Machen Amateure den Markt/die Preise kaputt?

  • Ersteller MarkFrisch20
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hmm... ich frage mich auch, von wem hier eigentlich gesprochen wird, wenn es um Profimusiker geht. Ein Profimusiker ist für mich jemand, der es schafft, von seiner Musik zu leben. Völlig egal, ob er Musik studiert hat oder Autodidakt ist. Auch völlig egal, in welchem Genre er unterwegs ist und auch egal, ob allein oder mit Band oder Orchester. Der Markt für Profis war früher (80er, vielleicht noch 90er Jahre) ein völlig anderer. Jedenfalls in der niedersächsischen Provinz, in der ich aufgewachsen bin. Da gab es in unserer Gegend vielleicht ein Dutzend Coverbands so im Top40-Bereich. Die waren verdammt gut und konnten wirklich alles spielen. In jedem Kaff gab es einen Veranstalter mit Saal und Kneipe und an jedem Wochenende war Livemusik angesagt. Die Veranstalter haben sich abgesprochen und die Bands auch. Jeder war mal dran und alle haben gut davon gelebt. Wenn mein damaliger Freundeskreis hörte, dass die Skydogs irgendwo spielten, sind wir da hingefahren und haben uns auch über die 5 Mark Eintritt nicht aufgeregt. LiveMucke in dieser Art gibt es bei uns schon lange nicht mehr und die Veranstalter von damals, die es grösstenteils immer noch gibt, sprechen sich mit ihren Mottoparties heutztage immer noch ab mit ihren Terminen. Die Hütten sind immer noch genauso voll aber eben nur noch mit DJ`s bestückt.

Ganz anders in Osnabrück, wo ich heute lebe. Es gibt die Maiwoche, die bis vor einigen Jahren eine ganz tolle Veranstaltung war, die immer auch ein paar Topacts hatte (ähnlich in Münster dem Eurocityfest, wo BAP, Nena, Stoppok, Söhne Mannheims..... umsonst und draussen aufgetreten sind mit bis zu 30.000 Besuchern). Münster kann sich das nicht mehr leisten und in Osnabrück spielen nur noch miese Coverbands. Jedes Jahr die gleichen mit immer demselben Programm.

Wirklich gute Musik findet in den Osnabrücker Clubs statt. Die Studenten der Rock/Pop-Akademie haben alle auch eigene Bandprojekte, mit denen sie regelmässig unterwegs sind. Es gibt feste Termine für Jamssessions, bei denen der Veranstalter eine Backline stellt und es ist immer ein Riesenspass, dabei zu sein. Eintritt zu nehmen ist bei diesen Veranstaltungen die absolute Ausnahme. Manchmal geht hinterher der Hut `rum. Die Musiker machen das, weil sie selber Spass haben wollen und vor Publikum spielen wollen.

Die Profi-Tanzband früherer Tage gibt es (bei uns) jedenfalls nicht mehr. Die Veranstalter machen das aber sicher nicht, weil sie Menschenfreunde sind. Vermutlich verdienen sie dabei sogar Geld. Und das ist auch gut so.

Musik zu studieren mit der Garantie, danach auch ein regelmässiges Akademikerauskommen zu haben, ist wohl eher die Ausnahme. Von weclhen Profis sprechen wir also überhaupt, denen die Amateure die Preise kaputt machen?

Btw. meine eigene Rockcombo spielt grundsätzlich ohne Gage. Das hat ganz eigennützige Gründe. Wenn wir Geld nehmen, hat das Publikum einen Anspruch an die Qualität. Habe ich grundsätzlich natürlich auch. Aber, wenn wir umsonst spielen, können wir machen, was wir wollen.

Keep on rockin`
 
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Und zur Threadfrage:
Ja, es kommt zu einer Art Vermischung zwischen Profis und Amatueren. Und ich habe nicht grad selten in der letzten Zeit gehört, dass Musiker anderen (meist Amateuren) vorwerfen mit ihren Feierabend-Preisen ihnen noch die letzte Butter vom Brot zu nehmen.
Aktuelles Beispiel:
In einer Band in der ich spiele sind zwei Sängerinnen. Eine professionelle (die wirklich nur davon lebt) und eine, die noch einen "richtigen" Job hat und nicht auf die Musik angewiesen ist. Beiden wurde unabhänigig voneinander ein Angebot (ohne dass die beiden was davon wussten) für eine Veranstaltung mit Playbacks gemacht (was beide gleich gut anbieten können). Nun, die Amatuerin hat das Rennen gemacht. Als die andere Sängerin davon erfuhr, war sie - verständlicherweise - sauer. Sehr sauer! Absolut nachvollziehbar. Aber kann man der anderen Sängerin einen Vorwurf machen? Ich denke nicht. Aber an diesem Beispiel (und es gibt derer sehr viele) kann man sehen, wie dünn die Luft am Gighimmel geworden ist.

