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Diskussion bedeutet ja nicht unbedingt und ausschließlich Kritik ...
ich konnte allerdings anhand von "Hänschen" selig auch das Extremgegenbeispiel, Überdimensionierung und Überhöhung einer kleinen Harmonisierungsübung beobachten - bei Theoriekollegen, ist auch nix.
Ja, das kam gestern noch dazu. Aber auch das dient zum besseren verinnerlichen des Stücks wenn man das ab und zumal unter erschwerten Bedingunen spielt, damit es dann unter normalen Umständen leichter geht. Hier war das die besondere Erschwernis dass das Stück fertig sein musste, bevor der Stuhl wieder soweit im Rasen eingesunken ist dass die Knie nicht mehr unters Akko passen.
Sowas mach ich ab und zu mal, auch um eingefahrene Strukturen besser aufbrechen zu können, wenn ich den Eindruck habe ich komm über den Punkt grad nicht raus. (wobei es gestern eher unbeabsichtig war)
Diskussion ist für mich absolut nicht negativ besetzt, sondern das seh ich zunächst als Sachdiskussion an. Aber dazu bedarf es zunächst eines Niveaus dass man den Punkt den man eigentlich diskutieren will deutlich genug herausschälen kann und dass der nicht im Störfeuer der weiteren untergeordneten Fehler und noch nicht passender Abläufe untergeht. Und so stabil bin ich hier grad noch nicht, dass ich das schaffe. Deshalb muss ich die Diskussion anhand von Klangbeispielen erstmal noch ne Zeit nach hinten schieben.
Diskussion beinhaltet (für mich) aber immer einen gewissen Konflikt, der diskutiert werden kann. Wenn alle einer Meinung sind, ist keine wirkliche Diskussion möglich - höchstens ein Gespräch.
Diskussion beinhaltet (für mich) aber immer einen gewissen Konflikt, der diskutiert werden kann. Wenn alle einer Meinung sind, ist keine wirkliche Diskussion möglich - höchstens ein Gespräch.
"Diskussion" war ja auch nicht mein Begriff, ich schrieb von "Austausch". Ich für meinen Teil bin für Beendigung dieses perpetuum mobiles ... Nachtrag, um Missverständnissen vorzubeugen: was meine Einlassung betrifft, natürlich
Ja, ja, von MIII ist nicht mehr viel übrig geblieben, obwohl ich mich ernsthaft interessiert hätte. Im Winter werde ich da mal mit spielen gehen, vielleicht krieg ich ja ein nettes Stückerl zusammen. Das müsst ihr dann alle anhören, wenn ihr nicht brav seid .
Sorry, da hatte ich zu wenig aufmerksam gelesen und im Kopf aus dem einen das andere gemacht. Aber auch ein Austausch bringt nicht viel, wenn alle derselben Meinung sind ... (aber mit Beendigung dieser Diskussion :-D bin ich einverstanden)
Tja, hier wurde schon länger von mir nichts mehr gepostet. Zur Zeit bin ich in einer MIII-Pubertät: Durch die Theoriebücher, die wir hier besprochen haben, bin ich mit meinen alten Einspielungen nicht mehr zufrieden, weil mir meine Tonbildung auf dem MIII-Manual unterirdisch vorkommt. An der Fuge in c-moll aus dem WTK2 bin ich verzweifelt, weil ich der von mir bevorzugten Stimme nicht konzentriert mental folgen kann, um sie hervorzuheben ohne die Kontrolle über die anderen Stimmen zu verlieren. Das einzige, was mir gelingt, ist die Fugenstimmen nach dem Metrum zu zerhacken. Dann komme ich zwar durch, aber das Resultat ist völlig unbefriedigend. Dennoch habe ich Ambitionen - Da geht noch was! - und befinde mich darum in einem MIII-Akkordeon-Gefühls-Wirwarr. Typisch pubertär halt.
Wie kommt man da raus? Ich erinnere mich, dass ich in meiner Jugendzeit beim MII Ähnliches durchgemacht habe. Die Antwort damals hieß: "Zurück zu den Wurzeln." Praktisch habe ich damals die alten Holzschuh-Lehrbücher rausgezogen, die Stücke auswendig gelernt, versucht sie ohne Fehler zu spielen und dann auswendig in anderen Tonarten zu spielen. Nach ein oder zwei Jahren machte sich die Kur dann in den schwereren und schweren Stücken bemerkbar. Sie gelangen mir besser und besser.
