Methodik zum Lernen der Pentatonik-Skalen

  • Ersteller RoesslerWolfgang
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Du bringst also deinen Schülern direkt das "Diagonalspiel" bei? Sind das "blutige" Anfänger oder welche, die schon gewisse Grundlagen gelegt haben? Denn gerade in Bezug auf dein Zitat oben, weiß ich ehrlich nicht, ob deine Variante leichter ist? Letztlich gehst du damit sowohl über mehrere Saiten, als auch mehrere Lagen. Das wäre mir (als Anfänger) nun nicht gerade als erstes eingefallen, wenn ich die Orientierung auf dem Griffbrett lernen will...

Vorab: Derzeit unterrichte ich keine Anfänger, habe das aber sehr lange gemacht. Und ja, an sich habe ich denen ziemlich schnell das "Diagonalspiel" nahegelegt. Wenn du dir die von mir gezeigte "Rutsch-Pentatonik" anschaust, dann ist das auch gar nicht so schwer. Es muss ja auch nicht gleich über die komplette Range gehen, ganz im Gegenteil.
Nicht, um mich selber zu loben, nur als Ding, wie es mir damals ging: Ja, mir ist das als Anfänger so eingefallen. Also nicht direkt. Aber nachdem ich dann der Am-5-Lage-Penta ein wenig leid war, wollte ich höher kommen und bin, anfangs nur auf hoher E-Saite, dann aber auch auf der H-Saite mal einfach 2 Kästchen nach rechts gerutscht. Klang gut. Und auf der G-Saite klappte das dann auch noch.

Dann schreibst du, dass sie viele der von mir genannten Grundlagen-Übungen (Beitrag #93) auch ohne Lagenspiel verwirklichen lassen... Sicher, warum nicht, aber wie beginnst du das dann konkret, wenn du Schüler hast? (Ist es da nicht auch schwieriger, sich zu merken, welche Bünde man auf welcher Saite spielen muss?) Ich hoffe, du verstehst was ich meine; ich will natürlich keine ausführliche, lückenlose Aufzählung... ;)

Ich benutze tatsächlich oft Lagen für Grundlagenübungen. Aber niemals komplette Lagen, denn das macht ja eben meiner Meinung nach keinen großen Sinn. Ich versuche das auf die Ausschnitte zu beschränken, die vermutlich auch später noch relevant sein mögen. Da versuche ich dann tatsächlich lieber, vorher Lagenwechsel einfließen zu lassen.

Und zu guter Letzt noch eine ganz, ganz grundlegende Frage... Du hast oben irgendwo geschrieben, dass manche der "Lehrbuch-Pentatonik-Pattern" nicht lagentreu wären... Ich habe mal gelernt, dass die Lage durch den Bund, der einen tiefer ist als der Bund der durch den Mittelfinger belegt ist (1 Finger pro Bund) bestimmt wird. Somit wäre die Überstreckung des Zeigefingers (genau wie die Überstreckung des kleinen Fingers) keine Änderung der Lage. Ist das nicht so?

Ganz vorab mal so viel: SUPER! Und das meine ich ganz, ganz ernsthaft! Es gibt wirklich erschreckend wenige Leute, die wissen, dass sich Lagenspiel genau so definiert! Sprich: Mittel- und Ringfinger bleiben an Ort und Stelle, Zeigefinger und Kleiner dürfen rausspreizen.

So, jetzt aber zur Pentatonik. Da wird es leider haarig.
Eine Pentatonik ist ja ein "Subset" (also ein Unterfach) einer kompletten Tonleiter, es werden halt zwei Töne weggelassen.
Schauen wir uns dazu mal die Am-Pentatonik in quasi 10. Lage an. Die sieht dann ja so aus:
e--10-12
h--10-13
g--9-12
d--10-12
A--10-12
E--10-12
Gehen wir jetzt mal davon aus, dass die Am-Pentatonik ein Subset von Am-äolisch ist (also natürlich moll). Kann auch dorisch sein, das spielt kaum eine Rolle.
Am-äolisch in 10. Lage würde so aussehen:
e--10-12-13
h--10-12-13
g--10-12
d--10-12-14
A--10-12-14
E--10-12-13
Auffällig ist die G-Saite. Der 9. Bund ist hier nicht drin, denn auch wenn eine Spreizung per Definition des Lagenspiels möglich ist, so ist eine weitere "Regel", dass keine zwei aufeinanderfolgenden Töne mit nur einem Finger gespielt werden. Somit ist die "typische" Pentatonik nicht Teil dieses Lagenfingersatzes. Würde man sie als Teil davon spielen, sähe das ganz seltsam aus, nämlich so:
e--10-12
h--10-13
g--12
d--10-12-14
A--10-12
E--10-12
Das will natürlich niemand. Aber dennoch macht es deutlich, dass diese Pentatonik, so wie oben angegeben, nicht Teil eines echten Lagenfingersatzes sein kann.

