Let's jazz up "Hänschen klein" - Jazz und Blues für Anfänger

Also mir gfoilts, @Balgseele.:D Sehr innovativ. Die nächste Übung war aber fiel triwialer und weit nischd so musigalisch anschbruchsvoll gedachd. Auf Deitsch: Schbiel da kloane Hanß ganß normahl rechds und da Jäßbaß mit de kombinierde Dön lings. Des roichd.;):)
 
Danke für diesen interessanten und verständlichen Einstieg in das Thema. Die Griffe müssen geübt werden, keine Frage, aber es macht Spaß.
 
Die Griffe müssen geübt werden, keine Frage, aber es macht Spaß.
Ja, @Tasten und Knöpfe. Da du nicht der erste bist, der darauf hinweist und ich eine Frage zu den Fingersätzen im Bass gekriegt habe, hier meine Version:

Vamp-Fingersatz.png


Man sieht, dass man mit dem klassischen Bass-Fingersatz nicht weiterkommt. Der erste Takt geht noch ganz normal. Wenn man dort nicht mit dem 4.ten Finger hüpfen will, kann man auch den kleinen Finger für den A-Bass einsetzen. Ungewohnt wird es im zweiten Takt, weil wir nun den Basston mit dem zweiten und den f-Akkordton mit dem 4.ten Finger greifen müssen. Auch dass man zwei Akkorde auf der vierten Zählzeit gleichzeitig drücken muss, fällt anfangs vielleicht schwer. Aber wenn man die Sache langsam angeht, funktioniert es. Letztlich muss man die Sache einfach üben, bis es völlig automatisch geht. Erst ohne ein Gläschen, dann mit einem Gläschen Wein und dann mit zwei... Hicks:prost::):D
 
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Genau.
Ich muss mich oft zusammenreißen um nicht bei klassischen Stücken irgendwelche Erweiterungen dabei zu haben!!!

Ertappe mich manchmal im Unterricht dabei, Kinderkram so zu begleiten und habe keine Ahnung, wie ich irgendwelche 7 nen oder 9 nen aus dem Akkord weg machen kann :D
 
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Man sieht, dass man mit dem klassischen Bass-Fingersatz nicht weiterkommt.
Der wäre? Jetzt sag nicht, alles mit 3/2 :D
Ungewohnt wird es im zweiten Takt, weil wir nun den Basston mit dem zweiten und den f-Akkordton mit dem 4.ten Finger greifen müssen.
Hm, warum nicht einfach F-Dur mit dem 5ten?
 
Der wäre? Jetzt sag nicht, alles mit 3/2 :D
Monte, genauso was ähnliches wollte ich jetzt sagen. Das ist mir diesmal nicht peinlich.:) Die meisten hier sind entweder wie ich so alt, dass sie durch die Holzschuh-Schule gegangen ist. Dort musste mit dem Ringfinger der Grundbass, mit dem Mittelfinger der Dur-Bass, dem Zeigefinger der Mollbass, die Septim- und der vermindert Bass gegriffen werden. Prinzipiell, ohne Wenn und Aber. Später sagte man, dass sei unnatürlich. Irgendwann später war 3/2 die einzige Wahrheit, die es gab. Nun weißt du wie ich, dass es solche absoluten Wahrheiten nicht gibt, weil es manchmal besser ist, etwas anders anzugehen, vor allem wenn man die Stücke der "Holzschuh-Welt" verlässt.

Nun habe ich aber dennoch aufgrund meiner Lehrer vor zig Jahren diese oder jene "absolute" Fingersatz-Wahrheit in mir. Aber mein heutiges Gefühl sagt mir, dass mein Vorschlag zumindest einmal eine Möglichkeit ist, aus dem Fingersatz-Gefängnis auszubrechen und später weiterzukommen, wenn wir uns mit Basslinien beschäftigen. Meine Linie hat für Prinzip-geplagte Seelen meiner Meinung nach folgende Vorteile:

- Sofern man es nicht gewöhnt ist, lernt man an einer Stelle, mal wieder den Terzbass zu benützen. Da der dritte Finger auf dem c-Dur-Bass bleibt, ist es kein Blindflug.
- Im zweiten Takt wechseln wir die Diagonale, was man können sollte, wenn man Jazz spielt. Jetzt spielen wir also nicht mehr 4-3 oder 3-2, sondern grade "anders herum". Das fühlt sich für die meisten anfangs etwas ungewohnt und komisch an. Aber es ist beherrschbar, und es kommt nur einmal in der Folge der vier Akkorde vor. Wenn man jetzt die Sache automatisiert - weil die Akkordkombination beim kleinen Hans sssooooo oft vorkommt, gewöhnt man sich an das ungewöhnliche Gefühl beim Bass-Spielen.
- Wir verzichten auf den kleinen Finger, weil viele den Fingern nicht wie selbstverständlich einsetzen. Wollte man das ändern, wäre das eine etwas größere Herausforderung. Da weiß ich leider, von was ich spreche. Das hat mich ziemlich lange Zeit gekostet, den Bockmist wegzukriegen, den mir meine alte Akkordeonlehrerin vor zig Jahren mit auf den Weg gegeben hat...