Also brauche ich jetzt erst mal einfache Stücke. Für mich allein habe ich mich zunächst einmal für einfachste zweistimmige Fugen entschieden. Ich konzentriere mich dabei auf das ein oder andere Motiv und versuche es bewusst zu gestalten, während die Gegenstimme im Hintergrund weiterspielt. Außerdem möchte ich hier gerne mit grundsätzlichen Sachen "zurück zu den Wurzeln". In Salzburg ist mir ein interessantes Notenheft in die Hand gefallen: Willard A. Palmer, W.A. Mozart: An introduction to his keyboard works. USA: Alfred Publishing, 2006. Es enthält neben Noten mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad eine Kurzbiographie sowie Hinweise zur Tempogestaltung, Rubato, Stil- und Artikulationsfragen sowie eine Begleit-CD. In Salzburg habe ich auch die "Klaviere" kennengelernt, auf denen Mozart spielte und denke nun, dass sich die (Früh-)Werke von Mozart für das Piano ganz gut auf das Akkordeon übertragen lassen - er hatte ja in seinen Anfangsjahren kein Hammerklavier zur Verfügung, wie wir das heute haben.
Ich plane also über die kommenden Wintermonate es so zu halten, wie ich in diesem Thread angefangen habe. Alle zwei, drei Wochen kommen Noten, darauf eine Einspielung von mir. Vielleicht hat ja jemand Lust mitzumachen.
weil ich der von mir bevorzugten Stimme nicht konzentriert mental folgen kann, um sie hervorzuheben ohne die Kontrolle über die anderen Stimmen zu verlieren. Das einzige, was mir gelingt, ist die Fugenstimmen nach dem Metrum zu zerhacken. Dann komme ich zwar durch, aber das Resultat ist völlig unbefriedigend.
Ich denke, absolute Kontrolle über alles kann es nicht geben. (Auch wenn das von Frauen immer mal behauptet wird )
Der Fokus liegt auf einer Sache und eine andere Sache tritt in den Hintergrund der unbewußten Motorik. Das Ziel ist, virtuos und frei zu fokussieren. Im Training muss man also alles schon horizontal und vertikal beleuchtet haben, um dann beliebig zwischen den Betrachtungsobjekten hin und her zu switchen.
Was meinst Du mit "nach Metrum zerhacken"?
Ich schicke Dir hier mal eine Aufnahme einer meiner Übungssessions. Es ist das Resultat einer langen Zeit. Es geht kreuz und quer, übt die Stimmen einzeln und kombiniert sie jeweils mit nur einer anderen Stimme, dann auch zu dritt. Zum Teil werden sie verändert und auf Ähnlichkeiten geprüft (unisono gespielt) usw.
Es fängt vorn nur links mit Auftakt zu Takt 13 an, dann zusammen, dann der Anfang jede einzeln, dann jede kombiniert usw.
Obwohl man das Stück vielleicht schon kann, ist es nicht verkehrt, es immer wieder von hinten und vorn, von oben und von unten aufzurollen. Das dauert und scheint stellenweise sinnlos, verschlechtert erst einnmal sogar das Durchspielergebnis, erweitert aber am Ende entscheidend das Hörvermögen ermöglicht schließlich das "Dranbleiben" an Einzelstimmen sowie das Einsteigen an bestimmten Punkten. Man gewinnt Überblick und Detailwissen. (Ab 2:10 läuft es dann komplett durch)
Was ich damit sagen will ... gut Ding will Weile haben.
Natürlich kannst Du das Niveau vorübergehend zurückschrauben. Trotzdem würde ich nicht aufhören, z.B. die c moll Fuge zu üben.
Auch wenn es Dich (wie im anderen Faden zu lesen) in den Wahnsinn treibt.
Vielleicht meinst Du mit "im Metrum zerhacken" auch einfach sehr den Takt betonen? Die c moll Fuge ist dafür prädestiniert ... sie ist wenig linear und vielleicht fällt es Dir deshalb und nur mit diesem Werk schwerer?
Ich finde es übrigens am schwersten, die Mittelstimmen zu verfolgen. Oberstimme und Bass fallen doch irgendwie immer auf. Der Melodiebass hat sowieso seinen eigenen Sound und bleibt meistens allein oder wird mit dem seinerseits sehr charakteristischen Grundbass kombiniert. Er hat höchstens das Problem, unter der Wucht mehrerer und vielleicht mehrchörig registrierter Stimmen der rechten Hand zu leise zu sein.
