Was ich nicht verstehe (siehe Stichwort oben, habe kein praktisches know-how dazu) - Bei
Thomann (als Beispiel) gibt es ja nicht nur Billigware in der 300€ Klasse. Ich habe Probleme damit, zu verstehen/akzeptieren, dass ein Instrument von dort für irgendwas zwischen 1200-2000€ so indiskutabel schlecht sein soll. Und eines vom Geigenbauer für meinetwegen 3000€ so vollkommen überlegen.
Es ist eine Frage der Ansprüche. Üblicherweise wählt man Cello als Instrument nicht weil es sexy aussieht oder weil man demit Bräute abschleppen kann, sondern weil es einfach wunderbar klingt.
Das Entscheidungs Kriterium ist 1.) der Klang, 2. der Klang, 3. der Klang.
Nur ist der Klang eben bei einem Instrument das praktisch vollständig aus Natur Materialien aufgebaut ist, die eben diesen Klang erzeugen, eine äußerst individuelle Angelgenheit. Massenfertigung ist das Letzte was Du da haben willst. Boden, Decke, Griffbrett,... jedes einzelne Teil hat Einfluss auf den Klang und muss sorgfältig gewählt und verarbeitet werden. Jedes Stück Holz ist ein Einzelstück. Und für ein Cello braucht's eine Menge Holz. Da kann man nicht einfach in Großserie Cello Teile sägen und zusammen leimen und erwarten dass das ein wohlklingendes Instrument wird. Die Idee der Hersteller solcher Instrumente ist einfach: Es können sich mehr Interessenten eines leisten und wenn es nicht schön klingt, ist der Schüler eher geneigt das auf seine noch mangelnden Fähigkeiten zu schieben. Wenn sich nach ein paar Jahren heraus stellt, dass es trotz vieler Übung immer noch sch... klingt und es tatsächlich am Instrument liegt, ist es längst zu spät. Der Schüler hat aufgegeben oder das Instrument wird als Fehlinvestition abgeschrieben und endlich etwas anständiges angeschafft.
Ich bin kein Gitarrist, aber ich kann mir vorstellen dass es beispielsweise bei einer E-Gitarre mehr auf die verbauten Komponenten ankommt und wie präzise die Bünde gesetzt sind als auf das "Brett" auf dem das alles montiert ist. Nach meinem Empfinden hat das keinen kriegsentscheidenden Einfluss auf den finalen Klang, eher noch auf das Handling. Hier kann maschinelle Großfertigung sinnvolle Qualität liefern. Bei Akustik Gitarren sieht das schon ganz anders aus. Da ist das Holz und der Resonanzraum, die Spannung von Decke und Boden entscheidend.
Beim Cello ist es nicht anders, höchstens noch entscheidender. Dazu kommt der Bogen, der, wie ich auch als nur Zuhörer schnell feststellen konnte, einen ganz entscheidenden Einfluss auf den Klang hat.
Man kann auch auf einem 300€ Cello lernen und es wird Cello ähnliche Geräusche von sich geben. Die Griffe sind die gleichen. Es geht aber nicht nur darum die richtigen Töne zu greifen, sondern auch durch geeignete Spielweise einen butterweichen Cello Klang zu produzieren. Das geht einfach nur auf einem Instrument das auch entsprechend klingt. Du kannst Dir sonst als Schüler die Finger wund üben und das Instrument klingt immer noch wie eine Säge.
Du spielst Klavier. Das kann man auf einem billigen China Piano lernen oder auf einem Steinway Flügel, je nach vorhandenem Budget. Neben dem Erlernen der Figerfertigkeit ist die dyamische Differenzierung das Um und Auf im Klavierspiel und das lässt sich auf einem billigen China Eierschneider, der oft auch nicht gut klingt eben nur begrenzt lernen. Man kann sich damit zufrieden geben, das Repertoir passen wählen oder bei entsprechender Begeisterung und Ausdauer langfristig die Anschaffung eines Flügels ins Auge fassen. Als Rock Pianist brauchst Du nicht zwingend einen Flügel, auch wenn der saugeil zu spielen wäre. Klassische Klavier Literatur dauerhaft auf einem billigen Piano ist dagegen "ambitioniert".
GERADE als Anfänger braucht man ein Instrument das deutlich besser ist als der Spieler, also eines das ihn beim Erlernen der Fertigkeiten bestmöglichst unterstützt und nicht behindert. Die Miete für ein gutes Meister Instrument ist wesentlich besser investiert als der Kauf eines 2000€ "Anfänger Instruments". In der IT-Branche ist der Begriff TCO als "Total Cost of Ownership" ein Begriff. Bei Musikinstrumenten, besonders aber bei Streichinstrumenten verbessert sich das TCO mit steigender Qualität (und Preis). Je höherwertig ein Instrument ist, desto geringer der Wertverlust über die Nutzungsdauer. Wirklich gute Instrumente würden sich sogar als Wertanlage eignen die man bei bedarf sogar mit Gewinn weiter verkaufen kann. Die Kosten für die NUTZUNG wären dann unerheblich, sofern man die Investitionskosten stemmen kann. Die zweit effizenteste Lösung wäre die Miete (oder Leasing) eines guten Meister Instruments. Die teuerste der Kauf eines Einsteiger "Instruments". Einfach weil man mit der Qualität selbst unzufrieden ist und das Teil auf dem Gebrauchtmarkt auch kaum mehr was her gibt. Sollte es sich herausstellen, dass die Begeisterung vielleicht doch nicht sooo groß war, wäre das in etwa mit einem Totalverlust gleichzusetzen.
Bei ganz schmalem Budget könntest Du Dich um ein solchen ungeliebtes, gebrauchtes Einsteiger Instrument umschauen, das jemand vor Dir schon vergeblich zu spielen versucht hat. Das ist nicht schlechter als das gleiche Modell in neu, nur billiger weil den Wertverlust bereits der Vorbesitzer trägt.
Ich weiß aber zuverlässig, dass das Üben auf einem GUTEN Instrument deutlich motivierender und auf lange Sicht erfolgversprechender ist. Wenn Du die Miet oder Leasing Kosten als Bestandteil des Preises für den Unterrichts rechnest hast Du vielleicht weniger Berührungsängste mit dem "fremden" Teil.
Lass das mal auf Dich zu kommen was Dein CL dazu meint. Falls er oder sie der Überzeugung ist dass Du die nötige Spieltechnik auch auf einem Einsteiger Instrument sinnvoll erlernen kannst, dann mach das. Ich tippe allerdings auf "wir nehmen am Anfang ein Leih Cello vom Geigenbauer des Vertrauens und sehen wie es sich entwickelt". Und das machen die nicht weil sie vom Geigenbauer Provision bekommen. Wenn Du Mittwoch anfängst, wirst Du JETZT ein Instrument zum Üben brauchen. Aus der Not heraus würde ich keinen Schnellschuss machen. Miete ein Instrument und geh dann entspannt an die Suche nach DEINEM.