Aber ok, lassen wir uns für jetzt mal gerne auf eine "Misch-Definition" ein. Man darf also, wenn man nicht die komplette Tonleiter sondern nur die Pentatonik spielt, auf der G-Saite aus der Lage spreizen. Da stellt sich mir dann aber durchaus die Frage, ob es auf der G-Saite, wenn man da eh schon rumhantieren muss, nicht sinnvoller ist, gleich den Fingersatz 1-4 anzuwenden, anstatt 1-3 mit Spreizung. Das dürften viele Leute so handhaben. Und in dem Fall ist die Pentatonik nicht mehr lagentreu.

Noch prekärer wird's mit der Am-Pentatonik eine Lage unter dem "Hauptfingersatz". Das wäre dann in 2. bzw. 3. Lage. Bundtechnisch sähe das so aus:
e--3-5
h--3-5
g--2-5
d--2-5
A--3-5
E--3-5
Wenn man das in 3. Lage spielen würde (also immer fein der Lagendefinition folgend), dann hätte man auf D und G-Saite den Fingersatz 1-3 mit Spreizung. Macht das jemand? Ich lieber nicht, aber kann ja immerhin sein...
Und in 2. Lage hätten wir auf e, h, A und E-Saite den Fingersatz 2-4. Auch nicht gerade das, was man als sonderlich komfortabel empfindet, oder? Besonders für Anfänger hielte ich das für ziemlichen Unsinn, denn diese Kombination ist zwar für jeden erfahrenen Spieler locker machbar, aber anfänglich sehr "unstabil". Und die Spreizung zwischen 1 und 3 (auf g und d) würde man auch nicht empfehlen, sondern eher 1-4. Damit wäre aber die Lagentreue erneut futsch.

Fazit: Richtig flüssig *und* in einer Lage lassen sich an sich nur zwei der typischen Pentatonik-Fingersätze spielen. Im Falle von Am wären das 5. und 12. Lage. Und seien wir ehrlich, selbst in 12. Lage ist man doch auf der H-Saite oftmals gerne versucht, anstelle von 2-4 lieber 1-3 zu greifen (alleine schon, um das D im 15. Bund zum E zu ziehen und dann noch das G auf der E-Saite drüber mit rumquietschen zu lassen)

Deutlich einfacher wird die Sache extrem häufig dann, wenn man eben gleich rumrutscht. Und ja, ich bin absolut der Meinung, dass das auch zumindest Beinahe-Anfängern relativ gut zu vermitteln ist.
Außerdem, wie ich schon erwähnte: Auf anderen Saiteninstrumenten kann man gar nicht erst sinnvollen Kram in nur einer Lage spielen. Und diese Instrumente werden ja auch irgendwann von Anfängern erlernt.

- Der Sack

---------- Post hinzugefügt um 01:47:25 ---------- Letzter Beitrag war um 01:14:29 ----------


Äh ja - danke.
Liest sich auf jeden Fall sehr interessant. Ob's was für mich ist, werde ich bei Gelegenheit mal ausprobieren.

Das Lustige daran ist, dass Kampfkünste eigentlich genauso ablaufen.

Man lernt am Anfang völlig sinnlose Bewegungslehre mit Stellungen, Bewegungen und Techniken, die man niemals im Kampf so anwenden würde.

Ach du liebe Zeit!
Ich hatte die ganze Zeit auch mal an Parallelen zu sowas gedacht. Und warum? Weil ich in der Vergangenheit mal über 6 Jahre Karate gemacht habe, 3-4 davon wirklich sehr intensiv (3-5 Mal die Woche Training). Hab's da sogar beinahe bis zum ersten Braun gebracht (bin bei der Braun-Prüfung das erste Mal durchgefallen und wollte danach, allerdings aus ganz speziellen Gründen, nicht mehr).
Aber:

Wenn es dann nach einiger Zeit zum Freikampf oder an die Selbstverteidigung geht, muss man die komplette Grundschule von Bord werfen. Trotzdem wird die Bewegungslehre unverändert weitertrainiert auch weit nach dem Schwarzgurt.