Bei 2 oder 3 Stimmen im Diskant, hat die Mittelstimme schlechte Karten. Sie wird beim Komponieren schon manchmal vernachlässigt und man achtet als Spieler naturgemäß auch irgendwie erst einmal weniger darauf, bis man sich ihr bewußt zuwendet.
An der Fuge in c-moll aus dem WTK2 bin ich verzweifelt, weil ich der von mir bevorzugten Stimme nicht konzentriert mental folgen kann, um sie hervorzuheben ohne die Kontrolle über die anderen Stimmen zu verlieren. Das einzige, was mir gelingt, ist die Fugenstimmen nach dem Metrum zu zerhacken. Dann komme ich zwar durch, aber das Resultat ist völlig unbefriedigend.
Meine Vermutung ist, dass es an der Artikulation scheitert. Du musst Dir ganz viele Gedanken dazu machen, wie lang jede Note ausgehalten werden soll. Es kann nicht schaden, das mal ganz penibel durch zu exerzieren. Also z.B. dieses Viertel kürze ich um ein Sechzehntel, jenes Achtel spiele ich so kurz wie eine punktierte Sechzehntel usw. Nur mit solchen Gedanken wird es Dir gelingen, ein polyphones Gewebe durchsichtig zu gestalten. Wie wäre es, mal 2 oder 3 Stunden bei einem sehr guten Lehrer zu nehmen? Hier im Forum ist sowas doch immer sehr abstrakt und ein Lehrer sieht sofort, wo das Problem ist.
@Klangbutter, ich meinte damit, dass ich polyphone Werke harmonisch spiele. Ich denke also nicht in Melodielinien, sondern in Schlägen und spiele das, was gleichzeitig gespielt werden soll, eben gleichzeitig und kommt da ein Schlag im Bass, im Tenor deren zwei und vier vielleicht im Alt, dann mach ich das so. Die Konsequenz: Es hört sich an wie so manche Youtube-Aufnahme. Die Melodien kommen nicht sauber raus, weil alle Töne Viertel gleichlang sind, alle Achtel auch usw usf. Es entsteht also ein Klangbrei. Dazu kommt womöglich noch, dass ich sauber zähle und dann unbewusst wie ne Polka auf eins und drei betone, obwohl sich das vielleicht gar nicht nahelegt. Da wird dann jede Fuge Hackfleisch.
Genau das ist es. Das weiß ich auch. Ich weiß auch, wie die Sache klingen soll, kann es aber nicht umsetzen - weil ich mental bei der Hauptstimme sein will, was aber nicht geht. Ich schiebe das aber nicht auf irgendwelche technische Probleme, sondern auf den Faktor Zeit. Nach wie vor bin ich mit meinen 1,5 Jahren Übung MIII-Anfänger und habe polyphone Musik früher nie gespielt, bin aber irgendwie total ungeduldig. Vielleicht müssen sich manche Hirnneuronen noch einfach verknoten.
Ich denke, absolute Kontrolle über alles kann es nicht geben. (Auch wenn das von Frauen mmer mal behauptet wird ) Der Fokus liegt auf einer Sache und eine andere Sache tritt in den Hintergrund der unbewußten Motorik. Das Ziel ist, virtuos und frei zu fokussieren. Im Training muss man also alles schon horizontal und vertikal beleuchtet haben, um dann beliebig zwischen den Betrachtungsobjekten hin und her zu switchen.
besser kann man's nicht beschreiben. Es gibt keinen Königsweg. Spielen, spielen, so viel wie möglich, wachsen lassen, dieses "switchen" zu verinnerlichen. So lange, bis man's nicht mehr "aktiv" kontrolliert. Eine ähnliche Herausforderung wie in Fremdsprachen, wo man das Beherrschen (!) gewisser Eigenheiten nicht erzwingen kann. Ich weiß nicht, Bernnt, wie lange du Musik betreibst, aber wie ich aus deinen Beiträgen entnehme, bist du doch durchaus "experienced", du erwähnst Jazzlehrer und -bands, Klavier, Erfahrungen öffentlicher und theoretischer Art, du bietest doch eigene threads an, die als "Kurs" getagged sind. Insofern verstehe ich deine "Verzweiflung" nicht.
Ein ganz einfaches Paradebeispiel für dieses (im Grunde unmögliche) "zwei(oder mehr-)gleisige" Denken ist die Inventio in F. Einerseits gebrochener Dreiklang aufsteigend, staccato, andererseits skalenmäßig absteigend, legato, Herausforderung genug, wirklich. Aber das ist doch das Einmaleins, wenn man seit Jahren spielt. Der Wechsel zu einem anderen, ungewohnten Instrument ist dann nur ein fingertechnisches "Problem", kein "mentales".
