Ich sag jetzt mal Ketzerisch:
Klar, die Unterschiede sind da - nur wer definiert denn woran es liegt?
Ist das Ergebnis wiederholbar?
Kann man alleine am Klang der Gitarre die Holzart bestimmen?
Wie viel vom Klang wird von der Holzart bestimmt?
Ok, zumindest glaubst du mir, dass es Unterschiede gab. Das ist schon mal was wert.
Hatte den Eindruck, dass man auch hier unterstellt, dass das alles bloß Einbildung war.
Ich hab die 4 schwarzen Gitarren aus dem Link oben über mehrere Tage miteinander verglichen. Hatte anfangs zwei Favoriten, mir die Seriennummern notiert (mir aber nicht gemerkt) und die Gitarren wieder weggepackt.
Jeweils die nächsten Tage hatte ich keine Ahnung, welche von denen ich in welchem Karton hatte - ob die beste jetzt ganz unten liegt oder die zweite von oben ist? - einfach nochmal alle miteinander verglichen, wieder die zwei besten rausgefunden und dann die Seriennummern gelesen, diese mit dem Zettel verglichen - aha wieder die beiden... und so ging das mehrmals.
Also ich behaupte mal, hätte man MIR diese Gitarren zum Spielen gegeben, dann hätte ich die ganz sicher rauspicken können und auch sagen, welche welche ist.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob ich das nur am Spielgefühl gemerkt habe - oder auch am Sound. Nunja, der Sound ist auch etwas unterschiedlich. Ich habe zwei von den schwarzen noch immer und die klingen nicht gleich am Amp. Die roten klangen sogar sehr deutlich anders. Pickups hab ich auch mal getauscht zwischen den beiden, zumal das dank Stecksystem und Locking Tuners sehr einfach und schnell erledigt ist. Hat aber nix daran geändert.
An den PUs liegt es also schonmal nicht, dass die Gitarren anders klingen.
Was käme noch in Frage?
Sattel? Ist bei beiden ein Graphtech Black TusQ - macht auch eher was bei frei schwingenden (nicht gegriffenen) Saiten aus.
Bridge? Bei beiden eine Tone Pros TOM Bridge - ich gehe davon aus, dass das Material das gleiche ist, zudem sind beide augenscheinlich sehr gleich eingestellt (z.B. auch Winkel der Saiten hinter der Bridge)
Potis? Alles "Duncan" 25k Potis plus minus 1,5k - macht bei den aktiven PUs wohl nicht so viel aus.
Kondensatoren? Mittlerweile meine eigenen (Kapazität ist im Zehntel nF Bereich noch gleich, vorher gemessen)
Saiten? Beide aus dem gleichen 3er Packerl frisch aufgezogen
Warum soll ich also nicht das in Betracht ziehen, das zumindest mir plausibel erscheint? Von dem ich denke, dass es der Grund für die klanglichen Unterschiede ist? Nämlich das Holz selbst?
Das ist das, was mir nicht in den Kopf gehen will, warum gerade das keinen Einfluss haben soll (oder soll ich schreiben "darf", weil es ja diese Studie gibt)?
Ich hätte nichtmal ein Problem damit, diese "Holz ist egal" Erkenntnis anzunehmen und zu akzeptieren - das hätte für mich nur Vorteile, ich würde mir die Selektiererei sparen und könnte mir sicher sein, dass jeweils beide Gitarren von meinen mittlerweile 3 Pärchen gleich "gut" sind (wobei natürlich tatsächlich jede ihre Stärken und Schwächen hat so gesehen).
Meinem Ego würde das auch keine Probleme bereiten, warum auch?
Wer das Gegenteil behauptet, muss auch das tun was von Prof. Dr. Zollner verlangt wird: fundierte, wiederholbare Tatsachen auf den Tisch legen.
Ja und da tue ich mich halt schwer. Wo ist das denn "fundiert", wenn es unendliche "Gegenbeweise" gibt? Jeder einzelne Clip, indem zwei Instrumente mit identischer Konstruktion, Hardware, PUs etc. aber verschiedenen Hölzern (und es müssen nicht mal verschiedene sein, wie in meinen Beispielen angemerkt) miteinander verglichen werden und in den Audioaufnahmen deutliche Unterschiede zu hören sind, ist ein Gegenbeweis.
Willst du das wirklich immer auf die Hardware, die PUs, die Einstellung etc. schieben? Wirklich?
Vom Holz weiß man - und das IST zweifelsfrei wissenschaftlich belegt - dass es verschiedene physikalische Eigenschaften haben kann. Sogar das Holz von einem Baumstamm (einmal von weiter unten am Stamm, einmal weiter oben). Da gibt es große Toleranzen, weit größer als bei zwei gleichen Bridges aus einem Metallgemisch, dass der Hersteller vermutlch bis aufs letzte Prozent genau herstellt.
Man weiß doch, dass das Material der E-Gitarre nicht egal ist.
Wie würde eine Les Paul aus Hartgummi klingen? Wie eine aus Federblech?
An der sonst alles gleich ist?
Kommt dann auch jemand daher und sagt "die klingen nur verschieden, weil die Potis 20% Toleranzen haben können"?
Das bashing verurteile ich nicht weil ich anderer Meinung bin - das ist in diesem Fall egal - mir missfällt hier die fehlende Toleranz und das "persönlich werden".
Also bei allem gebotenen Respekt einem Wissenschaftler wie Herrn Prof. Dr. Zollner gegenüber. Grad er braucht sich über solchen Gegenwind wohl kaum beklagen, wenn man sich mal vorhält in welch süffisanter Art er über die "Leichtgläubigen" herzieht und diesen ganzen Schmarrn aus G&B und co zitiert. Hätte dieses "Werk" von ihm einen anderen Unterton gehabt - und da bin ich mir sehr sicher - würden wohl einige Leute auch etwas versöhnlicher drauf reagieren. Das gilt sicherlich auch für den ein oder anderen Anhänger seiner Theorien.
Bis dahin bleibe ich dabei: Ich spiele das was mir gefällt, gut in der Hand liegt und auch noch gut klingt. Woran das dann letztendlich liegt ist mir egal.
Da bin ich ganz deiner Meinung - so mache ich das auch. Selbst, wenn das bedeutet, dass ich mehrere Gitarren eines Modells anspielen muss.