Nun gut, du kannst Noten hören. Gratulation, das nennt man absolutes Gehör. Hat nur ein Mensch unter 10.000 (guckst du hier: http://www.uni-leipzig.de/cognition/lehrbuch/tonhoehe/absolut.htm).
Ich und die meisten anderen weniger begabten Menschen haben das nicht, oder nur sehr schwach ausgeprägt. Damit ich also (abgesehen von den berüchtigten 3 Akkorden oder dem Bohlen-Viereck) mal schnell ein Stück spielen oder was begleiten kann, muss ich den Klimmzug machen und aufs Notenblatt schauen. Alternativ kann ich in einen Song reinhören und sukzessive die Melodie oder die Akkordfolgen raushören. Das ist mir viel zu zeitintensiv und umständlich. Außerdem muß ich mir das ja auch irgendwie notieren, ich bin ziemlich vergesslich. Dazu muss ich wieder Noten lesen bzw. schreiben können.
Ich denke aber dass selbst jemand mit einem absoluten Gehör massive Probleme haben wird Begriffe wie Akkordverwandtschaften in Moll, den Quintfall oder irgendeinen anderen Zusammenhang aus der Harmonielehre - ganz ohne Noten - zu verstehen. Das versteht man aber gemeinhin unter einem tieferen Verständnis von Musik. Natürlich kann man auch alles durch probieren rausfinden. Aber wieso soll ich das Rad dauernd neu erfinden?
Möglicherweise verstehe ich jedoch deinen Einwand nicht richtig.
Ansonsten denke ich folgt deine Argumentation dem Motto: "Ich kann ja sprechen und hören. Warum soll ich lesen und schreiben lernen?" Letztlich sprechen exakt die gleichen Gründe fürs Notenlesen wie für das Erlernen der Schrift.
Im übrigen will ich niemanden, der mit Noten nichts am Hut hat, vom Gegenteil überzeugen. Ich wollte mit dem Verweis auf die kleine Trainingssoftware nur den Leuten, welche das Notenlesen üben wollen, ein kleine Unterstützung geben. An einem Glaubenskrieg habe ich keinerlei Interesse. Ich denke auch nicht dass sich die Fähigkeit des Notenlesens dazu eignet ein Gradmesser für die Qualität eines Musikers zu sein. Dazu ist das Notenlesen einfach zu simpel, ist mir total unverständlich warum darum überhaupt so ein Gewese gemacht wird.