Es ist doch auch nicht so, dass Musik, die nicht explizit polyphon ist, völlig frei von eben polyphonen "Stellen" wäre. Zumindest rudimentäre "Begegnungen der polyphonen Art" kommen auch in Anfänger-Sonatinen u.ä. vor. Ja selbst "monophone" Musik spielt sich ja schon auf mindestens zwei Ebenen (Melodie, Begleitung) ab, die sehr unabhängig von einander agieren können. Das ufert jetzt ziemlich aus, zudem glaube ich nicht, dass man in diesem Fall dem Problem mit noch mehr Diskussion näher kommt.
Eventuell verstehe ich das alles auch miss ...
eventuell habe ich auch zu viel Lugana und Grappa enggeführt ...
Wir sind da wohl ziemlich unterschiedlich. Ich profitiere von der ein oder anderen Anregung hier schon ziemlich. Du brauchst die Beiträge ja nicht zu lesen. Ich kenne ähnliche Diskussionsrunden übrigens bei anderen Tätigkeiten auch - egal ob man z.B. Oldtimer renoviert, Schacheröffnungen ausprobiert oder ein Winterbeet im Garten anlegt. Ich finde spannend, was andere Leute fühlen, denken oder tun und versetze mich gerne in sie rein. Ich freue mich auch mit, wenn hier das ein oder andere Hindernis überwunden wird und Ziele erreicht werden. Das tut mir gut - man sagt ja, in unserem Alter würde die geistige Fitness abnehmen. Hier gibt es Fakten, die dagegen sprechen.
Ja natürlich, dem stimme ich zu. Ein erfrischendes Beispiel aus der Pianowelt ist die Demonstration von Fazil Say hier ab 2:30:
Ich sehe, dass hier jemand eine Idee verfolgt, die er im Stück sieht und es schafft, seine Idee mit seinen Fingern auszudrücken, ohne aus dem Rhythmus zu kommen und ohne dass die ausgearbeiteten Details unter den Tisch fallen - mit vier Stimmen und nicht nur mit zwei, wie die meisten von uns es gewohnt sind.
Wenn ich dich richtig interpretiere, sollte ich nur Beiträge lesen - und vor allem kommentieren - mit deren Verlauf und Aussagen ich übereinstimme? Nö.
Ich habe versucht, aus meiner Sicht auf dein Problem (?) einzugehen und außerdem in Betracht zu ziehen, was ich bisher von dir lesen teilw. auch hören konnte. Du hast keine Verpflichtung, deinerseits darauf einzugehen, klar.
Klangbutters Kernpunkt mit der freien Fokussierung habe ich auch unterstrichen ...
Fazil Says Beitrag interessant wie viele ähnliche von Gould und anderen. Die sind aber alle schon bei Interpretationsauslegungen angelangt und nicht mehr beim Umstieg von der Vertikalen in die Horizontale, was du erstmal als grundlegendes Problem siehst.
W.
auch ohne das Stück näher zu kennen, scheint mir das ein klassisches "horizontal" - "Vertikal" Spielproblem zu sein. Wenn man vom "normalen" MII Spiel herkommt, wird ja eigentlich immer alles auf die Notenteile zu einander bezogen mit dem Effekt das Noten die zu gleicher Zeit notiert sind, auch gleichzeitig gespielt werden. Dass die Linke Hand hier eine völlig eigene Stimme ist, ist eher selten der Fall ( eher gar nicht). Das war bei mir auch ein wesentlicher Knackpunt, beim MIII Spielen, dass die linke Hand , bzw. überhaupt, dass es mehrere Melodielinien gibt, die für sich eine Melodie sind, und nun halt zusammengelegt werden... aber mit dem Unterschied zu früher, dass es eben trotzdem unabhängige Melodielinien bleiben. Und das muss man erst mal in den Kopf reinbringen, dass der Ton nun eben nicht mehr zwangläufig ganz genau zusammen mit dem Ton aus der anderen Melodie zusammenfällt, sondern durchaus , wenn es für die Melodielinie grad mal sinnvoll ist, auch etwas anders ausfallen kann. Und das gelingt aber nur, wenn man sich das Stück soweit in dem Kopf reinbringt, dass man das auch als unabhängige Melodien sieht.