Ich habe nie an Kampf-Wettbewerben teilgenommen. Wettkämpfe gab's immer nur als Teil der "Kata" Mannschaft (für die nicht Kampfsportler: Das ist so eine Art einstudierter virtueller Kampfablauf in dem symbolische Techniken möglichst exakt, und in der Mannschaft dann eben auch möglichst synchron vorgeführt werden. So 'ne Art Ballet/Tanz).

Viele Kampfsportler hören dann an der Stelle auch frustriert auf, wenn sie merken, dass die Grundschule im Kampf nichts bringt.

Mir hat das durchaus was "gebracht"... nur dass ich eben, als ich sehen musste, was es mir gebracht hat, damit aufhören musste. Details erspare ich euch an dieser Stelle. Nur so viel: Eigentlich halte ich mich für einen Pazifisten.

Der Sinn dieser Bewegungslehre und der Zen- Gedanke dahinter offentbart sich einem erst nach Jahren.

An sich war's das, was mir das Karate gegeben hat, oder was ich davon haben wollte. Aber das Dojo (der Verein) war wohl nicht ganz so richtig. Hatte halt in der Provinz keine Wahl.

Ich könnt da jetzt seitenweise drüber schreiben und den Zusammenhang zu den Pentatonikpattern ziehen, aber ich lass es lieber einfach bleiben. :D

Beizeiten können wir diese Diskussion gerne mal anzetteln. Aber dann immerhin in einem eigens angelegtem Thread.

Vor allem, weil ich nicht weiß, ob das vom Kampfsport auf die Gitarre übertragbar ist.

Der Zen-Gedanke per se? Mit Sicherheit ja. Aber da sind wir dann immer noch meilenweit von Standard-Pentatonik-Patterns entfernt.
Es gab mal eine sehr interessante Kollumne im Guitar Player, verfasst von Steve Vai. Da ging's dann um sowas wie "musical meditation".
Mit Standard-Patterns hatte das aber wie gesagt rein gar nichts am Hut.
Das waren dann eher so Dinge a la: Nimm dir genau EINEN Ton. Und jetzt schau, was du damit auf der Gitarre so anstellen kannst. Fand ich äußerst interessant. Denn es geht da dann doch mehr, als man anfänglich denkt - selbst wenn man an sich schon mehr oder minder Herr des Instruments ist. Nach einer gewissen Weile werden die Möglichkeiten, die man eben als Spieler so hat, langweilig. Und dann fängt man an, weitere Sachen zu suchen. Das kann zu ganz interessanten Resultaten führen.
Desweiteren kann man sich aber genau so gut in nur eine Sache vertiefen. "Ich spiele diesen Ton jetzt eine Stunde lang GENAU so!". Heftig! Aber u.U. eben auch mal ganz interessant. Danach weiß man zumindest, dass man diesen einen Ton sein Leben lang garantiert immer GENAU so spielen kann.
Im Übrigen hört man meiner Meinung nach diese Herangehensweise bei Steve Vai sehr oft heraus. Ich kenne wirklich ganz wenige Spieler, die so eine derartige Kontrolle über die tonale Entfaltung auf ihrem Instrument haben. Und nee, ich stehe überhaupt nicht auf viele Vai-Sachen. Aber dieser Aspekt seines Spiels ist extrem beachtlich. Und sorgt dafür, dass er ganz berechtigterweise die Art Ikone ist, die er nun mal ist.

Ja, vielleicht sollte man diese Diskussion wirklich mal irgendwo führen.

- Der Sack
 
Ach du liebe Zeit!
Ich hatte die ganze Zeit auch mal an Parallelen zu sowas gedacht. Und warum? Weil ich in der Vergangenheit mal über 6 Jahre Karate gemacht habe,...

