Musik spiegelt kein Lebensgefühl mehr wieder - es wurde verwässert

Während man in den 70/80er Jahren in den Medien noch die Auswahl hatte, egal ob Rock, Pop, Schlager oder Volksmusik

Also das kann ich nicht bestätigen. Im Radio gab's bei uns Bayern1, 2 und 3 - das war's dann schon. Ohne AFN (den ich in München über Mittelwelle in entsprechender Gruselqualität empfangen konnte), hätte ich von Rush, Blue Oyster Cult uvm. erst 10 Jahre später erfahren. Heute kann ich aus tausenden Internetradios und zig Radiosendern auswählen, streamen bis die Leitung glüht und habe jeglichen Musikstil oder Band zur Wahl. Das macht die Musik natürlich nicht mehr so begehrlich wie in den 70ern, als wir unsere handvoll Platten rauf und runtergenudelt und entsprechend gewürdigt haben, weil man sich schließlich gemeinsam hingesetzt und gelauscht hat, wenn einer eine neue LP hatte. Heute krieg ich eine Whatsapp "hey, kennst du die Band xyz" und 2 Minuten später kann ich sagen "Ja!".
 
Korrekt muss dieser Satz heißen: Auch heute gibt es noch Musik, die mir gefällt.

Korrekt :great:. Was aber in diesem Thread anscheinend öfters als gleichbedeutend gesehen wird....
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Wobei man natürlich diskutieren könnte, ob Musik automatisch gut ist, nur weil es ein paar Leute gibt, denen diese gefällt... :confused:
 
Also das kann ich nicht bestätigen. Im Radio gab's bei uns Bayern1, 2 und 3 - das war's dann schon.
Also im TV gab damals z.B. Beat-Club, Musikladen, Disco, ZDF-Hitparade, Rockpalast und diverse Schlager und Volksmusik Formate, also sehr breit gestreut, im Radio weis ich nun nicht wie das bei euch in Bayern war aber in Berlin war man mit Rias 1 und 2 auch ganz gut versorgt.
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Ich beziehe das Internet und die vielen unzähligen Blogs mit Musik- und Albenvorstellungen bei den "Medien" mit ein!

Ich lerne in diesen Blogs so viel neue Musik bzw. neue Interpreten kennen wie nie zuvor in meinem langen Musikerleben.
Und ich höre - bis auf ein paar spezielle Internetradios (Blues & Jazz) - so gut wie überhaupt kein Radio mehr.

... und bin doch rundum informiert, was es in den Genres, die ich bevorzuge, Neues gibt.
Ja sicher ist die Auswahl heute riesig, aber wie geschrieben muß man aktiv danach suchen ! Und wenn ich etwas nicht kenne werde ich wohl kaum danach suchen oder ? Und genau das war auch mein Kritikpunkt, weil in Sachen Meinungsbildung ist das Internet eine Blase wo sich jeder nur da aufhält wo es ihm gefällt.
 
Ja sicher ist die Auswahl heute riesig, aber wie geschrieben muß man aktiv danach suchen !

Von King Crimson oder ähnlichen Bands hätte ich damals aus dem Radio/TV nichts erfahren, da mussten schon ältere Kumpels oder die damals noch vorhandenen Plattengeschäfte, bei denen man die Platten hören konnte vor dem Kauf (z. B. Lindberg in München, dort gab es sogar Kabinen, in die man die Platten zum Hören mitnahm).

Jetzt wenn ich was neues suche, das mir gefallen könnte, schau ich ab und an mal bei https://www.music-map.com/gentle+giant.html (ist natürlich auch eine Blase aber manchmal ganz interessant)
 
Von King Crimson oder ähnlichen Bands hätte ich damals aus dem Radio/TV nichts erfahren
... das habe ich selbst in den frühen 80ern noch so erlebt, da lief auch nicht Japan im Radio oder gar imTV, da lief das neben besagten Plattenläden eben auch in *tadaaah* realen sozialen Netzwerken, nämlich denen, die das Vorbild für die virtuellen hergegeben haben :D
weil in Sachen Meinungsbildung ist das Internet eine Blase wo sich jeder nur da aufhält wo es ihm gefällt.
... ich kann da in diesem Punkte keinen wirklichen Unterschied erkennen zu "damals" ... Blasen gehören doch seit jeher zur Jugend- und eben auch Fankultur ...
 
