Bevor ich das jetzt falsch kommentiere, aber darf ich fragen, wo genau Du Dich bewegst? Ich bin nämlich bislang (außer 1976 in der Grundschule und das hat meine Mama geregelt, wie beschrieben) noch in keiner einzigen Situation gewesen, wie Du sie schilderst.
Ich frage mich jetzt was ich da groß dazu sagen soll... ich probiers mal gemessen daran, dass Du ernsthaft daran interessiert bist und mir nicht wieder nur irgendwas reindrücken willst oder schlicht meine Erfahrungen anzweifelst. So kommt es leider rüber sorry
1) Musiker-Bekanntenkreis
Freunde und Bekannte die selbst Gitarre spielen. Teilweise in Bands usw. Es gibt schon grundsätzlich ein Verständnis für Linkshänder generell, aber ich habe tatsächlich _immer_ den Tipp bekommen es doch lieber rechts zu probieren. Größere Auswahl an Gitarren, kannst einfach beim Kumpel spielen, wenn mal eine kaputt geht auf einem Event ist leicht ein Ersatz da und sowas. Das wurde teilweise erst akzeptiert nachdem ich direkt gesagt habe, dass ich das nicht will und so zufrieden bin. Selbst dann ist es aber etwas das einem sofort auf Brot geschmiert wird wenn mal was ist. Nicht falsch verstehen, das sind keine bösartigen Kommentare und der Tipp ist ja "gut gemeint" aber wir wissen ja alle "das Gegenteil von gut ist gut gemeint"
2) Gitarrenlehrer
Schwierig... das ist fast wie ne Münze zu werfen. Aber gefühlt jeder 2. mit dem ich sprach war eher ein Zweifler. Aber die Stichprobenmenge ist wirklich sehr klein.
3) YouTube-Laberer
Da sind wir fast wieder beim Threadthema. Ich pack ja viele Youtuber eh nicht... es gibt so bestimmte... Verhaltensweisen und Gewohnheiten die da offenbar für notwendig gehalten werden die einfach anstrengend sein können. Dazu gehört natürlich auch einfach provokante Thesen rauszuhauen um letztlich Reaktionen anzuködern. Das trifft natürlich auch auf das Eingangs-Video zu. Umgekehrtes gibts aber auch. Zb. ein Video bei dem ein Youtuber und Gitarrenlehrer eben darlegt, dass Linkshändergitarren total unnötig und quatsch sind, weil es ja ein beidhändiges Instrument sei und es keine Rolle spiele wie man die Gitarre hält.
4) Facebook-Gruppen (z.B. "Guitar Licks & Tricks" aber auch andere)
Mal davon abgesehen, dass es entgegen dem Namen eher um "Welche Gitarrenmarke ist besser?", "Soll ich lieber günstige Gitarren oder gebrauchte Marken kaufen", "Wer ist besser Jimmy Page oder EVH?" geht, gibt es auch regelmäßig jemanden der sich fragt: "Warum gibt es überhaupt Linkshändergitarren, macht doch keinen Sinn?", "Warum benutzt man eigentlich seine schlechte Hand am Fretboard?" usw. in den Kommentaren dazu erlebt man letztlich das was man ja eigentlich irgendwie immer in Social-Media-Kommentaren liest... ziemlich viel Rotz.
5) Foren (u.a. dieses)
Ist eigentlich bei weitem nicht so schlimm wie teils anderswo. Hier herrscht ja eigentlich eine "ist doch egal wenns passt"-Attitüde, die schonmal nicht grundsätzlich schlimm ist. Es mag vielleicht den ein oder anderen Skeptiker geben, aber ich denke es hält sich in Grenzen. Vielleicht auch ein Ergebnis dessen, dass sich jemand bereits in der Vergangenheit mit dem Thema befasst hat und viele dem offener begegnen. In anderen Foren ist das mitunter noch schlimmer.
