Hallo Mitsucher, -leser, -forscher,
damit der Thread nicht so völlig in der Luft hängt, ist es, glaube ich, gut meine Fundstücke kurz zusammen zu tragen und ein paar Worte darüber zu verlieren - schliesslich kann es ja sein, dass in den nächsten Jahren sich wieder einmal jemand durch die Beiträge wühlt - dann wäre es unfair, keine Conclusio zu finden. Denn: wer hier mitliest ist wahrscheinlich selbst interessiert oder auf der Suche.
Ein vollständiges Review kann ich zur Zeit leider nicht bieten, dafür fehlt augenblicklich die Zeit. Allerdings einen kurzen Überblick.
Ich denke, dass ich zumindest zu zwei oder dreien der Pedale auch noch Reviews verfassen werde, die ich dann verlinken würde.
Nun aber erst mal der Überblick:
1. Meine persönliche Nr.1 der von mir gestesteten Pedale (King of Clone, Red Secret, OverZoid, Keeler Pull, Tonee T.Over, vielleicht noch Blues Driver mit Monte H2O Mod zu nennen) ist voll und ganz der
Svi Sound OverZoid.
Das Pedal ist eher warm ausgelegt und hat eine gute Fülle untenrum. Es ist möglich eine Einstellung zu finden in der es selbst mit Humbuckergitarren möglich ist ein vollkommen cleanes Signal zu erreichen, indem man das Gitarrenvolumen zurück nimmt. Die Toneblende wird vom Hersteller mit der Presenceregelung an alten NMV Amps verglichen. Das finde ich eigentlich recht passend. Dadurch wird möglich das Pedal an SC oder HB Gitarren anzupassen, ggf. zu glasige Höhen etwas abzumildern oder für mehr Offenheit bei Buggies zu sorgen. Blues und Jazz funktionieren traumhaft, Rock auch sehr gut, für Metal braucht man eben einen ganz anderen Charakter. Aber Metal interessiert mich auch nicht die Bohne.
Das Klangverhalten ist ziemlich neutral und transparent, wobei "irgendwas" in den Mitten passiert, was dazu führt, dass Humbucker lebendiger, frischer in meinen Ohren klingen. Für Hummies hat das Pedal mMn irgendwie die Nase weiter vorn als für SC Gitarren. Möglicherweise hat das etwas damit zu tun, dass die Tiefmitten scheinbar "aufgeräumt" werden. Und ich meine Aufräumen, nicht abschneiden. Das wirkt sich sehr gut auf HBs auf, nimmt aber SCs vielleicht etwas den Druck, das Fundament. Das soll aber nicht heissen, dass das Pedal nicht auch wunderbar mit Strat funktioniert, im Gegenteil. Es hat aber einfach bei Buggies eine besondere Qualität, die es bei SCs nicht so klar ausspielen kann.
Dass ich selbst mich für dieses Pedal entschieden habe, OBWOHL ich v.a. Stratspieler bin, sagt denke ich genug über die "Restqualitäten" für SCs...
Der Zerrsound ist dicht, voll, sehr dynamisch, eher transparent (gute Saitentrennung) und irgendwie lebendig, mehrdimensional. Geile Kiste!
2. Der
Tonee T. Over belegt bei mir Platz 2. Das Pedal ist auch sehr dynamisch, lebendig und hängt sehr gut am Volumepoti der Axt. Vor allem im Boostmodus ist ein Changieren zwischen Clean und OD leicht möglich. Im OD, bzw. Dist. Modus nimmt die Pedallautstärke übrigens zu, was ich von anderen Pedalen eher umgekehrt kenne. Hervorragend ist die Möglichkeit des Soundshapings. Einerseist verfügt das Pedal über die klassische Gain / Volume / Tone Regelung, andererseits kann der Grundsound zwischen Boost/OD/Dist umgeschaltet werden, verschiedene HiCut/BassCut Varianten angewählt werden und das Mittenspektrum angeglichen. Man kann aber auch Boost wählen und die beiden anderen Schalter in eine Stellung bringen die de facto ein Bypass ist, sodass das Signal nicht verändert wird. Es gibt wenig zwischen Blues und Hardrock, altem Heavey, was mit diesem Pedal nicht in sehr guter Qualität möglich wäre. Andererseits habe ich nicht den selben Zauber wie beim SviSound verspürt. Die Dreidimensionalität meiner Nr1 erreicht es nicht. Ich finde es ist ein sehr sehr gutes Workhorse, kein Mojoman. Aber geil... Im Bandkontext übrigens hatte ich den Eindruck, dass die Durchsetzungskraft höher ist als beim OverZoid. Auch kompensiert es Lautstärkeschwankungen mit dem Gitarrenvolumen noch etwas besser. Das soll gesagt sein. Wenn ich viele unterschiedliche Zerrsounds bräuchte, wäre das sicherlich mein Schweizer Taschenmesserpedal. Und deswegen bleibt es auch bei mir!
3. Das
Red Secret von
Secret Audio macht schon von der Optik einen höchst edlen Eindruck. Das Zerrverhalten ist eher britisch, kratzig und geht mit Buggies von mildem OD bis hohem Mediumgain. So gepimpter JCM fällt mir dazu ein. Die Dynamik ist hervorragend und die Lautstärkenkompensation wenn man das Gitarrenpoti bemüht mit sicherheit die Beste der getesteten Pedale. Es ist schon faszinierend, wenn man seinen Sound einstellt und dann bei Fullblast einen fetten, tragenden höhenreichen Leadsound hat und mit einem kurzen Dreh am Gitarrenpoti plötzlich einen angecrunchten Rhythmus spielt - ohne dabei merklich an Lautstärke zu verlieren. Man kann das Pedal einschalten, vergessen und den ganzen Abend nur am Volumepoti die Sounds abrufen. Verschärft geil. Allerdings sollte man nicht versuchen mit Humbuckern einen komplett cleanen Sound hinzubekommen, das geht nur mit SCs. Wer auf JMP/JCM Sounds steht, wird hier goil bedient. Klares Rockpedal, vielleicht auch Bluesrock, aber nix allzu Defensives. Zu Hause ist es nicht allzu gefällig, weil es obenrum ordentlich was produziert. Mich erinnert es ein wenig an den Vintage 30 Speaker Effekt. Daheim mag man den nicht hören, weil er dann meist kratzig, wenig ausgeglichen klingt. Sobald man in der Band gemeinsam losrockt, hat man plötzlich Freude daran, dass man sich gut durchsetzungsfähig hört und der Gesamtsound der Combo ausgeglichen wird, weil die Gitte einen guten Platz im Mix hat. Je größer die Mannschaft, desto wichtiger dieses Kriterium.
Mit dem Red Secret ging es mir ähnlich. In den eigenen vier Wänden erschien er mir zu hart, kratzig. In der Probe mit den Jungs dachte ich plötzlich "Holla". Das macht echt Laune. Die Verarbeitungsqualität setzt übrigens Massstäbe.
Man sollte aber dem Rechnung tragen, dass ich noch ein sehr frühes Modell ergattert habe. Mittlerweile soll der Sound laut Hersteller sich noch einmal verbessert haben. Dazu kann ich keine Aussagen machen.
Alle drei angerissenen Pedale sind übrigens Europäer:
Der SviSound ist aus Bulgarien, der Tonee aus Polen und das rote Geheimnis aus Deutschland - alle drei hier gefertigt. Und die Preise bleiben dabei fair, wenn ich es mit den amerikanischen Boutiqueschmieden vergleiche. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass es Nr.3 gerade im Angebot gibt.
lG
Zwiebler