Tatsächlich drückt Musik allgemein auch heute noch Lebensgefühl aus - und das keineswegs in geringerem Maße als 1969. Im Web 2.0 mit Clickfeed und Buzzbait, Facetagram und Twimblr herrscht eben ein anderes Lebensgefühl als in der altbackenen Hippiekommune von anno dunnemals.
Das hast Du gut auf den Punkt gebracht. Natürlich drückt sich durch die Art und Weise, wie und welche Musik gehört wird, auch heute noch ein Lebensgefühl aus. Dass z.B. aktuell deutscher Gangster-Rap kommerziell derart erfolgreich ist, kann ja kein Zufall sein. Er muss das Lebensgefühl vieler junger Menschen ansprechen, sonst wäre das anders.

Ich möchte aber schon behaupten, dass Popmusik vorm Internetzeitalter eine größere Bedeutung für die Identitätsbildung junger Menschen hatte. Die Funktion und Bedeutung, die früher Pop- oder Rockstars hatten, haben heute doch eher Youtube oder Blogger mit ihren "follow me around", "let's play", Schminktipps und Produktvorstellungen.

Es ist doch gerade das die zentrale Erfahrung der Postmoderne: der Verlust von Bedeutung, und damit einhergehend dann Banalität, Traditionsbruch, Eklektizismus und reine Selbstreferenzialität.

Sehe ich auch so. Dazu passt, dass frühere Pop- und Rockstars oft entrückt wirkten, wie Wesen aus einer anderen Welt. Über die man mangels Internet auch nur scheibchenweise Info bekam, was den Mythos wiederum nährte. Für den Erfolg heutiger Formate von Musik über TV bis Internet, die Jugendliche ansprechen, scheint "Banalität" Grundlage zu sein, die vermeintliche Nähe zur Lebensrealität der Jugendlichen, wie man sie eben im Gangster-Rap oder Scripted Reality findet.

Die junge Generation wächst schließlich mit dem auf, was ihre Vorgänger hören; sie kennt insofern also das, was sie ablehnt. Diese Kenntnis ist bei der älteren Generation nicht unbedingt gegeben. Und genau das beschreibt ja u.a. das Lebensgefühl derjenigen, die "ihre" Musik als den "Soundtrack der Revolte" stilisieren.
Das hingegen sehe ich anders, bzw. lässt sich schlecht verallgemeinern. Meine Eltern hatten mit ihren in den 60ern den von Dir beschriebenen Clash mit ihren Eltern, für die Beatles, Stones, Led Zeppelin, Hendrix etc. "Hottentotten-Musik" war. Ich hingegen wuchs mit der Musik meiner Eltern auf - und konnte bestens damit leben. Was ich dann in den 80ern und 90ern für mich entdeckte, knüpfte daran an. Ich konnte sogar meinen Dad für Slayer, naja, "begeistern" wäre übertrieben, aber er fand's auch nicht schlimm: "Was'n das? Klingt wie Iron Butterfly oder Black Sabbath auf 45". ;-)

Heute habe ich beruflich mit Jugendlichen zu tun und bin dadurch halbwegs auf dem Stand, was gehört wird. Ich weiß allerdings nicht, was deren Eltern gehört haben, was eine sehr spannende Frage wäre: Um zu beurteilen, ob so etwas wie z.B. Capital Bra tatsächlich als Provokation (gegen Helene Fischer?) gehört wird - oder vielleicht doch nur, weil's "irgendwie alle hören"?

Jedenfalls: Auf das, was ich als "solide Pop- und Rock-Sozialisation" von den 60ern bis heute verstehe, finde ich bei aktuellen Jugendlichen nur selten Hinweise. Also grob von ABBA über Beatles, Stones, Dylan, Led Zep, Marvin Gaye, Hendrix, Pink Floyd, Jonie Mitchell, Queen, Stevie Wonder, Springsteen, Michael Jackson, Madonna, Depeche Mode, U2, Nirvana, Red Hot Chili Peppers, Oasis, Björk, Soundgarden, Rage Against The Machine etc. um jetzt nur mal ein paar Mainstream-Namen zu droppen.