Ich finde da eigentlich immer bestimmte "Archetypen" vor:
1) Der Veteran
Meist ein rechtshändiger, rechts spielender schon etwas älterer Gitarrist... oft in einem Alter bei dem Linkshändigkeit in der Jugend sowieso noch zu Umerziehung führte (und der das womöglich sogar gar nicht so falsch findet). Erstaunlicherweise oft Trump-Fan. Da ist das ganze Linkshänderzeugs dann meistens einfach irgendwie Nonsens den man früher auch nicht gebraucht hat. Hat auch immer einen alten Witz auf Lager (oft über "linkshändige Saiten" oder "linkshändige Gitarrenamps"). Soll man sich halt nicht so haben und es einfach "richtig" lernen. Manche davon sind Gitarrenlehrer.
2) Der verbohrte Logik-Skeptiker
Ist davon überzeugt, dass es ja eigentlich keinen Unterschied machen dürfte. Weil "beidhändiges Instrument" usw. Wenn man einem Linkshänder einfach eine rechte Gitarre geben würde, würde es genausogut funktioniert. Muss ja... weil logisch. Lacht über die gleichen Witze wie der Veteran. Auch hier sind manche Gitarrenlehrer... erstaunlicherweise.
3) Der gut meinende Gitarrenfetischist
Empfindet schon die Vorstellung, dass man seine Auswahl an Gitarren begrenzt untragbar. Ein Sakrileg, dass ja "Gitarre an die Wand hän... äh spielen" als Hobby total abwegig erscheinen lassen würde. Deswegen wird sehr darauf gepocht, was "rechts spielen" hier doch für Vorteile bietet. Das es möglicherweise für manche schwieriger oder gar überhaupt nicht funktioniert wird als Argument nicht akzeptiert.
4) Der "bei mir hats doch auch funktioniert"-Skeptiker
Ist aufgrund seiner persönlichen Erfahrung davon überzeugt, dass man sich einfach nur ausreichend anstrengen muss, dann klappt das schon. Da sie selbst "Linkshänder" sind liegt der Beweis dafür ja direkt vor. Das andere Linkshänder andere Erfahrungen hatten ist irrelevant, weil man ja selbst bewiesen hat, dass es geht. Oft wird noch "Gary Moore" und eine handvoll weiterer Beispiele genannt und giftig reagiert wenn man linkshändig spielende Gitarristen wagt zu erwähnen. "Linkshänder" ist für sie definitiv eine homogene Gruppe.
Auch in dieser Gruppe gibt es Gitarrenlehrer.
5) Der verständnisvolle Rechtshänder
Hat sich eventuell mal die rechte Hand gebrochen und festgestellt, dass er lernen musste sich mit der linken Hand den Hintern abzuwischen. Insofern kann er nachvollziehen und verstehen, dass zumindest manche Linkshänder tatsächlich von linkshändigem spielen profitieren.
6) Der $-Zeichen-Augen Verkäufer
Weiß natürlich, dass er ein dunkles Eck mit zwei abgespackten Linkshändergitarren hat. Hat auch vorsorglich einen Verbandskasten angebracht damit sich die Leute die an den scharfkantigen Frets aufgeschlitzten Finger verbinden können, aber eine anständige Linkshändergitarre aus dem Lager zu holen, überhaupt auf Lager zu legen oder gar (Gott bewahre) in den Laden zu stellen wäre ja der wirtschaftliche Ruin. Entsprechend ist es natürlich besser wenn der Futzi einfach eine von den guten Rechtshändergitarren kauft. Die sind ja eh besser.
7) Der geläuterte Linkshänder
Hat mit dem Brustton der Überzeugung (oder aufgrund ähnlich motiviert vorgetragener Empfehlungen) angefangen mit rechts zu lernen. War vielleicht sogar überzeugt deswegen "im Vorteil" zu sein (Fretting-Hand links usw.). Hat dann aber festgestellt, dass es irgendwie nicht gut klappt. Nach einem Experiment mit einer Linkshändergitarre hat er reumütig sein Rechtshänder-Zeug verkauft und es links neu begonnen.
Diese Liste ist bestimmt nicht vollständig und man kann hoffentlich den humoresken Antrieb erkennen
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