:( Heul, voll ins Schwarze getroffen, und dann ist es zu offtopic. *wein*

Wenn wir weiter darüber diskutieren würden, dann würde ich wahrscheinlich bald herausfinden, ob es ein Limit für die Länge eines Beitrages hier im Board gibt. :)

Der Vergleich, der mir dabei am Herzen lag, war das scheinbar sinnlose Pentatoniküben mit dem scheinbar sinnlosen Katalaufen. Ich weiß nicht, ob Du in Kampfkunstforen liest, aber da isses noch um einiges schlimmer als in Gitarren-Übe-Methoden Foren. Karate und vor allem die Kata werden als völlig sinnlos und realitätsfern und nichtsbringend betrachtet.

Da werden dann auch einige Argumente ins Feld geführt, die sich logisch anhören.

Nur niemand von den Kritikern kennt halt den Effekt nach jahrelangem Kata-Training, wenn im Ernstfall oder einem sonstigen Fall das Zen- Es übernimmt und man danach aufwacht und denkt: "Was zum Geier war DAS denn gerade?"

Jo, ich dachte halt, dass sinnloses aber dafür immer gleiches und jeden Tag Pentatonikpatternüben vlt auch einen ähnlichen Effekt haben KÖNNTE. Aber egal, das soll mal dazu reichen. :)
 
Der Vergleich, der mir dabei am Herzen lag, war das scheinbar sinnlose Pentatoniküben mit dem scheinbar sinnlosen Katalaufen. Ich weiß nicht, ob Du in Kampfkunstforen liest, aber da isses noch um einiges schlimmer als in Gitarren-Übe-Methoden Foren. Karate und vor allem die Kata werden als völlig sinnlos und realitätsfern und nichtsbringend betrachtet.

Kann ich mir gut vorstellen. Es gab da bei mir im Verein auch ein paar möchtegern Bruce Lees (obwohl, an sich waren das eher möchtegern Jean Claude van Dammes...), die konnten damit gar nichts anfangen. Da ging's oft darum, am Wochenende nach der Sauferei noch ein paar andere Säufer gründlich wegzuboken. Wie toll man dabei war, das wurde dann Montags beim Training ausgiebig kundgetan. Zum kotzen.

Jo, ich dachte halt, dass sinnloses aber dafür immer gleiches und jeden Tag Pentatonikpatternüben vlt auch einen ähnlichen Effekt haben KÖNNTE. Aber egal, das soll mal dazu reichen. :)

Ich kann nicht behaupten, dass es sowas nicht gäbe (besser gesagt: ich weiß es nicht), aber ich würde komische Pentatonik-Fingersätze nicht als geeignetes Vehikel betrachten. Eine Kata hat zumindest Eleganz...

- Der Sack
 
Moin Moin,

also ich fand diesen Thread äußerst interessant. Inhaltlich fand ich es sehr spannend und es hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht ob das reine pauken von Fingersätzen und Pattern (in dem bisherigen Ausmaß) was bringt....

Ich merke es ja bei mir selber, dass bei Improvisationsübungen, die ich dann in nur einer Lage spielen möchte nicht so viel bei rumkommt, wie bei der gleichen Übung wo ich mir alles erlaube...sprich Lagenwechsel erlaubt sind.

Ich denke jedoch, dass die weit verbreiteten Pattern als solches dennoch Sinn machen, geübt zu werden. Ich glaube das sie für die Orientierung auf dem Griffbrett sehr nützlich sind und das man beides üben sollte, auch wenn diese Pattern im eigentlich Spiel nur in Ausschnitten Verwendung finden.

Ich gebe dem "Dummen Sack" recht....es ist vielleicht einfach eine komplett falsche Deklarierung der Pattern. Sie werden ja in den meisten Fällen als "Die Lösung" und "Die Basics" verkauft die man drauf haben sollte.... obwohl warhscheinlich viele der Autoren, Lehrer oder Gitarristen, die das vermitteln ebenfalls die Pattern nur noch in Ausschnitten verwenden.

Ich habe nun für beschlossen die Pattern zwar nicht komplett weg zu lassen, aber deren Übezeit doch zu reduzieren und mich verstärkt auf das Diagonale Spiel zu konzentrieren.

