Hallo,
ich war heute auf der Musikmesse in Frankfurt und konnte dort selbst den "Erlkönig" in die Hände nehmen und kurz anspielen.
Meine sehr subjektive Anfängerbewertung (seit 2 Jahren Wiedereinsteiger): sowohl Klang (falls man das bei der Geräuschkulisse auf der Musikmesse überhaupt gut bewerten kann...), Mechanik (vor allem Tastatur) als auch Dynamik können sich in meinen Augen mit den Top-Instrumenten der Nachbarstände (Bugari, Brandoni, Pigini, Beltuna etc) messen. Mir kam das Instrument auch relativ leicht vor, ohne dass ich nach dem genauen Gewicht gefragt habe. Einzig was mir - wie schon bei anderen Weltmeister-Instrumenten - nicht so gut gefallen hat, war der relativ "wabrige" bzw. irgendwie instabil wirkende Balg. Der hat nach meinem subjektiven Gefühl weniger Halt als bei anderen Instrumenten. Evtl. dünnerer Karton?
Vom Design ist das Instrument wohl an die Supita angelehnt, ohne das ich das aber selbst im Detail beurteilen kann.
Der Entwickler des Instruments heisst Manfred Neumann (sagt wohl Eingeweihten was, mir leider nicht) und war auch anwesend.
Er und Geschäftsführer Frank Meltke haben dann am Nachmittag in einer gesonderten Forums-Veranstaltung das Instrument vorgestellt. Das Ganze gewürzt mit ein paar Anekdoten, wie es überhaupt zu der Entwicklung kam, die vor 10 Jahren begann.
Manfred Neumann sprach von "Flohmartkteilen" (von eBay Käufen seiner Freunde etc), die er für den Prototyp verwendet hat (wollte seine eigene Gola bauen). Auf die Frage nach der Herkunft der Stimmplatten meinte er nur, sie seien von ihm (was auch immer das bedeutet).
Er hat dabei höchste Ansprüche an Dynamik, Klang aber auch Gewichtseinsparung angewendet. Die Ansprache ist hervorragend.
Das Besondere an dem Instrument: es hat ein Cassotto im Bass (wobei nicht gesagt wurde, welche Stimmstöcke im Cassotto sind. Weltmeister hat wohl vor der Teilung Deutschlands bereits mal sowas entwickelt, aber dann wieder eingestellt). Damit kann der Balg kürzer gebaut werden und damit Gewicht gespart werden. Um den Klang dann nach aussen zu transportieren, wurde die Bassabdeckung modifiziert (Klangöffnungen).
Die Tastatur ist wirklich sehr leichtgängig. Nur 80 gr. Anpressdruck (nennt man das so?) notwendig, laut Herrn Neumann gegenüber den sonstigen 120 gr.
Nach den Worten von Herrn Neumann kommt er mindestens auf Augenhöhe mit der Gola, bzw. hat er sie sogar übertroffen
(Ja, er ist wirklich sehr stolz auf sein "Baby").
Aktuell arbeitet er noch an der Endabstimmung des Bassteils (leichtgängigere Mechanik, Gewichtsreduktion), bevor das Instrument dann im Oktober 2019 in die Produktion geht.
Bestellbar soll es ab sofort sein. Preis wurde keiner genannt bzw. habe ich auch nicht nachgefragt.
Ich denke man darf gespannt sein, wie sich die Umsetzung dieses aus "Flohmarktteilen" zusammengebauten "Erlkönigs" dann in die Serie bewährt. War wohl nicht ganz einfach, alle in der Manufaktur davon zu überzeugen.
Und ja, die Musikmesse ist wirklich einen Besuch wert. Toll, all diese wunderschönen Akkordeons ohne viel Aufwand mal in die Hand zu bekommen und auszuprobieren.
Herzliche Grüße,
Jo