spiele ich da vielleicht wieder einen anderen Klaviersound, weil sich vielleicht rausgestellt hat, dass er sich live besser durchsetzt, als der zuerst gewählte. Natürlich höre ich ein wenig auf die Charakteristik. Wenn das mehr nach Honkytonk klingt, würde ich sicherlich auch erst einmal in der Richtung suchen. Ob es dann dabei bleibt, ergibt sich dann.
Klar, wenn in einem song ein Dudelsack gefragt ist - und die meisten Workstations haben hier nichts geeignetes anzubieten - dann muss man schon mal ein bisschen suchen, evtl. kombinieren, u.U. kommt aber im Endeffekt anstelle des Dudelsacks ein VA-Sound dabei raus, weil ich es geiler finde, denn spiele ich Dudelsack oder Keyboard?. Das muss abgehen auf der Bühne, ich/wir wollen unseren Spaß haben, und wenn es gut rüberkommt, ist es dem Publikum völlig egal, welchen Sound ich spiele. Wenn der Anspruch da ist, dass es klingen muss wie das Original, sollte man besser zur CD greifen, anstatt Live-Musik zu machen. Denn - machen wir uns nichts vor - in den meisten Fällen ist die Einschränkung sowieso der Sänger. Ein guter Sänger kann klingen wie XYZ - aber er ist es nicht, muss es auch nicht sein, denn das erwartet niemand im Publikum. Er muss es gut rüberbringen, und genau das ist mein Ziel als Keyboarder auch, und zwar weniger durch den Original-Sound sondern durch eine überzeugende und in den Bandkontext passende Interpretation. Wenn Leute wie Phil Collins auf die Bühne gehen, haben sie eine 8-köpfige Brass-Section dabei. Eine gut ausgestattete Coverband haben vielleicht drei, die sogar spieltechnisch weit von dem entfernt sind, was jeden einzelnen der Profis bei Phil Collins angeht. Na und? Trotzdem können sie ihren Part korrekt rüberbringen, wenn sie gut drauf sind, vielleicht mit ein bisschen Brass-Unterstützung vom Keyboard - was immer weit vom Original entfernt bleiben wird. Hauptsache es kommt gut rüber.
Ich seh's genauso wie Thorsten (diesmal korrekt mit Th
) - ich will Spaß haben auf der Bühne, und das Publikum, das zu uns kommt auch. also halten wir uns nicht mehr mit der Technik auf als nötig, sondern holen das beste aus den Kisten heraus, ohne ständig an GAS zu denken
EDITH: Zumindest für die, die bis hierher gekommen sind: Sorry für den Roman, der's mal wieder geworden ist, bevor Ihr anfangt, mich Martman2 zu nennen.