Ich fange mal von hinten an:
Ganz recht, ich möchte wirklich keine Grundsatzdebatte, denn auch die besten Musiker spielen Tasten.
Ich versuche lediglich, die Nachteile als Nachteile zu verstehen oder gegebenenfalls als falsch zu entlarven.
Ich möchte auch niemanden verunsichern. Sollte ich mich lieber zurückhalten?
Nein, bloß keine Zurückhaltung! Ist doch eine sehr anregende Diskussion
Ich finde aber, wir sollten hier nicht immer Nachteile und Vorteile vermischen. Ich kenne die Vorteile des Knopfakkordeons gegenüber dem Tastenakkordeon - die sind gravierend und für mich auch so entscheidend, dass ich Knopfakkordeon spiele. Aber wenn wir OT bleiben wollen ... es geht hier um die NACHTEILE, die es doch gewiss auch gibt. Einer hat bereits ein gutes Beispiel gebracht: ein Glissando auf Knopf ist wirklich eine oberpeinliche Angelegenheit, weil es unweigerlich immer irgendwie nach vermindertem Septakkord klingen wird
... Es gibt Knopfakkordeons mit nur 3 Reihen. Diese werden in Russland den Kindern in die Hand gedrückt. Sie lernen die drei Fingersätze. Sie brauchen nicht mehr. Das reicht für alle Tonarten. ...
Stimmt im Prinzip - nur ist bei der Beschränkung auf drei 3 Reihen die Flexibilität des Systems verschenkt. Polyphonie auf 3 Reihen? Sehr mühsam bis fast unmöglich, wenn man ein Legato anstrebt.
Schau mal; eine große Terz von C nach E, eine große Terz von F# nach A#, eine große Terz von Ab nach C und schließlich eine große Terz von D nach F# fühlt sich auf Tasten auch jedes mal anders an. Das sind schon 4 verschiedene Griffe gegenüber 2 verschiedenen Griffen für Intervalle auf Knopf. Bei 5 oder 6 Knopfreihen hast Du eine Wahl. Bei drei Reihen nicht.
Lieber Uwe, das ist graue Theorie
In der Praxis braucht man am Tasteninstrument kaum einen Gedanken darauf verschwenden, ob da nun eine schwarze Taste dabei ist oder nicht. Die Finger finden den Weg innerhalb einer Tonart automatisch - genügend Routine vorausgesetzt.
Was ist eigentlich mit Ganztonpassagen, Chromatiken, Verminderten und all diesen Spässen? Kommen die in der Musik nicht vor? Die sind auf Knopf leichter, das ist doch nicht zu bestreiten. Deine Theorie fällt sofort zusammen, wenn es nicht mehr um Diatonik geht.
D'accord (eon) ! Hier geht es aber doch nicht um die Vorteile des Knopfakkordeons
Davon mal abgesehen kommen Ganztonpassagen in der Literatur relativ selten vor, Debussy & Co spielt man auf dem Akkordeon doch eher nicht. Aber selbst wenn: Ganztonpassagen liegen auf der Klaviertastatur doch super gut, immer 2 weisse und 3 schwarze Tasten oder umgekehrt. Ich finde eine Ganztonleiter über mehrere Oktaven auf Knopf eher schwierig - denn irgendwann sind die 5 Reihen ja mal zu Ende und man muss einen Haken schlagen. Chromatik findet sich natürlich in fast allen Stilen, aber doch nicht so massiv wie diatonische Passagen, höchstens in einigen sehr speziellen Stücken.
Gerade im Jazz bin ich immer wieder heilfroh, dass ich einen 7/#11 einfach greife, ohne nachzudenken in welcher Tonart ich mich befinde oder ob ich jetzt für Obertasten eine andere Stellung brauche. Ich patsche einfach rein und es stimmt! Das geht bei jedem Akkord wenn man 5 Reihen hat.
Ja, wenn es EINER ist, klar. Aber schieb den mal diatonisch hoch, so wie es Jazzpianisten oft machen
Irrtum. Du mußt nicht beides berücksichtigen. Wenn Du die Wahl hast, auf welcher Reihe Du spielen willst, fällt die Entscheidung für den Fingersatz weg.
Verstehe ich nicht. Mit der Wahl der Reihe hast Du Dich doch noch nicht für einen bestimmten Finger entschieden. Da geht es dann doch erst weiter, in welcher Reihe spiele ich den nächsten Ton usf. Die Suche nach einem guten Knopffingersatz ist mühsamer als nach einem guten Tastenfingersatz, weil es auf Knopf eben viel mehr Möglichkeiten gibt.
Erklär mir bitte nochmal, wie Du die Lücke gewinnbringend einsetzt. Das ist mir leider noch nicht klar geworden. Wenn Du die als Orientierungshilfe nutzt, gehst du auch ziemlich weit ins Innere der Tastatur und verzichtest auf Stabilität und Hebelwirkung.
Genau, als Orientierungshilfe. Während des Spielens berühren die Finger immerzu alle möglichen Tasten, auch solche Finger, die gerade keine Taste herunterdrücken. Ist so ähnlich wie wenn eine Katze durchs Gras schleicht und die Umgebung dabei mit ihren Barthaaren erfühlt
Beim Spielen auf historischen Orgeln kommt man des öfteren an Instrumente, wo in der Tiefe die beiden Töne Cis und Es fehlen. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie einem diese Tasten bei der Orientierung fehlen, wenn die linke Hand einen Sprung abwärts aufs tiefe C oder D ausführen muss. Womit wir zu Deiner nächsten Frage kommen:
Korrekt. Kaum Bedarf. Darf ich fragen, warum Du beides spielst? Hut ab! Vielleicht bist Du wegen der Dualität auf Knopf eben noch nicht so zu hause wie auf Tasten?
Erstens bringt es einfach die Situation als Musikschullehrer mit sich, dass man beides unterrichten können muss. Zweitens spiele ich auch intensiv (Pfeifen-)Orgel und (weniger) Klavier. Auf Knopf bin ich im ersten Semester an der Hochschule umgestiegen (was nun schon über 20 Jahre her ist ...) und seitdem spiele ich auch fast nur auf Knopf (was Akkordeon angeht).
Was Chopin betrifft ... die Wahl der Tonarten hat er meines Wissens eher aus klanglichen Gründen getroffen. Salonmusik in C# klingt einfach frischer als in C.
Tut es das? Dann müßte die Orgel, an welcher ich regelmässig alte Musik spiele, ja besonders frisch klingen - die ist nämlich (original) auf fast 476 Hz gestimmt.
Es gibt einfach Fälle, die auf Tasten leichter sind und Fälle, die auf Knopf leichter sind. Die Vorteile vom Knopfsystem machen sich aber vielleicht erst in schwierigerer Musik bemerkbar.
Ganz meine Meinung
Wenn bei Dir eine Quartsextakkordkette in F# einfach so läuft ...
Ehrlich gesagt: ja ... Allerdings: wann spielt man denn schon in Fis-Dur? Stücke in Fis-Dur kann ich an 3 oder 4 Fingern abzählen.
Monte