Also vielen Dank für die, teilweise doch hitzige und an manchen Stellen nicht Sauber geführte Diskussion, die aber Inhaltlich stets höchst Interessant und inspirierend war. :great:


Zum Abschluss noch die Frage:

Methoden zum Üben vom diagonalem Spiel wären:

- Die Pentatonik von tief nach hoch über mehrere Pattern verteilen z.b Am Pentatonik mit Pattern 5+1+2 (1 = Hauptpattern 5 Bund E-Saite)
- Die Pentatonik mit 3-Note-per-String Technik spielen?
- sonst noch Anregungen oder Methoden?

Vielen Dank
 
Ich glaube das sie für die Orientierung auf dem Griffbrett sehr nützlich sind

Sehe ich genauso. Pattern - egal welcher Art auch immer - sind einfach nur Griffmuster. Also Muster, die eine Struktur vermitteln. Und solche Muster dienen lediglich zur Orientierung. So wie man die Sterne am Himmel zu Sternbilder zusammenfasst, um sich zurechtzufinden.

Sie werden ja in den meisten Fällen als "Die Lösung" und "Die Basics" verkauft die man drauf haben sollte.... obwohl warhscheinlich viele der Autoren, Lehrer oder Gitarristen, die das vermitteln ebenfalls die Pattern nur noch in Ausschnitten verwenden.

Das ist für meinen Geschmack ein grundlegendes Missverständis. Das erklärt auch kaum jemand so. Das versteht möglicherweise jemand so, der nicht zuhören kann oder nicht in der Lage ist, nachvollziehen zu können, was gemeint ist. Es kommt wohl kaum ein Autofahrer auf die Idee, ausschließlich auf den Orientierungslinien zu fahren. Solche Linien sind keine Straßen. Orientierungslinien und -punkte dienen dazu, dass man auf der Straße flüssiger vorankommt.

Niemand der zur See fährt, behauptet, dass man sich ausschließlich am Großen Wagen orientieren muß. Wer so navigiert, irrt wie Odysseus durch die 7 Weltmeere. Je nachdem, wo es einen hinzieht, gibt es unterschiedlichste Sternbilder, die einem Orientierung geben und weiterbringen.

Seefahrer und Entdecker entwickeln ihren eigenen Umgang mit und ihre eigenen Bezeichnungen für Muster zur Orientierung am Nachthimmel.

Wer meint, Pattern (welche auch immer) seien "Die Lösung" sollte sich klar machen, dass Pattern lediglich Strukturierungs- und Orientierungsmuster sind .... was den zitierten "Autoren, Lehrern oder Gitarristen" wohl sonnenklar ist. Irgendwie geht man als kreativ musizierender Mensch davon aus, dass Menschen, die improvisieren wollen, eine Entdeckermentalität haben. Und keine Bürokratenmentalität, bei der man den Eindruck gewinnt, dass sie vor jedem gespielten Ton zuerst das jeweils richtige Formular ausgefüllt haben wollen. Und im Nachgang sauber analysieren, ob es wohl vorschriftsmäßig abgelegt wurde.

Treffen unterschiedliche Seevölker aufeinander, gibt es Meinungsverschiedenheiten, ob ein bestimmtes Sternbild nun Großer Wagen oder Großer Bär genannt werden soll. Intolerante Seefahrer wissen, wie das Ding einzig und allein heißen kann. Sie können das anhand der Form schlüssig belegen. Sie ignorieren, dass auf der nördlichen und südlichen Halbkugel unterschiedliche Sternbilder zu sehen sind, oder dass auf der Nordhalbkugel im Winter der Orion möglicherweise hilfreicher als der Große Wagen ist.

Und zu guter letzt meinen die einen: "wenn man die Sterne am Himmel sieht, kommt man ins Staunen." Worauf Hägar der Schreckliche erklärt: "Genau, sie sind so klein und mickrig und wir sind so groß, stark, allwissend und allmächtig."

Woraus man schließen kann, dass Hägar nicht wirklich verstanden hat, was man ihm sagen wollte.

Nachfahren von Hägar dem Schrecklichen sind in der Modernen insbesondere auf den Aktionärsversammlungen der Besserwisser AG anzutreffen.
 
Methoden zum Üben vom diagonalem Spiel wären:

- Die Pentatonik von tief nach hoch über mehrere Pattern verteilen z.b Am Pentatonik mit Pattern 5+1+2 (1 = Hauptpattern 5 Bund E-Saite)

Das verstehe ich nicht ganz. Was bedeutet für dich "5+1+2"? Sind das einfach die verschiedenen "üblichen" Patterns mit Nummern versehen?