Ich weiß nicht, ob die Kids von heute die Musik ihrer Eltern kennen, ich denke, dass Musik für diese Eltern auch schon nicht mehr die Bedeutung hatte wie für meine.

Insofern empfinde ich den absolut überwiegenden Teil der Jugendlichen, mit denen ich zu tun habe, als musikalisch weitestgehend ungebildet (und zur Erinnerung: Wir sprechen "nur" von Pop und Rock, fangen gar nicht erst mit Klassik, Blues oder Jazz an).

Die "Gangster-Rapper" unter ihnen kennen auch nicht NWA, Public Enemy, Wutang Clan etc. erst recht nicht Afrika Bambaataa, Grandmaster Flash usw.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn jemand seinen Hunger ausschließlich mit Burgern stillt. Ich würde mir aber doch für ihn wünschen, dass er zumindest um die Existenz anderer Nahrungsmittel weiß. Oder wenigstens, wo der Burger herkommt und was da so drin ist...

Und an der Stelle bin ich nicht bei Dir, bzw. meine Wahrnehmung – deren Subjektivität mir bewusst ist ... – ist eine andere. Den aktuellen musikalischen Horizont der meisten Kids (die ich erlebe, das muss natürlich nicht repräsentativ sein) erlebe ich als sehr eingeschränkt. Und das finde ich schon schade, weil Musik einfach so viel kann und ein so reiches Kulturerbe darstellt, das zu erforschen und entdecken wirklich lohnen würde ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich möchte aber schon behaupten, dass Popmusik vorm Internetzeitalter eine größere Bedeutung für die Identitätsbildung junger Menschen hatte.
Der Witz könnte sein, dass gerade diejenigen, die das mitgemacht haben, später die ersten waren, die ihre Kinder einer Dauerbespaßung aus den inzwischen vorhandenen Spartensendern ausgesetzt haben - was ein wichtiger Faktor bei dem war, was im Threadtitel als "Verwässerung" bezeichnet wurde.

in der altbackenen Hippiekommune von anno dunnemals.
Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass nur ein Bruchteil der Leute, die damals die Musik gehört haben, um die es hier (im Rückblick) vorrangig geht, in Hippiekommunen o.Ä. lebten. Ich glaube deshalb auch, dass die Verbindung zwischen Lebensgefühl, tatsächlichem Leben und Musik bei Weitem nicht so direkt ist, wie es heute manchmal scheint.

 
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...fällt mir gerade noch ein:
Nummer 1 - ein recht großes Metalkonzert der rabiateren Sorte und irgendein netter Mitmensch musste die hochgehaltenen Smartphones toppen und stand mit seinem dämlichen erhobenen iPad mitten in der Menge ... irgendwer genervt und schlug ihm das Ding aus der Hand - DANKE!
öh ... ja, da haben wir die Umsetzung des friedlichen Hippie-Lebensgefühl endlich wieder ... und da lässt sich doch sicher auch noch das Konzert+Lebensgefühl der 50er draus basteln, Massenkloppereien ...
Auch wenn der große Vorsitzende das offenbar glaubte: Zerstörung beseitigt nur materielle Werte, keine Ideen, keine Lebenshaltung. Das "Danke" ist so krank wie die Aktion und die Reaktion, nimmt sich alles nichts, wenn ihr mich fragt. Genauer noch: es ist tatsächlich alles ein Ausdruck der selben Haltung.
 