Das sehe ich grad ganz extrem an dem Stück, an dem ich immer noch rumwerkle (ja ich weiß, das Stück ist einfach, kann s aber trotzdem noch immer net recht ...) . Ich hab mir nach wie vor in den Kopp gesetzt die "Aria" aus den Goldberg spielen zu wollen. Und abgesehen, dass es mich halt immer wieder mal auch so aus dem Kontext raushaut, feile ich da nach wie vor feste an jedem Ton rum, wie lange ich den halte, wann ich den einsetze und wann ich den wieder wegnehme oder aufhöre. Ich glaube für dieses Stück ist das ein elementarer Punkt, an dem es sich entscheidet, ob das auf Akkordeon anhörbar ist oder sich einfach nur runtergespielt anhört. Aber das Entscheidende für mich an dem Stück ist eben, dass ich jede Seite und jede Linie für sich als eigenständige Melodielinie ansehe und versuche zu schauen, wann , wo und wie ich die mit den anderen zusammenbringe (oder auch mal nicht) Rein mit der betrachtungsweise, dass die Notenwerte zu dem Zeitpunkt gesetzt sind, und dann auch so gespielt gehören, kommt man glaub ich bei dem Stück der Sache nicht näher. Hier ist einfach notwendig, die Melodielinien für sich zu sehen und auch ein weites Stück so zu üben.
Mir hilft da zumindest, wie es auch Klangbutter öfter mal empfohlen hat, dass man sich immer mal die eine oder ander Linie rauspickt , das Augenmerk drauf legt und die anderen in dem Moment als "zweite Geige" mitlaufen lässt - und einander Mal wird halt andersrum gewichtet.
Was "horizontal" und "vertikal" angeht, stehe ich an einem ganz anderen Punkt.
Da ich es mir gewöhnt bin, im Chor Fugen zu singen, war das Problem eigentlich: wie bringe ich all diese horizontalen Linien auf die Hände? Der Kopf wüsste, was wohin, bei jeder Stimme.
Genau das musste ich auch lernen: den Ton nicht seinen vollen Wert lang aushalten, wenn in einer anderen Stimme etwas Wichtiges kommt, das herausgearbeitet werden sollte, z.B. das Fugenthema oder ähnliches.
Besonders dann, wenn die oberste Stimme zwischen ihren jeweiligen Themen Liegenoten hat. Da gab es nur eines: diese auf ein vernünftiges Mass kürzen, sodass man die Melodie, die auch von ihnen gebildet wird, auch noch versteht, bevor dort ein neues Thema auftaucht.
Die Schwierigkeiten mit dem Balg kommen da noch hinzu.
Ich kann mich noch an meine -zig Versuche erinnern, den Balg an einem musikalisch vernünftigen Ort zu wenden...
Meistens hatte ich, unter Berücksichtigung der vorher aufgeführten Punkte, zu viel Luft oder gar keine mehr, trotz Aufbau von allfälligen Balgreserven.
Was die Sache mit der Artikulation angeht (Noten kürzer spielen etc.) kann ich ein Beispiel bringen, wie man daran arbeiten könnte. Vielleicht ist es hilfreich für @Bernnt oder andere. Ich habe eine Schülerin, die ebenfalls große Probleme mit der Ausführung der Artikulation in polyphoner Musik hat. Sie löchert mich dann immer, wie lange denn jetzt diese oder jene Note ausgehalten werden muss, damit es gut und durchsichtig klingt. Ich habe mit ihr eine leichte Fuge von Kittel gemacht und die ersten Takte dann mal genau so notiert, wie eine mögliche Artikulation aussehen könnte. Okay, das sieht dann natürlich alles etwas statisch aus, im Ernstfall würde man es etwas freier spielen. Es ist aber praxiserprobt und hat die Schülerin deutlich einen Schritt nach vorne gebracht. Wir haben tatsächlich zunächst Sechzehntel gezählt, und zwar langsame Sechzehntel. Es ist also ein schönes Stück Arbeit. Die sich ergebende Artikulation ist natürlich Geschmackssache, sie orientiert sich an der historischen Aufführungspraxis. Der angegebene Fingersatz ergibt sich aus der Artikulation, er ist nicht für Legatospiel geeignet.
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Kittel, Johann Christian - Fughetta A-Dur - mit Piano-Fingersatz.pdf
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Kittel, Johann Christian - Fughetta A-Dur - Artikulation ausgeschrieben.pdf
Deine Ratschläge sind ziemlich hilfreich. Ich lerne daraus, eine Fuge langsam anzugehen, erst eine Stimme oder ein Motiv daraus zu spielen, vielleicht auch unisono, dann dazu erst eine weitere zu setzen und dann die dritte hinzuzunehmen. Du setzt bei deiner Überei auch irgendwelche Assoziationen dazwischen ("Horch was kommt von draußen rein"). Die Überei wird aufgelockert. Das gefällt mir.
