D
Dummer Sack
Gesperrter Benutzer
- Zuletzt hier
- 17.05.12
- Registriert
- 14.12.11
- Beiträge
- 494
- Kekse
- 1.010
Aber neu ist es in der Tat nicht. Und wenn man es Anfängern nahebringt, dann in jedem Fall mit dem Kleingedruckten: "Achtung: dieses Konzept bringt Schwierigkeiten in der Umsetzung mit sich, die Deine Erfolg gefährden können. Du musst Lagenwechsel beherrschen, darfst dabei z.B. nicht Deinen Daumen vernachlässigen und solltest das Konzept somit nur in Begleitung eines Erwachsenen zu Dir nehmen."
Insofern ist es schon ein Unterschied, ob man sich im Lehrer-Schüler-Kontext oder in den anonymen wilden Weiten des Webuniversums bewegt.
ich hab's ja schon so ungefähr gesagt, ich denke nicht, dass das von mir vorgestellte "konzept" (was ja an sich gar nicht so arg konzeptionell ist...) wirklich schwerer zu beherrschen ist als bspw. irgendwelche typischen pentatonischen lagen-fingersätze. im gegenteil, ich halte es oftmals für relativ viel einfacher.
nur mal so: als langjähriger spieler beherrsche ich die üblichen pentatonischen fingersätze relativ gut (bzw. mittlerweile sogar wieder deutlich schlechter - warum, das wird gleich klar...). seit ich mich aber eingehender mit diversen methoden des lagen wechselns bzw. des vertikalen (und im endeffekt eben diagonalen) spiels auseinandergesetzt habe, spiele ich vielleicht 5-6 noten am stück in einer lage - bzw. variiert das natürlich nach kontext, es ist eher so, dass ich, ganz a la vorgesteller "kästchen-pentatonik", in gewissen lagen eben nur gewisse saitenkombinationen benutze. und jetzt kommen wir zum vielleicht interessantesten punkt: ich mache das nicht nur, weil ich unbedingt vertikal/diagonal spielen können wollte, ich mache das auch nicht nur, weil irgendwas irgendwo besser klingt - nein, ich mache es auch so, weil es meiner meinung nach oft viel viel einfacher zu greifen ist.
als beispiel, da wir ja schon bei der a-moll-pentatonik sind: geht ja in 5. lage dann doch relativ bequem. nutze ich natürlich auch so. was ich aber tatsächlich quasi niemals benutze, ist das c auf der tiefen e-saite. da bemühe ich dann lieber die vorgestellte kästchen methode und begebe mich (ob jetzt mit 1. oder 3. finger) in die deutlich angenehmere 3. lage (was mir auch noch das g auf der E6-saite als zugewinn bringt). für mich ist das unfassbar viel leichter, zumal wenn man im stehen spielt und die gitarre nicht a la tom morello vor'm unterkiefer baumeln hat.
ich glaube, dass diese ganzen fingersätze deshalb so weit verbreitet sind und von daher auch anfängern so hingeworfen werden, weil es hinsichtlich der didaktik und methodik nur wenige wirklich ernsthaft zu nehmende versuche gibt, das ganze mal auf einen modernen stand zu bringen (wobei man sicherlich seit internet eine verbesserung feststellen kann).
es gibt ja ferner eine ganze reihe von instrumenten, bei denen das vertikale spiel einen viel größeren stellenwert genießt - teils aus instrumentenspezifischen gründen, teils aber auch, weil diese methoden dort schon seit jahrhunderten didaktisch erschlossen wurden. als beispiel sei die geige genannt. da gehört es einfach zur grundausstattung, sich gleichermaßen gut vertikal bewegen zu können. ein anderes instrument sei die saz. oder auch eine sitar. oder fast jedes östliche saiteninstrument. da findet man an sich so gut wie gar kein horizontales spiel, schlichtweg, weil die dinger ja nicht ansatzweise temperiert gestimmt werden, man oft bordun-saiten findet, etc. vertikales spiel ist also pflicht.
und letztendlich ist vertikales (bzw. diagonales) spiel auch auf der e-gitarre pflicht, wenn man denn jemals auch nur ansatzweise was reißen will. warum also nicht sehr frühzeitig damit beginnen? warum erst mal den ganzen lagen-klumpatsch durchkauen, wenn doch a) klar ist, dass man irgendwann diagonal spielen wird und b) es oftmals sogar viel einfacher ist?
vergleicht doch mal, sagen wir, a-moll-penta in 7. lage (der sog. "2. pentatonische hauptsatz" - hm, hauptsätze findet man doch an sich in der mathematik...) mit dem von mir geposteten fingersatz. na klar, die meisten werden den lagen-fingersatz schon geübt haben, deshalb ist das erstmal etwas geläufiger. aber der etwas geübtere spieler wird meiner meinung nach den "kasten-fingersatz" nach ganz kurzer zeit als deutlich angenehmer empfinden.
und wenn das für geübte spieler so ist, warum soll es dann für anfänger anders sein? meiner meinung nach muss der anfänger deshalb durch den lagenkram waten, weil es nicht ausreichend gute lehrwerke gibt und es ja seit jahrzehnten so gemacht wird. e-gitarristen sind eben anscheinend ganz generell ein relativ konservatives völkchen (so ist ja auch der gitarrensound mehr oder minder vor 40 jahren stehengeblieben), so dass man es lieber mit "wat de buer nicht kennt..." hält.
für mich gibt es da durchaus verbesserungsbedarf.
- der sack