Mein Helix liegt auf dem Boden und ich bin mittels XLR am Mixer plus zwei Line6 Stagesource L2t (Bandmix), darüber hinaus nutze ich einen KME Monitor (Full Range, jedoch kein Flat Response) für meine alleinige Kontrolle (feinere Höhen und nicht ganz so PA-like). Zum Üben nutze ich ein TRIO+ (Looper plus Bass und Schlagzeug) komplett separat.
Hallo oobboo,
Cleansound sind immer Geschmackssache, wie wahrscheinlich alle anderen Sounds auch. Da muss man einfach ausprobieren und finden, womit man zurecht kommt. Die Modeler haben uns Möglichkeiten gegeben, die früher nur mit viel Geld erreichbar gewesen sind. Ich selbst habe einen praktischen Ansatz, das bedeutet, daß ich nicht zu 100% erwarte meine Röhrenamps simulieren zu können. Für meine „echten“ Cleansounds nutze ich einen Mesa Boogie Lonestar, weil er für mich der edelste, wärmste und „cleanste“ Amp ist (Channel 1 basiert auf einer Fender-ähnlichen Vorstufe). Dabei spielen aber auch die Lautsprecher eine eine große Rolle, in meinem Fall 2x12“.
So jetzt aber zum eigentlichen Thema.
Mit einem Tube- bzw. sonstigen Amp, wie auch mit dem Helix, sollte es grundsätzlich gelingen den Grundcharakter des gewünschten Cleansounds zu erreichen. Alles darüber hinaus muss dann angepaßt werden. Ich spiele meistens Humbucker, deshalb brauche ich vor dem Amp oder dem Helix keinen Kompressor. Ganz am Ende der Kette mag ich das schon garnicht, weil für mich der Lautsprecher bzw. davor die Ampstufen die notwendige Kompression erzeugen sollen. Cleansound erstelle ich, wie auch alle anderen, erst einmal nur mit Amp + Cab (4x12-er mag ich nicht, meistens nutze ich 2x12). Aus meiner Sicht werden dabei in 90% der Fälle die Lautsprecher am meisten unterschätzt. So auch die Cab-Simulationen des Helix. Hier meine ich aber vor allem die echten, real existierenden Lautsprecher. Nimmt man sich jetzt mal die Arbeitsweise eines Lautsprechers mit Amp und Gitarre, dann kann man sich folgendes vorstellen. Schlägst Du mit dem Pick die Saite an, dann entsteht ein Impuls, der durch die Vorstufe und Endstufe verstärkt und mehr oder weniger komprimiert wird. Der Lautsprecher mit seiner Schwingspule im Magnetfeld bekommt diesen Impuls geliefert und wird zur Schwingung angeregt. Durch die vorhandene Trägheit des Systems (Größe und Art des Magneten, Spulenwicklung, Spannung und Durchmesser der Lautsprechermembran), wird gegen den Impuls „gearbeitet“. Das entspricht in etwa dem Verhalten eines Kompressors, der einen sehr kurzen Peak (schnelles Attack) hat und dann wieder sehr schnell auf ein mittleres Niveau zurück fährt. Deshalb verwende ich, entgegen des aktuellen Hypes, einen „schnellen“ Kompressor vor der Lautsprechersimulation und bin damit sehr zufrieden, weil dies, meiner Meinung nach, besser klingt als die Cab IR-s. (Bitte keine Steinigungen, das ist MEIN Weg und kein „nur so ist das richtig“.) Ansonsten ist alles erlaubt was gefällt, denn wenn es gut klingt ist es auch gut!
Zu den Lautsprechern habe ich noch ein sehr schönes Erlebnis zu berichten. Ein Musikerfreund sagte mir, daß im Helix die Rotary-Simulation total unbrauchbar ist. Sie klingt nicht annähernd nach Rotary und er kann sie garnicht nutzen. Ich habe ihn gefragt, wo er in der Signalkette denn den Rotary-Effekt platziert hat. Antwort: „Wie meine Tretminen, vor dem Amp.“
Das Dilemma dabei. Der Rotary-Effekt ist eigentlich die Simulation eines Lautsprechersystems mit rotierendem Hoch- und Tieftöner und kann demzufolge eigentlich nicht als Stompeffekt genutzt werden (machen einige Leute und es klingt auch manchmal). Nachdem wir eine Wechselschaltung zwischen Cab-Simulation und Rotary (hinter dem Cab angeordnet) mit einem Fußtaster organisiert hatten, war er dann endlich zufrieden...
Kompressoren haben ihre Berechtigung, zum Beispiel, wenn man eine Fender mit Singlecoils spielt, um ein stabileres und lauteres Signal an den Amp zu übertragen. Andere nutzen dafür einen Cleanbooster, gerade damit das Signal nur lauter und nicht komprimierter wird. Da komprimiert dann der Amp etwas mehr bei gleicher Einstellung. Zuviel Kompression im Signal macht den Sound oft leblos, weil in der Dynamik einschränkend. Im Studio nutzt man meistens einen kompletten Channelstrip, der auch einen Kompressor enthält. Heute setzt sich Studiotechnik immer mehr auch im Livebetrieb durch, denn wenn Du Dir die Möglichkeiten der Digitalmixer ansiehst, dann agiert man mit den Bearbeitungsmöglichkeiten auf dem Niveau von Studiotechnologie, die im analogen Bereich teuer und oftmals schwer zu handhaben war. Vielleicht noch ein Tip (alte Schreibweise!). Versuche mal den Kompressor parallel einzubinden und dann mische ihn dem Signal bei. Das kann manchmal
helfen, wenn es nicht um die von mir beschriebene Verfahrensweise geht.
Die Wahl des richtigen Mikrofons bzw. deren Simulation und Platzierung sind weitere Themen, denn wir hören letztendlich ein komplett mit dem Mikro abgenommes Signal bei Modelern bzw. bei Studioaufnahmen (meistens).
Mein Lieblingsstilmittel ist der EQ. Damit sortiere ich die „fiesen“ Frequenzen aus und betone meistens etwas die Mitten (oldschool, ich spiele keine scooped Metal Sounds). Grundsätzlich Cut bei 96 Hz und 6,1 kHz (E-Gitarre).
Viele Grüße!