Ja das ist wichtig. Ich stelle zurzeit fest, dass es bei Fugen gelegentlich verschiedene Möglichkeiten gibt. Bei der Telemann-Fuge, die ich im Moment als Vorübung zu den größeren Werken mache, kann man das Thema Staccato oder auch Legato spielen. Wenn man die Gegenstimme dann anders gestaltet, kommt man zu zwei völlig verschiedenen Klangergebnissen.
P.S. @Monteverdi, vielen Dank für die dreistimmige Kittel-Fuge. Ich habe sie mir gleich ausgedruckt.Sie erscheint mir logisch und könnte mein nächster Schritt sein, um eine stärkere Kontrolle über drei unabhängige Stimmen zu gewinnen. Auch deine Methode mit den 16teln finde ich spannend. Ich habe die Fuge auch kurz in Musescore eingegeben, damit ich hören kann, wie es NICHT geht.:eek1: Musescore weiß ja nicht, dass und wie man eine Stimme heraushebt... (z.B. indem man auf dem Akko Notenlängen von Begleitstimmen kürzt oder die Hauptstimme auf dem Klavier einfach lauter spielt). Trotzdem ist ein erster Klangeindruck natürlich hilfreich. Außerdem kannst du deiner Schülerin einen Fingersatz mit Musescore dazusetzen, wenn es nötig sein sollte. ;-) --- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Da bin ich mir nicht sicher. Ich kann es leider nicht anders als mit einem Vergleich sagen: Es ist ein Unterschied, ob man zwei kleine Kinder hat oder drei. Wenn man zwei hat, hat man links und rechts neben sich ein Kind. Beide gehen an der Hand. Kein Problem. Hat man drei, kann man aber nicht alle drei in die Hand nehmen. Da muss einer das machen, was man sagt. So ähnlich geht es mir beim Akko auch. Habe ich zwei Stimmen - wenn, dann ein klassisches Problem - wie du es gesagt hast, Max. Habe ich drei Stimmen und eine bezieht sich auf eine zweite (wie eine Interjection beim Jazz) - schwerer, aber es geht. Drei unabhängige polyphone Stimmen - schwer, das ist wie bei den drei Kids. Jedes Kind kann ich kontrollieren - einzeln, aber zu dritt? Vielleicht ist eine Jonglage auch ein Bild. Eine Jonglierball in die Höhe werfen - easy, aber drei?
Das Wetter war bei uns besonders scheußlich. Darum habe ich mir mal wieder Bachs d-moll Toccata vorgenommen. Freilich hat mich die Notenausgabe, die ich habe, ziemlich gestört. Die Transkription von Luciano Fancelli, die vor mir liegt, ist für Standardbass-Akkordeon, man sollte sie aber auch mit MIII spielen können, sagt der Autor. Viel zu viel Firlefanz, der nicht im Original steht. Teilweise etwas böse bearbeitet. Darum habe ich mir die Orgel-Noten vorgenommen und für mich nach einer Möglichkeit gesucht, das Stück zu meistern. Zum Glück spielt es sich einfacher als andere Bach-Werke, die auch auf meinem Notenpult liegen.
Wenn jemand Interesse hat: Anbei meine drei Seiten Toccata, die etwas genauer am Urtext sind und auf MIII umsetzbar sind.
Anhänge
Johann Sebastian Bach - Toccata in d-moll - BWV 565 - Bernnt.pdf
Auf Rückfrage:
- Ja, Takt 11 hatte einen Fehler im Bass auf Schlag 1. Das c#· und das e des vorigen Taktes müssen ausgehalten werden. Siehe berichtigte Anlage.
- Nein, z.B. Takt 18 die Klammer um das e im Diskant ist KEIN Fehler. Bei meinem Instrument kann ich die Bachschen Originalakkorde greifen. Ich spiele die Bässe in Takt 16ff als Grundbässe in der 5.+6. Reihe. Bach hat seine Toccata so arrangiert, dass man dann die fehlenden Töne des Akkords in Takt 18, Schlag 1 auf dem Melodiebass leicht ergänzen kann. Registriere Melodiebass und spiele A+a7...
Anhänge
Johann Sebastian Bach - Toccata in d-moll - BWV 565 - Bernnt.pdf