Mal ganz provokant andersherum gefragt: Wofür brauchen wir überhaupt so viele Profi-Musiker, wie an den Musikhochschulen ausgebildet werden? Offenbar reichen ja für mittelmäßige Unterhaltungsmusik und mittelmäßigen Unterricht auch (gut ausgebildete) Amateure oder irgendwelche Konserven, und 7/8 der Bevölkerung sind damit zufrieden, so es entsprechend billiger ist. Das Problem scheint tatsächlich eher zu sein, dass es zu wenig Bedarf an hochkarätiger Musik und richtig qualitätsvollem Unterricht gibt, um alle Profis zu ernähren und sie deshalb auch auf einfachere Engagements angewiesen sind - Eben in Konkurrenz zu Hobbymusikern und DJs.
Die Musikhochschulen beschließen doch nicht: wir bilden jedes Jahr x Profimusiker aus und dann sollen die mal zusehen, wo sie unterkommen. Sie haben einfach eine bestimmte Anzahl von Studienplätzen, für die sich Leute einschreiben, die eben Musiker werden wollen. Weil sie z.B. für eine Banklehre ungeeignet sind (auch das soll´s geben). Daß die wirtschaftliche Unsicherheit für ausgebildete Musiker sehr groß ist, dürfte den meisten Studierenden klar sein; sie wollen es halt trotzdem. Das ist aber nicht das Problem der ausbildenden Institutionen.
Und wenn wir mal ganz ehrlich sind, ist doch das Meiste, das musikalisch geboten wird, mittelmäßig - egal, ob es von einem (studierten) Profi oder einem ambitionierten Amateur dargeboten wird. Und zwar in jedem Genre. Ich kenne jedenfalls eine Menge ziemlich mittelmäßiger klassischer Sänger/innen, Rockgitarristen, Keyboarder.... nur ab und zu blitzt Genialität auf, und du hörst jemandem zu, der dir den Mund offen stehen läßt. Oder der deine Seele berührt. Welche Ausbildung derjenige hat (oder ob überhaupt), ist dann zweitrangig. Aber es ist das, was wir im Grunde alle suchen und was nur wenige haben.
Die meisten ausgebildeten Musiker sind gute Handwerker.... die wirklich Begnadeten sind viel mehr als das.
Und ob es wenig Bedarf an qualitätsvollem Unterricht gibt .... na, ich weiß nicht. Ich habe in den letzten Jahren so einige Schülerinnen mit ziemlich übel zugerichteten Stimmen gehabt, die miesen Gesangsunterricht gehabt hatten (teilweise äußerst stimmschädigend - und, ja, leider bei Amateuren!). Ich erschrecke jedenfalls immer, wenn ein 18jähriges Mädel nur noch mit Ach und Krach das zweigestrichene d erreicht und ansonsten auf dem Material herumdrückt und -kreischt, was das Zeug hält - und ich höre meistens ganz gut raus, daß das noch ein, zwei Jahre hält, und dann ist es aus. Man hat nur 2 Stimmlippen. Wenn die irreversibel geschädigt sind, wird das auch mit dem für lau auf der Bühne stehen nix mehr !
Von daher muß ich dir in dem Punkt vehement widersprechen. Bezüglich Instrumentalunterricht kenne ich mich weniger aus, aber ich könnte mir vorstellen, daß man sich auch da eine Menge ungesunden Scheiß angewöhnen kann, wenn der Lehrer nicht so wirklich einen Plan hat.
Aber um diesen Plan zu haben, braucht es eben Erfahrung, eine gute Ausbildung, Praxis.... warum soll es das umsonst geben ? Ihr zahlt doch für jede andere Dienstleistung auch, und für die meisten nicht zu knapp.