Der wichtigste Punkt wurde hier nicht angesprochen - und den hat wahrscheinlich auch Neil Young über all dem Vinyl vergessen: Das Lebensgefühl ändert sich, weil sich auch das Leben und die Lebensumstände dauernd verändern. Als das Festival in Woodstock stattfand, waren die USA schon seit Jahren in einen Krieg in Vietnam verstrickt, in dem über 58.000 US-Soldaten starben und über 150.000 verletzt wurden. Zahlreiche junge Männer versuchten sich der damals noch existierenden Wehrpflicht zu entziehen, zehntausende von ihnen setzten sich nach Kanada oder Schweden ab. Das Musical "Hair" thematisiert das und wer Woodstock kennt, bzw. den Film schon mal gesehen oder die Platte gehört hat, der weiss dass dieses Festival vom Widerstand gegen den Vietnamkrieg geprägt war. Woodstock war ein Ereignis der Gegenkultur, die Pop- und Rockmusik war noch nicht Mainstream. Die Besucher waren (noch) nicht die Mehrheit im Lande, im Alltag hatten sie mit anderen Vorstellungen und Vorurteilen zu kämpfen. Wer da auf einmal auf eine halbe Million Gleichgesinnter trifft, den erfasst eine grössere Euphorie, als heutige Konzertbesucher, die einfach mal ein Konzert besuchen.
Welches Klima zu dieser Zeit zumindest in Teilen der USA auch herrschte, kann man sich im heute noch beliebten Film "Easy Rider" ansehen. Die Stimmung in Deutschland war auch ein paar Jahre später noch nicht viel besser, was die Akzeptanz der neuen Jugendkulturen betraf. Das war ein Generationenkonflikt, die meisten Älteren hatten für die neuen Ideen nicht viel übrig, sei es Musik, Kleidung, lange Haare oder Sexualität. Wen schockt es denn heute noch, wenn bei Männern die Haare über die Ohren reichen? Um jemanden zu schockieren, reicht doch nicht mal mehr ein Gesicht voller Piercings.
Die meisten Leute, die sich damals über jugendliche Gammler beschwerten, sind heute nicht mehr unter uns und die Hippies, die in Woodstock feierten, sind heute im Silicon Valley tätig, wenn sie nicht schon längst in Rente sind.
Wer geht heute noch ein Risiko ein, wenn er Rockmusik hört - bereits in den Neunzigerjahren hiess es doch, dass Kinder und Eltern dieselbe Musik hören? In einer Dokumentation des Bayerischen Rundfunks, die vor ein paar Monaten zum fünfzigjährigen Jubiläum dieser Zeitphase wieder einmal wiederholt wurde, erzählen die Mitglieder einer süddeutschen Beatband, dass sie öfters von "Arbeiterjugendlichen" verprügelt wurden. Zwei Teile dieser Dokumentation habe ich auf YouTube gefunden (Teil 1 & Teil 2), dort kann man sich auch die damals üblichen Nazisprüche anhören. Von wegen "gute, alte Zeit"! Nicht einmal alle Jugendlichen hörten damals Rockmusik. Bei uns auf dem Dorf galt man zehn Jahre später noch als progressiv, wenn man einen "Status Quo"-Aufnäher an der Jacke hatte! Um 1980 hörte ich auf einem Festival in der Region, als am Morgen nach einer Regennacht Leute aus dem nächsten Dorf sich das Festivalgelände ansahen, auf dem sich einige Leute wie bei Woodstock im Schlamm wälzten (aus Nostalgie?), wie jemand sagte: "Das sind doch keine Menschen mehr, das sind doch Tiere!" Ich dachte erst, das sei ein Scherz, aber das war Ernst.
Wenn ich heute manche Leute von ihrer Jugend und Rockmusik schwärmen höre, muss ich mich oft wundern. Nach meinem Eindruck waren zumindest in den Siebzigern noch viel weniger Leute auf Rockkonzerten, zumindest habe ich viele dieser Leute, die damals alle Rocker gewesen sein wollen, dort nie gesehen! Manchen war es sogar peinlich, von Verwandten oder Bekannten in diesem Milieu gesehen zu werden, die besuchten nur nachts Szenetreffs! Heute kaufen sich Anwälte, die nach früherer Meinung als Studenten an ihren Köfferchen zu erkennen waren, teure Gitarren, die auf alt gemacht werden, um sie in ihre Vitrinen zu hängen, damit Besucher gleich bemerken sollen, was für harte Rocker sie mal gewesen seien. Ich kenne kaum Anwälte etc., die sich damals für Rockmusik interessierten!
Wer sich mehr für diese Zeit interessiert, dem sie das Buch "Träume aus dem Untergrund" des Musikjournalisten Christoph Wagner empfohlen. Eine Zeit, in der man als 17-jähriger Lehrling von einem Betrunkenen mit einem Bolzenschussgerät erschossen wird, weil dem die Gammler nicht passen, wie 1970 beim Konstanzer Hippiemord geschehen, wünsche ich mir nicht zurück, da gefällt mir das heutige Lebensgefühl doch besser!
 