- Die Pentatonik mit 3-Note-per-String Technik spielen?

Mit Rutschern oder ohne?
Mit Rutschern geht das schon irgendwie, ohne braucht man doch ziemliche Gummihände.

Generell halte ich 3 Töne pro Saite aber für nicht ideal... (s.u.)

- sonst noch Anregungen oder Methoden?

Hast du dir die von mir kurz vorgestellte "Rutsch-Pentatonik" angeschaut?
Ich finde das Prinzip, welches dahinter steckt, sehr überschaubar.
Eigentlich sieht das ja so aus: Ich suche mir ein Pattern innerhalb der Pentatonik auf 2 Saiten. Das sind dann 2 Töne pro Saite. An sich ist es egal, wo ich anfange, das Prinzip greift immer. Sinn macht es aber auf jeden Fall, dieses Pattern für den Anfang auf E6 und A5 zu spielen.
Dieses Pattern, egal womit man angefangen hat, wiederholt sich auf jeden Fall oktaviert 2 Bünde höher auf den D4 und G3 Saiten. Und es wiederholt sich erneut, jetzt (leider, wegen der H-Saite) 3 Bünde höher auf B2 und E1.
Alles was dann zur kompletten Pentatonik noch fehlt, ist ein Ton, den man dann auch gleich zwecks Lagenwechsel einbinden kann.
In meinem vorgestellten Pattern sah das so aus (ich mach's jetzt mal extra nur auf den tiefen 4 Saiten, wie's nach oben hin weitergeht sollte ja klar sein):
g------------------------5-7-(sl)9-
d-------------------5-7------------
A-------3-5-(sl)7-----------------
E--3-5-----------------------------

Das ist für mich das am einfachsten zu spielende Pattern nach diesem Prinzip, aber es gehen auch alle anderen. Gehen wir mal weiter hoch zum nächsten Pattern. Also zu dem:
A-------5-7--
E--5-8-------
Mit Fortzsetzung auf dem nächsten Saitenpaar erhalten wir das hier:
g---------------------------7-9-(sl)12-
d--------------------7-10--------------
A-------5-7-(sl)10--------------------
E--5-8----------------------------------
Wie schon gesagt, ganz so komfortabel ist das nicht, weil man den 7. Bund auf der A-Saite vermutlich mit dem Ringfinger greifen wird und dann in eine Lage rutscht, in dem der Ringfinger 3 Bünde om Zeigefinger entfernt ist. Das ist zumindest ein bisschen gewöhnungsbedürftig.
Auch die Abwärtsbewegung ist vielleicht ein wenig ungewohnt, weil man da dann mit dem kleinen Finger in eine Lage rutscht, in dem der Zeigefinger nur 2 Bünde entfernt ist.

Das klappt selbstverständlich auch mit den weiteren möglichen Patterns.
Schwierig wird nur die Übertragung dieses Prinzips, wenn das Saitenpaar H2 und G3 ins Spiel kommt - aber man kann sich entweder dran gewöhnen, oder versuchen, es zu umgehen.

Der Vorteil dieses Prinzips liegt klar auf der Hand: Man spielt jedes Pattern gleich 3 Mal pro "Fingersatz" und muss dazwischen nur per Rutscher die Lage wechseln (darf man natürlich auch gerne per direktem Wechsel probieren, also so, dass man den Rutscher nicht hört).

Mein Tipp: Alle Möglichkeiten mal ausprobieren (es gibt natürlich 5) und dann schauen, ob einem etwas besonders gut liegt.
Ich glaube nicht, dass man wirklich alle 5 Möglichkeiten einsetzen muss (bzw. sollte), denn man kann ja eigentlich in fast jeder Lage wieder relativ locker in ein angenehmes Pattern reinkommen.
Für mich ist das Angenehmste das anfangs vorgestellte Pattern, das nutze ich mittlerweile andauernd und vollkommen intuitiv. Die anderen Patterns habe ich mir nur punktuell angeschaut, reicht aber, um sie gelegentlich quasi als Transportmittel zu benutzen.

- Der Sack
 
Das verstehe ich nicht ganz. Was bedeutet für dich "5+1+2"? Sind das einfach die verschiedenen "üblichen" Patterns mit Nummern versehen?