Freilich hast du mit deinem Einwand trotzdem recht. Selbstverständlich sind andere Fingersätze möglich. Aber ich glaube, mein Fingersatz funktioniert und tut, was er soll.

Ertappe mich manchmal im Unterricht dabei, Kinderkram so zu begleiten und habe keine Ahnung, wie ich irgendwelche 7 nen oder 9 nen aus dem Akkord weg machen kann :D
:D Was soll man darauf jetzt sagen?
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Dem schließe ich mich an. Zusätzlich: warum im 1. Takt A nicht mit 5?
Ok, @morino47, du bist der zweite, der mit dem kleinen Finger spielen will. Überlassen wir es dem Publikum hier, den passenden Fingersatz zu wählen. Wenn ich dich richtig verstanden habe, möchtest Du:

Vamp-Fingersatz2.png


Probiert aus, womit ihr besser zurechtkommt.
 
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Ok, ... du bist der zweite, der mit dem kleinen Finger spielen will. Überlassen wir es dem Publikum hier, den passenden Fingersatz zu wählen. Wenn ich dich richtig verstanden habe, ....

Klar erkannt, Bernnt. Ich habe auch an der linken Hand einen kleinen Finger, und der ist quicklebendig und möchte bei meinem Spiel mitmachen dürfen.

Selbstverständlich werden hier nur Ideen ausgebreitet. Meines Erachtens sollte niemand den Eindruck vermitteln, er könne den anderen seine(!) Wahrheit als absolute Wahrheit präsentieren - schon gar nicht über dieses Medium. Das gilt insbesondere auch für meinen folgenden grundsätzlichen Gedanken:

Das Optimieren von Fingersätzen ist eine Frage der Haltung gegenüber den eigenen Fertigkeiten: eine gewisse Passage spielen zu können mit einem Fingersatz, der aus irgendwelchen gewohnten Mustern entstammt, ist eine Sache. Damit kann man sich zufrieden geben und glücklich sein. Warum also nachdenken?

Was ist denn das Ziel eines Fingersatzes? Er muss ein flüssiges Spiel erlauben, er muss ein akzentuiertes Spiel erlauben, und er muss ein sicheres Spiel (dh. die Töne müssen getroffen werden) erlauben.

Die meisten von uns hier im Akkordeon-Forum müssen wohl nicht auf einen bestimmten Termin ein bestimmtes Stück/ ein bestimmtes Repertoire spielen können. Also haben wir Zeit, den für uns optimalen Fingersatz zu suchen und einzutrainieren.

Man muss also nicht unglücklich sein, wenn man erkennt, dass ein möglicherweise ungewohnter Fingersatz besser läuft bzw. besser laufen könnte, so er denn eingeübt wäre. Dann ist es langfristig die Mühe wert, das bequeme, zeitsparende Beharren auf einem suboptimalen Fingersatz aufzugeben und den neuen Fingersatz anzutrainieren. Damit wird unsere Werkzeugkiste an Fingersätzen um ein Werkzeug aufgestockt. Wenn nämlich eine ähnliche Fingersatz-Situation andernorts wieder auftritt, dann ist die Sache schon nicht mehr so neu, und wir hätten schon 2 Passagen, die besser laufen.

Ich habe davon gehört, dass man beim Musikstudium (mit Tasteninstrumenten) schwierige Passagen mit unterschiedlichen Fingersätzen einüben muss, wohl in der Absicht, eine gewisse Fingersatzflexibilität zu erreichen. Davon unberührt ist die Feststellung, dass es auf Tasteninstrumenten meistens einen allgemein anerkannten optimalen Fingersatz gibt. Für Knopfakkordeons gilt das meines Wissens nicht, selbiges auch für Melodiebass und Standardbass.

Meine Haltung zusammengefasst: Beharren auf Gewohntem ohne Reflexion ist Stillstand. Wenn es Anlass gibt, dann die eigenen Fingersätze in Frage stellen und sich der Mühe unterziehen, neue Fingersätze auszuprobieren.

Viele Grüße

morino47
 
mein kleiner Finger mag nicht auf die Terzbassreihe und auch keine weiten Spreizungen (vielleicht ist er zu kurz dafür?). Aber den dm7 kann er. Mein Fingersatz wäre: 4-3-4-3|2-5 (also eine Mischung aus denen von @Bernnt und @morino47)
 
Also ich bin ja in dem Metier neu, aber wenn ich dm7 oder am7 spiele, habe ich mir das gerade mit dem kleinen Finger besser vorstellen können.
Also den Bass mit 3 und die Akkorde mit 2 und 5.
Hm. Wie geht das denn anders?
 