Der wichtigste Punkt wurde hier nicht angesprochen
... mehr als einmal ... aber noch nicht von jedem, das stimmt.... :D

Woodstock war ein Ereignis der Gegenkultur, die Pop- und Rockmusik war noch nicht Mainstream
... das sahen die Plattenfirmen aber 1969 schon etwas positiver :D Mit dem Lärm, der da gemacht wurde, ließen sich schon locker Millionen verdienen ....

mit einem Bolzenschussgerät erschossen wird, weil dem die Gammler nicht passen, wie 1970 beim Konstanzer Hippiemord geschehen, wünsche ich mir nicht zurück, da gefällt mir das heutige Lebensgefühl doch besser!
...na, heute verbrennen denn besorgte Bürger Asylantenheime, das würde ich jetzt auch nicht unbedingt zu einer positiven Entwicklung erklären :(
Nein, ich denke nicht, dass irgendetwas wirklich besser geworden ist, die Erscheinungsformen haben sich geändert, das Konfliktpotential dürfte sich, solange unsere Gesellschaft nicht grundlegende Wandlungen durchmacht, eher verschärfen.
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Ich kenne kaum Anwälte etc., die sich damals für Rockmusik interessierten!
..du kennst die falschen Anwälte :D
 
Die Diskussion driftet nun leider sehr in eine "gesellschaftlich/politische" ab ... und müsste daher ins Pol-Sub verschoben werden!

Ich erinnere nochmal dran, dass der Boardbetreiber und die Moderation bei der Schliessung des Subs darauf hingewiesen haben, dass solche Diskussionen
ausserhalb strikt unterbunden werden ...
 
driftet nun leider
Hippie-Lebensgefühl ohne politische Betrachtung zu behandeln, dürfte schlicht an den Realitäten vorbei gehen ... aber letztlich ist das ja mehr eine geschichtlich-politische Betrachtung. Angst vor Politik?? Das wäre allerdings in den 60s und 70s auch eher undenkbar gewesen :D
was mir dabei gerade auffällt: mit dem ganzen correctness-Krempel, der aus dem Land der Hippies rumschwappt, nähern wir uns im Grunde wieder deutlich den Normalitätsansprüchen der konservativen 60er, wenn nicht unbedingt inhaltlich, so doch in der unnachgiebig normativen Wirkung ...
 
Hippie-Lebensgefühl ohne politische Betrachtung zu behandeln, dürfte schlicht an den Realitäten vorbei gehen ...
Nicht notwendigerweise. Das Thema lässt sich auch kultursoziologisch bzw. (passender für dieses Forum) musiksoziologisch betrachten, ohne in einen politischen Diskurs zu schwenken. Zum Beispiel hinsichtlich der Beobachtung, dass gegenkulturelle und revoltierende (Jugend-)Bewegungen wie die der "68er" vornehmlich aus der Mittelschicht stammen, in die seinerzeit auch ein Neil Young hineingeboren wurde (der Vater war Journalist und Autor); also aus einem Milieu, das die entsprechende ökonomische Sicherheit und Freizeit besitzt, um überhaupt rebellieren zu können. Nicht zuletzt lässt sich aus diesem sozio-ökonomischen Hintergrund auch die Erfahrung bzw. daran gebunden die Hoffnung ableiten, überhaupt etwas verändern zu können - das trifft auf andere sub- oder gegenkulturelle Strömungen nur bedingt zu; in denen geht es in der Sozialkritik der Musik zuerst einmal darum, Missstände überhaupt aufzuzeigen.
 