Noch ein Beispiel:
Habe letztens mit einem Kollegen zusammengespielt, der seinen ganzen Frust bei mir abgeladen hat. Dieser Kollege lebt von der Musik und ist inzwischen auf jeden Gig angewiesen. Man kann ihn durchweg als Profi bezeichnen. Egal wo er mit was für Musikern spielt, die Bude kocht :) Absolut zuverlässig, hat sein Equipment im Griff, kann ein Publikum lesen und bringt wirklich die lahmste Veranstaltung in Schwung. Der Typ hat´s einfach drauf.
Letztens hat er erfahren, dass man anstatt wie im Jahr davor ihn und seine Band eine andere Band (Amateure) für eine mehrtägige Firmengala engagiert hat. Mit dem Ergebnis, dass der Veranstalter nach dem ersten Abend die Band nach Hause geschickt und sich einen Discjockey besorgt hat, der wohl auch mehr schlecht als recht die Gala retten wollte aber nicht konnte. Besagte Band war weder in der Lage Tanzmusik zu spielen noch den Saal vernünftig zu beschallen.
Ja, diese Band war weitaus günstiger als der Kollege.
Ja, besagte Band hat sich über- und die Situation unterschätzt.
Ja, der Veranstalter hat letztendlich Geld gespart.
Ja, die Gala war ein Reinfall.
Und unterm Strich:
Ein finanzieller Verlust für den Kollege.

Und ja, es es nie so schwierig wie heute von der Musik leben zu können.
 
...es wäre nicht die erste veranstaltung, die dadurch den bach runter geht, weil mindere qualität eingekauft wurde.

ich würde das inzwischen gar nicht mehr unbedingt herunter brechen auf amateur vs profi
gute und schlechte qualität gibt es natürlich in beiden "lagern"
allerdings kann und sollte man zugeben, dass gute musikalische ergebnisse durchaus öfter bei den berufsmusikern erreicht werden als bei reinen hobbieisten
das muss nämlich auch so sein

ein satz den ich früher sehr oft gehört habe war: "es gibt viele sehr gute amateure"
derzeit muss ich sagen , dass mein aktueller stand der erkenntnis ist, dass es vor allem ganz schön viele bands gibt, die recht gruselige ergebnisse abliefern.
professionelle kapellen betrifft das aber sehr selten - ganz einfach , weil man sich das gar nicht leisten kann
denn
für profis ist es essentiell einen bestimmten preis zu erzielen
da kann man sich qualitative schwächen eigentlich nicht geben - sonst ist man raus

und für amateure gilt
wenn man einen bestimmten leistungsstand erreicht hat - dann fordert auch der amateur einen angemessenen preis

kernaussage meines beitrags soll sein:
klar können preise durch amateure verdorben werden
die regel ist allerdings , dass ein aus verschiedenen gründen niedrigerer preis auch eine niedrigere qualität bietet
und für mich stellt sich viel mehr die frage, ob eine gute qualität für die jeweilige veranstaltung überlebenswichtig oder egal ist.

grüße
ron
 
Es gibt da wohl solche und solche Situationen.

Mod-Pauls Beispiel war eine Firmengala. Dahinter steckt ein Einkauf, der natürlich von der Geschäftsführung angehalten ist, knapp zu kalkulieren. Von Veranstaltungen haben die Leute, die so etwas bewilligen, also zunächst mal null Ahnung, die können nur mit Geld umgehen. Wenn die jetzt feststellen, nachdem sie jahrelang eine Band für 5000 € haben kommen lassen, hoppla, es gibt ja auch Bands, die ein ähnliches Repertoire für 600 € spielen, oder wenn die GF das feststellt, dann wird die 600-€-Band geordert, weil niemand die praktische Erfahrung damit hat, was passiert, wenn man so eine Truppe anrücken läßt.

