Die Frage nach dem originalen Interview oder Kommentar ist natürlich berechtigt, aber die Diskussion darüber lebt auch ohne selbige ... wie man hier gut sehen kann! ... bevor hier hier noch eine linguistische, hermeneutische oder gar ontologische Debatte daraus erwächst!
Was ich erlebe, was in derselbe Kerbe geht: Auf Live-Konzerten erlebe ich immer mehr Menschen, die "ihr Ding" machen während auf der Bühne eine Band versucht Stimmung zu machen. Da wird gequatscht, Selfies gemacht, Wohoo geschrien, noch ein paar Biers geholt, aber eben nicht auf die Musik eingegangen. Und wenn da wer Bekanntes steht, wollen alle ein wackliges Handy-video machen als Beweis dass man da war, oder es wird auf Snapchat geteilt ... es wird aber für die Band nicht leichter, ein Publikum zu erreichen. Mich nervt das - ich gehe auf ein Konzert, um eine Band live zu erleben, nicht um von Handyscreens angestarrt und von sich unterhaltenden Leuten abgelenkt zu werden, ich Oldie empfinde das als respektlos.
Sehr schön
@DerZauberer ... genau das geht mir auch auf den Keks und ich denke das ist auch Teil von dem was Young meinte. Wenn man heute auf ein Konzert geht um Teil des musikalischen Erlebnisses zu sein, steht man nämlich genau vor diesem Problem. Da waren für mich vorallem mal zwei prägende Erlebnisse, die ich gerne als Beispiel zitieren möchte. Nummer 1 - ein recht großes Metalkonzert der rabiateren Sorte und irgendein netter Mitmensch musste die hochgehaltenen Smartphones toppen und stand mit seinem dämlichen erhobenen iPad mitten in der Menge ... irgendwer genervt und schlug ihm das Ding aus der Hand - DANKE!
Nummer 2 - Vorne auf der Bühne steht eine großartige Ausnahmeband, die man nicht alle Tage zu Gesicht bekommt, wir hatten die Karten auch noch gewonnen und einen weiten Weg auf uns genommen, ein ziemlich einmaliges Erlebnis und was ohne Ende genervt hat, war die geschwätzige Biermeute, die sich eine halbe Stunde vorher schon draußen saufend unterhalten hat. Wieso sind die nicht gleich draußen geblieben?
Die Leute wollen heute nur noch beim Event sein und das mit Selfies und max. 140 Zeichen "beweisen"! Sehen und gesehen werden, was beim "Event" eigentlich los ist, das ist
austauschbar! Den Leuten geht es um das dabei sein und nicht ums Erleben. Im Wort Erleben steckt übrigens auch mehr drin als nur Augenzeuge zu sein, denn erleben heisst aktiv teilnehmen und teilhaben, Teil davon werden und sein, es aus/leben! Wie ich weiter oben gesagt habe, mir ist Musik eine Leidenschaft und die lebe ich, bin also aktiver Teil des Konzerts, ganz im Gegensatz zu vielen "Anwesenden", die "da waren" und nicht erleben"
Die Liedtexte spielen mittlerweile für viele sowieso keine Rolle mehr, denn die meisten jungen Menschen (Ich bin übrigens noch weit weg vom alt sein!) haben kein wirkliches Allgemein- und Weltwissen mehr, Abiturienten oder Studenten hin oder her, wobei viele bei richtigen Texten sowieso erstmal ihren Google Translator auspacken müssten, weil es mit Englisch oder Französisch auch nicht mehr weit her ist (und der Google Translator übersetzt dann häfig auch noch falsch). Genau aus dem Grund sind die Texte auch redundant und verkommen höchstens noch zum rhythmischen Anzeiger der Metrik oder zum co-percussiven Element im Beat ... evtl. kommt auch daher die Beliebheit des ganzen gepitchten und autogetunten Gelalles in der aktuellen Populärmusik?! Das häufig fehlende Welt- und Allgemeinwissen macht Interpretationen überflüssig, denn selbst was einen in den Texten förmlich anspringt erkennt die Mehrheit nicht mehr, ganz zu schweigen von richtigen Metaphern oder anderen Mögl sprachlichen Bildern.
.. Für Kassetten kaufen war die Asche leider zu knapp, aber Onkel brachte ab und an welche mit und mit Bastelei konnte man die kopieren... Schnellvorlauf über CD, tausend Radiosender, Napster und die ersten MP3 Player zu heute: Musik steht heute jederzeit abrufbereit, unbegrenzt und in einer Vielfalt und Menge dass man mehrere Leben bräuchte um sich alles anzuhören.
Das ist auch eins der Dinge, denn damit fing ja für viele schon das Erleben an. Stundenlang vor dem Radio sitzen, Songs mitschneiden und hoffentlich mal ohne Werbefetzen oder andere Einspieler und am Ende über mehrere Tapes und Decks ein tolles Mixtape zusammenkopieren. Überhaupt mal ein Mixtape für sich oder sogar mal andere zu erstellen. Die meisten der aktuellen Jugendlichen haben sowas noch nie gemacht. Wozu auch? Fragte man die mal nach einem Lieblingskünstler kommt oft eine Antwort wie Rap und Pop, aber Rap und Pop sind eben Genres und keine Künstler. Fragt man nach konkreteren Künstlern oder Bands kommt eben oft ein Songtitel, aber es ist recht selten, dass jemand da Künstler nennt und nicht nur einzelne Songs.
Im Verlauf von wenigen Jahrzehnten hat sich somit durch Beschleunigung des Lebens, Internet, Digitalisierung, Massenproduktion, Gewohnheit und Anspruch der Konsumenten, sowie der nie schließende Geldhahn der Sinn der Musik für die meisten Menschen komplett verändert.
Das stimmt ebenso wieder und auch hier geht es oft einfach nur noch um den Konsum und das Leben am Puls der Zeit, ob das nun gut ist oder nicht. Momentan schreien ganz viele im Bildungswesen nach der Digitalisierung und digitalen Klassenzimmern, obwohl die Richtung da evtl. erstmal zurückgehen sollte, denn ein iPad kann keine Klassen unterrichten und wer Probleme beim Schreiben hat und wem nach 5 Sätzen schon die Hände weh tun, der sollte auch erstmal auf dem Papier bleiben, denn die Glasoberfläche ist glatter und wer auf dem Papier schon ins Schlittern gerät, der sollte nicht versuchen auf Glas zu laufen.
Das hat auch wieder was mit erleben und dabei sein zu tun.
Ich denke das ist auch mehr oder minder der Kern von Young - erleben und Teil von etwas sein dem ein großer Stellenwert zukommt.
... oder um nochmal einen Meister der Rants ins Spiel zu bringen, auch wenn ich ihm nicht bei jeder Zeile zustimme, er trifft's oft ...