Ich frage mich ob Musik wirklich immer ein Lebensgefühl wiederspiegelte oder ob einfach nur der Eindruck davon entsteht weil man es eben aus der Erinnerung/Erzählungen/Berichten usw. so wahrgenommen hat,bzw. sich der Illusion davon hingegeben hat.
Das die Zeit schnelllebiger geworden ist, ja klar. Aber ich würde jetzt der "Jugend von heute"...verdammt jetzt sage ich das auch schon,da nicht wirklich einen Vorwurf machen.
Sie nutzen halt einfach die Möglichkeiten die ihnen geboten werden. Ich meine ich kenne das auch noch das ich auf der Stereoanlage der Eltern Kassetten für den Walkman überspielt habe. Und klar hat man sich überlegt was man alles auf die 90min drauf packt....das ganze Album oder nur die Lieblingslieder und den Rest mit anderen Sachen auffüllen.
Und dann saß man die ganze Zeit daneben damit auch ja nichts schief geht. Die "Sorgen" hat heute keiner mehr...inzwischen passen so viele Alben auf einen USB Stick das hätten wir in Form von Kassetten garnicht tragen können. Oder halt gleich streamen.
Ich glaube wenn es das damals schon gegeben hätte...ich wäre auch ein Nutzer gewesen. Da auch nicht jeder permanent Zugang zu immer der neusten Musik hatte war natürlich auch die Nutzung von dem Wenigen was da war intensiver. Hab das schon in einigen Interviews von Musiker gelesen, da wurden Platten getauscht hin und her gereicht. Es war ja zum einen eine Frage vom Geld/Zeit und der Möglichkeit die auch anzuhören. Ein eigener Plattenspieler/Radio bzw. allgemein Abspielgeräte war damals nicht jedem vergönnt. Ich musste mir mein erstes CD-Radio auch selber kaufen und drauf sparen. Und das war mitte der 90iger. Heute hat jeder alles dabei. Meine ersten CD's waren auch überschaubar, klar das die 3 rauf und runter liefen.
Dann stell ich mir irgendwie auch die Frage ob das nicht auch ein Stück weit das Henne-Ei Prinzip ist. Also entstand die Musik als Folge des Lebensgefühls oder war halt die bestimmte Musik aufgrund des Lebensgefühls einfach erfolgreich?
Vielleicht ist das schnelllebige, ja nichts verpassen überall irgendwie mal mit reinschnuppern das heutige Lebensgefühl:nix:
Und wenn ich ehrlich sein soll, wenn ich so manche Texte von zumindest in Deutschland recht stark nachgefragter Musik höre hoffe ich zumindest bei Thema Gangster-Rap inständig das diese Musik kein Lebensgefühl wiederspiegelt.
 
Und wenn ich ehrlich sein soll, wenn ich so manche Texte von zumindest in Deutschland recht stark nachgefragter Musik höre hoffe ich zumindest bei Thema Gangster-Rap inständig das diese Musik kein Lebensgefühl wiederspiegelt.

hoffe es eigentlich auch , und kann dazu wirklich eigene Erfahrungen Einbringen :
Ich hab seit knapp einem Jahr zwei Jüngere Bekannte , mit denen ich 2-3 mal die Woche ins Fitness Studio gehe (Ist wirklich lustig und es tut mir gut)..ich bin 52 und die Jungs mitte 20 ,davor wird noch "gechillt" und Heftigst laut Hip Hop gehört ..Naja , ich mag GUTEN HH ab und zu schon (Snoop Dog , Busta Rhymes Wu-Tang , Cypress hill etc.)
Aber selbst da wird der Anspruch niedriger , allerdings versuche ich mich nicht immer als moralisch "besser" darzustellen durch meine vermeintlich höherwertige Musik
Ich bring ja auch CD´s mit und kann die Jungs hier und da Begeistern (Mastodon , alte Van Halen Sachen , metallica , oder gar Bluesrock als Hendrix und Stevie Ray Vaughan etc. )
Man darf nie vergessen dass man im selben alter , auch nicht nur Hochqualitative Musik mochte und gehört hat und Selbst über Young´s Musik lässt sich streiten (Also da find ich Cypress Hill Cooler , sorry Neil :rolleyes:)
Ich behaupte , die WIRKLICH gute Musik , wird immer wieder gehört , vielleicht nicht wie zu ihrer besten Zeit , aber auch die Generation Hip Hop kann man im Richtigen Moment mit einem alten Song Flashen , Btw. auch der Hip Hop hat sachen die die Zeit Überdauern und zu "Evergreens" werden (evergreen im zusammenhang mit HH ..LoL)

