Nochmal zum Zendrive / Zehndrive:
Im entsprechenden thread auf FSB gab es einige Unklarheiten, was die Clippingdioden angeht. Soweit ich weiß, ist es im letzten dort geposteten Schaltplan immer noch falsch. Ich meine, im Zehndrive von MEK hat es deshalb auch nochmal eine Änderung gegeben.
Jetzt hat er in der einen Richtung einen 2n7000, eine Ge-Diode und eine Schottky, in der anderen Richtung einen 2n7000 und eine Schottky. Ich glaube, bei der ersten Version des Bausatzes waren auf der einen Seite zwei Schottkys und in der Gegenrichtung die Ge. So wie es jetzt im Layout steht, stimmt es definitiv mit Platinenfotos vom Original überein.
Wenn der Kollege weiter oben die ältere Version hat, dürfte das den Klangunterschied erklären.
Was noch geändert wurde, ist die Regelcharakteristik des Tonereglers, aber es blieb bei 50k, klanglich also egal. Das Gainpoti hat den doppelten Wert, also deutlich mehr maximale Zerre, das ändert am Klang aber ansonsten nichts.
Der Schaltplan des Zehndrive stimmt davon abgesehen exakt mit dem auf FSB überein, und da der von mehreren Leuten erstellt wurde, die das Originalgerät vor der Nase hatten, sollte er stimmen.
Eine Unsicherheit bleibt das IC, denn Hermida schleift die Dinger ab. Uwe schrieb mal, er hätte den OPA2604 noch etwas besser gefunden, aber sich dann aus Kostengründen für die zweitbeste Lösung AD712 entschieden. Auch das könnte zu etwas dunklerem Klang führen. In meinen Tests mit noch zahlreichen weiteren IC´s klang das AD712 jedenfalls subjektiv am wärmsten. Ich hab jetzt ein OPA2604 drin und eine Transparenz, die ich beim Original so nicht gehört hab (es war aber leider auch keine lange Begegnung). Was Hermida wirklich einbaut, ist mW immer noch unbekannt. Viele meinen, es sei ein 1458, also einer der billigsten Chips am Markt. Letztlich sollte man es einfach ausprobieren, was man mag. Ist doch letztlich egal, ob es dann genau der Klang des Originals ist.
Zum D*A*M Sonic Titan:
Wozu sollte ich da unbedingt ein Original zum Vergleich brauchen? Letztlich will ich doch ein Gerät, das mir gefällt, und wie man grundsätzlich so eine Schaltung trimmt, innerhalb eines gewissen Spielraums, den sie bietet, ist doch kein Geheimnis. Bei diesem Pedal ist es besonders unkritisch: Nicht nur der exakte Schaltplan, sondern auch die Marken der verwendeten Bauteile sind bekannt. Die Zerre entsteht durch einen Si-Transistor mit sehr geringen Exemplarstreuungen und durch ein IC. Nun kann man noch ein bisschen mit dem Arbeitspunkt des Transistors spielen und festlegen, wieviel Bässe/Höhen durchkommen sollen. Letztlich ist auch das Geschmackssache.
Der Einwand wäre ein bisschen berechtigter, wenn es um ein Germaniumfuzz ginge. Da haben die Transistoren deutlich größere Exemplarstreuungen und an welchem Ende des Spektrums die verwendeten liegen, sieht man einem Platinenfoto nu nicht an. Aber auch da hört man in Soundsamples eine Tendenz und letztlich entscheidet man nach Geschmack.
Es sollte klar geworden sein, dass mir diese letzte 100%ige Annäherung ans Original völlig egal ist. Ich baue ja grade deswegen selbst, weil ich das Ergebnis an meine Vorstellungen anpassen kann. ZB lasse ich bei Fuzz- und Overdrivepedalen generell mehr Bässe durch, als bei den Vorbildern, wenn sie für meinen kleinen 1*12 Fender bestimmt sind. Wenn ich dann merke, dass ein Pedal doch besser zum Vox passt, wird das eben ggf geändert.
Übrigens geht´s mir hier generell überhaupt nicht darum, "die DIY-Fahne hochzuhalten". Eher manchmal darum, einen gewissen Hype und Wunderglauben um viele Boutiquepedale ein wenig in Frage zu stellen.
Um ein Bild zu wählen: Wenn ein Tubescreamer ein Golf ist, dann ist ein Timmy Overdrive oder ein Landgraff im Vergleich dazu kein Ferrari oder Porsche, sondern eher ein Opel Astra oder Seat Leon, nicht mehr und nicht weniger - das selbe Konzept, in Details anders umgesetzt. Leider bilden die Preise das meist nicht ab.