Ich bin gerade ein sehr glücklicher kleiner Bassist.
Heute durfte ich nämlich feststellen, dass ich einen meiner Traumbässe schon längst mein Eigen nennen darf. Und zwar stehe ich in letzter Zeit sehr auf den kräftig-knurrigen Sound von Warwick - wobei das Design mir jedoch (bis auf den Infinity und den Vampyre) nie so wirklich gefallen wollte. Also hab ich die letzten paar Tage hier bei JM verschiedene Warwicks intensiv probegespielt, mit (für mich) verblüffenden Ergebnissen.
Thumb BO 4-Saiter (5er hatten sie nicht da): Die legendäre "Knurrmaschine" hat in meinen Ohren von allen Warwicks am allerwenigsten geknurrt...
Der klang irgendwie total langweilig. Außerdem sogar als 4-Saiter schon ziemlich kopflastig, wie soll das dann erst als 5-Saiter sein? :screwy:
Corvette Pro Line Bubinga 5-Saiter: Schonmal wesentlich knurriger als der Thumb, eigentlich sehr schön, leider total undefinierte, matschige B-Saite und deutlich wahrnehmbarer Zug des Halses in Richtung Fußboden...
Corvette $$ Esche 5-Saiter: Leider vollkommen unspielbar für mich, da sämtliche Saiten bei jedem Anschlag heftig auf die Pole Pieces ballern - der Bass lässt sich einfach nicht mit meiner Spieltechnik vereinbaren (und ist außerdem noch kopflastig).
Dann die Offenbarung - Streamer LX 5-Saiter: Mit dem gings ganz schnell, Bridge-PU voll auf, am grafischen EQ des Amps 100 (für den Druck) und 400 (für den Knurr) Hertz ein wenig geboostet - da war er, geiler Knurr, definierter Ton, gut ortbare B-Saite, knackig-knarzig, einfach nur geil!
Bei den anderen Bässen musste ich ewig am grafischen EQ rumschieben, um halbwegs brauchbare Ergebnisse zu erzielen, beim Streamer wars mit 2 kurzen Handgriffen getan.
Allerdings war sogar das Ergonomie-Flaggschiff ein wenig kopflastig, irgendwie schade...
Dann bin ich gestern nochmal hin, um mich noch ein wenig am Streamer aufzugeilen
rolleyes
, hab aber meinen bundierten Hauptbass (Ibanez BTB-775) zum Vergleich mitgenommen, da ich mit dem mal ein paar Sachen ausprobieren wollte. Eigentlich gelten die BTBs bzw. Ibanez-Bässe im allgemeinen ja als recht neutral, steril, charakterlos... zu meiner allergrößten Überraschung bot sich mir dann aber ein ganz anderes Bild. In Mittelstellung des Balance-Potis ist der Sound tatsächlich recht unspektakulär, schön warm, aber trotzdem ein klein wenig langweilig. Als ich aber den Bridge-PU aufgedreht hab ging die metaphorische Sonne auf. Der Knurr und Knarz, der plötzlich aus dem BTB kam, war dem Streamer absolut ebenbürtig, schön knackiger Sound, ABER: Damit nicht genug, der BTB erwies sich sogar also noch besser. Durch die 35"-Mensur sind alle Saiten, ganz besonders die B-Saite, viiieeel definierter als beim Streamer, das Halsprofil liegt mir wesentlich besser in der Hand und in Sachen Ergonomie und Balance sind die BTBs für mich immer noch das Norm plus Ultra, Kopflastigkeit ist in deren Welt ein Fremdwort. Außerdem sehen sie einfach unglaublich elegant und sexy aus.
Und dann hat er gerade mal die Hälfte von dem, was der Streamer bei JM kosten sollte, und ein Drittel von dem, was vergleichbare Streamer z.B. beim großen T kosten würden, gekostet - was wieder mal beweist, dass der Preis wenig bis gar nichts über Qualität und Sound aussagt.
Wirklich schade, dass Ibanez so viele BTBs aus dem Programm genommen und nur noch das Standardmodell (Esche-Walnuss-Korpus) als 4-, 5-, und 6-Saiter sowie die "neuen", EMG-bestückten Modelle anbietet.
Einen ziemlich perfekten, bundierten Bass hab ich also schon.
Und wenn ich irgendwann mal zu viel Geld habe, dann gönn ich mir einen Custom Shop BTB 5-Saiter mit dem typischen Ahorn-Bubinga-Hals, Korpusflügeln aus Mahagoni (evtl. noch mit schicker Eyegasm-Decke oben drauf) und einem (unlackierten!) Griffbrett aus Ebenholz, ohne Frontinlays, nur mit Sidedots und Sidelines (Ich nenn sie jetzt einfach mal so... Bundlinien, die nur an der Seite des Griffbretts angebracht sind, wie Sidedots halt.) versehen, Bartolini-Soapbars und -Elektronik und Hardware (natürlich Einzelsättel mit 19mm Saitenabstand) in Black Chrome. Selbstverständlich mit Dunlop Straploks Dual Design. Vielleicht "Vine"-Potiknöpfe von Q-Parts als zusätzliche, unauffällige, kleine Eyecatcher. Von der Holzbasis und Ausstattung - bis auf Griffbrett und Potiknöpfe - also exakt so, wie mein 775. Über die Farbe bin ich mir noch nicht so im Klaren. Und bis es so weit ist muss ich halt meinen SR505-F spielen...
EDIT: Oh je, mal wieder nen kleinen Roman geschrieben. Naja, immerhin kann ich behaupten, mich wirklich eingehend mit dem Thema "Mein Traumbass" beschäftigt zu haben.