Umgekehrt gibt's z. B. Stadtfestveranstalter. Die haben Ahnung, die haben Erfahrung. Und wenn die eins ganz genau wissen, dann ist das: You get what you pay for. Die werden also nicht "im Auftrag des NDR" für eine große NDR-Bühne (Kieler Woche oder sonstwo) als Headliner am Sonnabend statt der üblichen 5000-€-Top40-Profiband eine 600-€-Amateurkapelle buchen, weil sie solche Bands schon für andere Timeslots auf anderen Bühnen gebucht haben, die dann auch selber gesehen und gehört haben und somit aus eigener Erfahrung wissen, daß sie dann eben auch nur Musik für 600 € kriegen. Und sowas stellen sie nicht sonnabends um 20.00 Uhr der Meute vor der NDR-Bühne hin, die Qualität erwartet - alleine schon, weil da das Logo einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt an der Bühne hängt.

Mit Letzterem geht allerdings meistens einher, daß man jedes Jahr immer dieselbe Band bucht, um wirklich auf der sicheren Seite zu sein. Umgekehrt ist auch die Band auf der sicheren Seite, weil sie so schnell nicht von diesem lukrativen Timeslot verjagt wird - schon gar nicht von Amateuren.


Martman
 
was ist ein timeslot?
 
Bei Firmenveranstaltungen kommt ein weiterer latenter Punkt hinzu. Schnell ist die maximale Freigrenze des Betrages pro Mitarbeiter, ab dem dann vom Mitarbeiter "Partykosten" als geldwerter Vorteil versteuert werden müssten, überschritten. Da das normalerweise kein Mitarbeiter auf seiner Gehaltsabrechnung sehen möchte, wird das "still und heimlich" vom Unternehmen beglichen. Das bedeutet allerdings, dass dann ein "Kosten Booster" von mindestens ca. 25% on top ab einer bestimmten Grenze einsetzt. Und das versuchen Firmen nachvollziehbar zu vermeiden.
Die netto Grenze pro Mitarbeiter liegt wohl zur Zeit bei ca. 92,- €. Bei den meisten Unternehmen weit drunter. Das mag auf den ersten Blick viel erscheinen, ist aber, wenn man mal alle Kosten addiert, für eine gute und ggf. mehrtägige Firmen Gala viel zu wenig. Die Gage der Band oder des DJ's sind eher die kleinen Posten in so einer Kalkulation.

Topo :cool:
 
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@Martman
Ich erlebe den Markt genau umgekehrt wie Du. Größere Firmenevents kosten viel Geld und eine Firma möchte hier bei der Band kein Risiko eingehen.
Finanziell fließt gerade hier Milch und Honig! Bei größeren Firmenfeiern werden fast ausnahmslos doppelt so hohe Gagen gezahlt, wie bei Stadtfesten.
Gerade bei Stadtfesten gibt es immer mehr "Budgetzwänge", weil die Stadtkassen oft leer sind. Da die eine Stadtfestbühne zur Primetime aber eine tolle Werbung ist und oft deutlich mehr Spaß macht als ein Firmenevent bieten sich hier viele Bands günstiger an. Und zum Glück gibt es immer noch ein paar gut bezahlte Stadtfestbühnen...

Zur Angst vor Amateurbands:
- Als Profi ist es meine Aufgabe mich von Amateurbands deutlich abzuheben. Mit besserer Qualität, besserem Entertainment und vor allem einem professionellen Marketing. Sein Instrument professionell zu spielen reicht bei Weitem nicht aus!
Wenn es mir als Profi nicht gelingt, in diesen Bereichen deutlich besser zu sein, als eine mittelmäßige Amateurband, dann habe ich den Mehrwert einfach nicht, der einen finanziellen Aufschlag rechtfertigt.

Anstatt zu jammern sollte man also lieber an seinem Projekt arbeiten. Viele Amateurbands zeigen deutliche Schwächen auf der Bühne: Notenständer in der Front, schwache Stimmen in der Front, kaum Entertainment usw. Damit reicht es für den Pub oder einen Nachmittagsslot auf einem Stadtfest, aber oft nicht für einen Prime-Time-Slot auf einer großen Bühne.

Die Bands denen es gelingt, Veranstalter und Publikum von Ihrer Leistung zu überzeugen erzielen auch heute noch ganz nette Gagen.
 
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Anstatt zu jammern sollte man also lieber an seinem Projekt arbeiten. Viele Amateurbands zeigen deutliche Schwächen auf der Bühne: Notenständer in der Front, schwache Stimmen in der Front, kaum Entertainment usw. Damit reicht es für den Pub oder einen Nachmittagsslot auf einem Stadtfest, aber oft nicht für einen Prime-Time-Slot auf einer großen Bühne.
Die Frage ist natürlich: Soll das das Ziel für jede Band sein?