Hört sich vielleicht komisch an , aber Musik und Lebensgefühl gehört natürlich zusammen , allerdings finde ich Musik an und für sich viel zu Wichtig um z.B. Politische/Ideologische Botschaften damit zu transportieren , höre Musik wirklich nur der Musik wegen , allerdings wenn ein Bob Dylan solche Hammertexte wie in "Like a Rolling Stone" oder "The Times they are a changing" zum besten gibt ..ja dann lass ich mich auch mitreissen ,weil es so allgemeingültig ist und nicht eine Zeitgeistige verwirrung .Viele seiner Sachen haben auch heute noch Bestand .

Dadurch dass meine Leidenschaft eben der Gitarre gehört , höre und kenne ich eben vieles was der normale Musikhörer nicht auf seinem Radar hat , was ja dann auch mit Lifestyle zu tun hat , ich weiss wie Krass ein Paul Gilbert Abschredden kann ,oder wie Heftig Yngwie Malmsteen sein Alternate Picking beherrscht etc.
Leute die ein Instrument spielen hören die Musik anders und haben deshalb auch einen anderen Lifestyle .
 
Dadurch das ich mit der Musik der Jugend nichts anfangen kann, weiss ich das ich alt bin. Das war schon immer so und wird immer so bleiben. Mit 7 Jahren kaufte ich mir meine erste AC/DC Platte. Sowas fanden meine Eltern einfach nur grausam und titulierten es nur "Geschrei". Mit 14 konnte ich dann mit Bands wie den "Strassenjungs" so richtig schocken!
Am WE hat mein Sohn seinen 18. mit einer 80mann Party geschmissen. Durch die Bank lief da (in meinen Ohren) der totale Rotz aus der PA. Warum?
Weil ich alt bin! -Das muss so sein!
 
Für Musiker wird Musik immer auch ein Lebensgefühl sein.
 
Sorry, wenn es teilweise OT ist:

Höre gerade des Öfteren (nicht ganz freiwillig) NDR 2. Konsenzfähige Bürobeschallung, wenn man mich !nicht! fragt.

Der Gesangsstil bei den meisten Nummern klingt, als wenn die Interpreten gleich losflennen. Was ist das für ein Lebensgefühl? Schrecklich!

Bei den Backuptracks gibt es weder ein Intro, noch entscheiden sich Strophe und Chorus wesentlich. Alles vermeintlich Interessante sind Autotune, Pitchshift-Effekte und pumpende Kompressoren, die klingen, als würde jemand ständig den Lautstärke Regler nach links und rechts drehen.

Und erst die Lyrics? Entweder zwischenmenschliche Belanglosigkeiten oder oberflächliche "Alles wird gut"-Lebensweisheiten verpackt in mäßigen Reimen.

Nicht mein Lebensgefühl!
 
Bei den Backuptracks gibt es weder ein Intro, noch entscheiden sich Strophe und Chorus wesentlich. Alles vermeintlich Interessante sind Autotune, Pitchshift-Effekte und pumpende Kompressoren, die klingen, als würde jemand ständig den Lautstärke Regler nach links und rechts drehen.
Das liegt daran, daß heutzutage die A&Rs der großen Medienkonzerne entscheiden, wie Musik zu klingen hat. Outros kann man bei Albumtracks machen, aber Airplay-Hitsingles müssen innerhalb von vielleicht zehn Sekunden in medias res gehen. Auch die den ganzen Song über geloopte Akkordfolge vi – IV – I – V dient der Gewinnmaximierung. Bei Dance-Nummern wird die Kickdrum in den Masterkompressor reingesidechaint, damit die Nummer – die vorher auf einen Dynamikumfang von 0,2 dB gebrickwallt wurde – gleich wieder um 20 dB pumpt, und das Autotune wird auf 11 gedreht (Cher ist 10), weil das angeblich bei den Kids nach wie vor der voll fett krasse Shice ist und sich die Musik so besser verkauft.

Die Musik ist Dreck, aber die Rendite stimmt.


Martman
 

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