Es gibt leistungstarke (grosse) Amps, die ich toll finde und auch Lunchbox Topteile, die gut klingen.
Das hier triffts ziemlich auf den Punkt. Nichtsdestotrotz bin ich Fan der großen Amps. Transport stört mich nicht (da nervt eher die Box, und da würde ich eh nicht auf 212 für 'ne Band verzichten wollen), ansonsten bin ich Fan der Reserven, weswegen es auch gerne 100 Watt sein dürfen. Dann funktioniert tightes High-Gain auch in Drop-Tunings und laut, aber gleichzeitig auch noch Clean. Und meine Tops (eig. alles 50 oder 100 Watt) gehen alle wunderbar zu Hause. Seit einer Weile habe ich für
@home dann noch ein Interface und kann mit Ampsim+IR auf Kopfhörer spielen wenn ich will. Von daher erübrigt sich für mich der Bedarf von kleinen Amps, und ganz die "Eier" von den großen haben sie meiner Erfahrung nach dann halt auch nicht.
Kopfhörerausgänge an Amps, wie man sie ja vermehrt an den Kleinen findet, jucken mich auch nicht, da halt das Interface vorhanden ist und die freie Wahl von Simulation und Impulse Response wohl bessere Sounds hinbekommt, als diese ganzen Kopfhörerausgänge. Das Endstufenauslastung auch mit den kleinen Amps eher Quatsch ist, wurde hier ja schon erläutert.
Ich sehe ein, dass es Anwendungsbereiche für die kleinen Amps gibt. Den aktuellen Hype kann ich aber auch nicht verstehen. Aber Marketing mit Aussagen wie "Endstufenzerre auf Bedroom-Lautstärke", vor allem mit integrierten Powersoaks (obwohl das ja eig eher die "großen" bräuchten...
), funktioniert halt prächtig. Man liest auch immer mal wieder von Leuten, die hier nach Ampberatung fragen, die dann davon ausgehen, die kleinen Amps in brauchbarer Lautstärke richtig auslasten zu können. Powersoaks werden dann auch immer als Plus gesehen, obwohls nur brauchbare Lautstärkeregler braucht. Dann gibts manchmal noch USB-Interfacefunktion-Gimmicks, und das alles für relativ wenig Geld (jedenfalls deutlich günstiger als die meisten großen Amps), und die verkaufen sich halt wie warme Semmeln.
Was mich eher an den kleinen Amps stört ist die Mentalität, die sich da entwickelt: Kann alles, inkl. Recording/Kopfhörer/Powersoak/(Voll-)Röhre...etc, aber wehe der kostet mehr als ein paar hundert Euro. Vor nicht so langer Zeit wars noch normal, +-1000€ für einen soliden Röhrenamp hinzulegen. Da ist die Erwartungshaltung/Zahlungsbereitschaft meinem Eindruck nach bei vielen heutzutage ganz anders geworden. Aber alles können soll er trotzdem, und wehe die Qualität ist nicht top-notch....
Bedarf gibt es wie schon gesagt denke ich sicher: Aber ich denke, dass die Beliebtheit der kleinen durchaus auch von vielen Irrtümern der Käufer und erfolgreichem Marketing her rühren.
PS: einen 40 Watt Röhrenamp sehe ich nicht als so wirklich "klein", nur weil Victory den in eine Lunchbox steckt. Da werkeln ja trotzdem 2 EL34 drin rum. Ich denke hier vor allem an diese ganzen 20>Watt EL84 Kisten. Ein AC30 ist ja auch kein kleiner Amp