Amateurbands haben gar nicht das Ziel, in den Rang der Vollblutprofis aufzusteigen. Die Bandmitglieder haben meist alle geregelte Jobs (in unserem Fall ist die Hälfte der Band selbständig in nichtmusikalischen Berufen), dann auch noch oft Familie und von daher gar nicht die Zeit für die Band, die Berufsmusiker haben, welche schon mal 60–80 Stunden in der Woche oder mehr in die Band investieren können. Da betreiben sie die Musik lieber als Hobby, schließen sich aber dennoch nicht im Probenraum ein, sondern spielen ab und an auch mal einen Gig. Und wenn man keine Mehrzweckhalle füllen kann, dann macht das nichts.

Vollprofessionelle Bands wiederum hätten ein Problem, wenn annähernd jede Band nach den Sternen greifen würde – und auch noch die Möglichkeiten hätte, ganz nach oben zu kommen. Wenn jede Band die Zeit und das Geld hätte, sich auf absolutes Profiniveau zu erheben, dann würden sich um ein Vielfaches mehr Bands um die wenigen Headliner-Timeslots balgen. Die Profis, die wirklich von der Musik leben, hätten auf einmal irrwitzige Mengen an Konkurrenz.

Abgesehen davon würde die Schere noch größer werden zwischen den wenigen noch bezahlbaren Bands, die sich nur aus absoluten Schrottkapellen rekrutieren würden, und zahllosen professionell auftretenden Bands, die entsprechende Gagen verlangen. Entweder belegen die Veranstalter von Stadtfestbühnen weiterhin nur noch den letzten Timeslot am Sonnabend und vielleicht noch den am Freitag mit einer hochwertigen Band – einer aus mehreren hundert, die sich bewerben – und den Rest mit bezahlbaren, aber unhörbaren Bands Marke "die gehört einem Schulkumpel von meinem Schwager, dem ich noch einen Gefallen schulde", oder sie belegen weiterhin auch frühere Timeslots mit guten Bands, müssen die dann aber alle aus der schweineteuren Profiklasse rekrutieren und pumpen an einem Wochenende 40.000 € in Bandgagen, weil selbst die Band, die um 15 Uhr auf die Bühne geht, dafür mehrere Tausender haben will.


Martman
 
Interessante Frage - ich denke, dass geht alle Bereiche des Lebens an. Auch die Ingenieure und Softwareentwickler haben damit zu kämpfen, dass es einen Haufen freeware gibt, wo man sich bedienen kann, ohne zu zahlen.

Da (und auch in der Musik) hilft nur das gute alte Hausmittel: Besser sein!

Man muss halt was anbieten, was der Kunde auch bezahlen will.

Einfach Musik machen wie Lady Gaga und der Rubel rollt.

Und ab und an eben auch mal Konsument, die Konzerte der anderen Bands besuchen, die gut sind.

Und vielleicht auch mal einen Veranstalter darauf hinweisen, dass seine freeware Band noch etwas Übung braucht.

Habe ich durchaus schon gemacht und ich halte das auch für legitim: Wenn ich irgendwo auf einem fest bin und meinen Spass bei einen Bier oder einem Gläschen Wein haben will, schreckt mich schlechte Musik ziemlich ab.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Bei Firmenveranstaltungen kommt

Deine Argumentation verstehe ich, doch muss das nicht so gehandhabt werden. Eine Firma kann durchaus eine Veranstaltung für ihre Lieferanten und Kunden durchführen und Getränke und Speisen sowie Musik anbieten. Mitarbeiter haben dann freien Zutritt. So macht man das, dann hat der MA auch keine Vergünstigung.

Ausserdem: Wenn man bedenkt, was so eine Festivität insgesamt an Planung und Durchführung kostet, kommt es sicher nicht auf ein paar Hunderter mehr für eine gute Band an. Das Problem bei Firmenfeiern ist dann eher, dass irgend eine HumpiDumpi band spielen darf, weil der Rotzlöffel von Bandleader der Neffe vom Vorstand ist. :)
 
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Amateure wollen nur Gigs und keine Kohle, weil sie darauf nicht angewiesen sind, es ist ja nur ein Hobby.
Diese werden dann doch eher von Veranstaltern bevorzugt, weil's billiger ist. Genauso wie beim Unterricht. Der Hobbymusiker verlangt vielleicht 10€ die Stunde, der, ggf. studierte, Profi 15-25€.
Ist das eine Milchmädchenrechnung oder ist es tatsächlich so, dass die Amateure den Gagendumping fördern?

In Berlin siehts eigentlich ganz okay aus. 25 EUR/Std. sind möglich, wenn man eine vernünftige professionelle Leistung bietet.
 

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