Ja... Pattern 5 in Am wäre (3-5, 3-5,2-5,2-5,3-5,3-5), Pattern 1 wäre dann 5-8,5-7,5-7,5-7,5-8,5-8 etc.

Dadurch ergebe sich dann auch deine Rutsch-Penta. Also die Pattern nach gleichen Fingersätzen durchsuchen und durch die Lagen spielen, doch eben mit immer der gleichen Fingerabfolge.

Mit Rutschern oder ohne?
Mit Rutschern geht das schon irgendwie, ohne braucht man doch ziemliche Gummihände.

Mit Rutschern..

Generell halte ich 3 Töne pro Saite aber für nicht ideal... (s.u.)

Ergibt sinn....viel rumgerutsche.


____________

Ich werde mir deine Rutsch-Pentatonik mal zu Gemüte führen und werde mich damit mal ausseinander setzen.

Danke nochmals, für deine Ausführliche beschreibung :) :great:

---------- Post hinzugefügt um 20:08:29 ---------- Letzter Beitrag war um 19:59:36 ----------

Das ist für meinen Geschmack ein grundlegendes Missverständis. Das erklärt auch kaum jemand so. Das versteht möglicherweise jemand so, der nicht zuhören kann oder nicht in der Lage ist, nachvollziehen zu können, was gemeint ist.

? Wieso ist jemand der die Pattern als "Basics" zum erlernen der Pentatonik nutzt nicht in der Lage zuzuhören oder nicht in der Lage dies zu verstehen?

Wer meint, Pattern (welche auch immer) seien "Die Lösung" sollte sich klar machen, dass Pattern lediglich Strukturierungs- und Orientierungsmuster sind .... was den zitierten "Autoren, Lehrern oder Gitarristen" wohl sonnenklar ist.

In den meisten Lehrbüchern die ich gesehen habe werden die Pattern doch als Mittel zum Zweck zum erlernen der Pentatonik vorgestellt. Daher kann man es doch so verstehen, dass es laut Autorenmeinung die Lösung ist sich erstmal die Pattern anzuschauen... bzw. die Lösung auf die Frage "Methodik zum Lernen der Pentatonik - Skalen" wäre dann, laut Lehrbüchern, die "Pattern". Da es keine alternative als die Pattern in den Lehrbüchern gibt, kann ich doch davon aus gehen das die Autoren dies erstmal als Lösung deklarieren.
 
In den meisten Lehrbüchern die ich gesehen habe werden die Pattern doch als Mittel zum Zweck zum erlernen der Pentatonik vorgestellt. Daher kann man es doch so verstehen, dass es laut Autorenmeinung die Lösung ist sich erstmal die Pattern anzuschauen... bzw. die Lösung auf die Frage "Methodik zum Lernen der Pentatonik - Skalen" wäre dann, laut Lehrbüchern, die "Pattern". Da es keine alternative als die Pattern in den Lehrbüchern gibt, kann ich doch davon aus gehen das die Autoren dies erstmal als Lösung deklarieren.

Das sehe ich ganz genau so. Und deshalb habe ich ja schon mehrfach im Thread erwähnt, dass ich das im besten Fall für ungünstig, im schlimmsten für total zeitverschwendend halte.
Sobald man mal eine Clinic oder einen Workshop mitmacht, der sich an leicht Fortgeschrittene wendet, und sobald da ein Lehrer ist, der wirklich weiß, was taco ist, dann werden diese "typischen" Pentatonikfingersätze nicht nur nicht gelehrt, sondern noch nicht einmal wirklich vorausgesetzt. Weil eben fast alle erdenklichen Techniken, bei denen es um's echte Spielen geht, nicht darauf basieren.

Und mir ist es auch ganz ehrlich gesagt ein Rätsel, warum man das in vielen Lehrwerken nach wie vor so quasi allgemeingültig vorgetragen findet, von irgendwelchen Webseiten mal ganz zu schweigen. Ich befürchte dummerweise (bzw. weiß ich es sogar in einigen Fällen), dass die jeweiligen Autoren es einfach nicht besser wissen.

Wie gesagt, die Gitarren-Methodik hat durchaus Nachholbedarf, viele Spieler sind da schon meilenweit voraus - und die mussten sich vermutlich fast alle auch vorher durch relativ viel Ballast quälen.

- Der Sack
 

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