Meines Erachtens sollte niemand den Eindruck vermitteln, er könne den anderen seine(!) Wahrheit als absolute Wahrheit präsentieren
Da bin ich ganz bei dir, @morino47. Das war nie der Plan. Ich schreibe über Fingersätze nicht, weil ich da alles drüber weiß, sondern weil ich unter einer pedantischen Akko-Lehrerin und den praktischen Folgen für die Fingersätze gelitten habe, weil ich auch mit dem Fingersatz für den Vamp gekämpft habe, als ich mit Jazz anfing, und weil Leute hier was drüber wissen wollten, wie man das anstellen könnte, die nicht die Fingerfitness von dir, von Klangbutter oder Monteverdi haben. Wenn es anders rüber gekommen sein sollte, möchte ich an das nochmal erinnern:

hier meine Version
Selbstverständlich sind andere Fingersätze möglich.
Überlassen wir es dem Publikum hier, den passenden Fingersatz zu wählen.


Mein Fingersatz wäre: 4-3-4-3|2-5 (also eine Mischung aus denen von @Bernnt und @morino47)
Wenn alle, die hier rumlesen, ihren Fingersatz anfangen zu suchen und dann finden, wäre ich total glücklich.

Das einzige, was ich hier möchte, ist mitzuhelfen, einen Zugang zum Jazz zu bahnen.
 
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Klasse Jazz Kurs. Kompliment. Ich brauche noch etwas zum üben. Hier noch ein tolles Video. Bei ca. 3min legt der Akkordonspieler so richtig los. Geil.

 
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Also so ein Jazzakkord ist wie ein Weihnachtsbaum, haben wir gelernt. Ein Weihnachtsbaum besteht aus einem Baum (die Grundlage von allem), dem was jeder Weihnachtsbaum braucht (Lichterkette) und Firlefanz, der sein kann aber nicht sein muss (Lametta, Baumspitze). Beim Jazzakkord sind das Grundton / Basiston (root), der Pflichtbestandteil Shell aus Terz und Sext/Sept sowie Firlefanz-Color tones. Ok, aber wie ordnet man sie jetzt eigentlich an?

ich dachte immer wichtig ist nur das man die Terzen sauber schichtet und dabei große und kleine kräftig mischt.
Tja, wo er Recht hat, hat er Recht. So kann man das machen. Als ich noch ein paar Dutzend Jahre weniger zählte, kam gelegentlich der Film "The Glenn Miller Story" aus den 50er Jahren im Fernsehen. Eins der bekanntesten Stücke dieses Big Band Leaders war die "Moonlight Serenade". Die melodietragenden Klarinetten zeigen, dass das mit der Terzschichtung geht, wenn man gelegentlich noch ein paar Sekunden ergänzt:



Der Anfang von "Hänschen klein" sähe dann - eine Oktave erhöht - in etwa so aus:

HänschenKleinJazzakkordeRechts.png


"Ich hab da eine Idee", sagte Frank. Frank spielte gelegentlich die Melodie eines Stückes ergänzt um ein paar Töne aus dem gewünschten Jazz-Akkord in der rechten Hand (wie oben notiert). Und gleichzeitig ergänzte er die Jazz-Grundakkorde in der linken Hand, wie wir das ja schon geübt haben. Damit entstehen Akkordgebilde, die die Klänge der linken und der rechten Hand zu einem neuen Klang kombinieren. Man kann dabei mit den Lagen und den Registern am Akkordeon experimentieren. Die Noten oben ergänzen sich gut mit den Jazz-Akkorden im Bass, wenn man das 16'-Register einlegt. Man kann es natürlich auch eine Oktave tiefer spielen und dann es mit dem 8'-Register oder aber dem 8'+8'C kombinieren, wenn man will. Probiert es doch mal aus. Anbei findet sich wieder ein Notenblatt als Vorschlag für Jazzharmonik auf der rechten Seite- leider nicht ganz vollständig und vielleicht noch optimierbar, so dass ihr euch ins Zeug legen müsst:

HaenschenKlein.png


"Es gibt aber harmonisch noch andere Möglichkeiten", wirft Frank ein. Der Drummer murmelt: "This is not Jazz!" Der Bassist nickt und kritisiert: "Typisch Europäer! Außerdem fehlen noch wichtige Dinge." "Wie wahr", entgegnet der Pianist und denkt: "Wenn ich doch auch mal zu Wort käme..." Tja, aber das kommt später. Wichtig ist jetzt erst einmal, dass wir versuchen, "Hänschen klein" links und rechts zusammen flott zu kriegen.





Das Kleingedruckte zur Ergänzung / Ergötzung:
Ich habe profitiert von folgenden Akkordeonnoten:
- Frank Marocco, Jazz Accordion. Mailand: Carisch, 2009. Dort kann man den Umgang mit Jazz-Akkordeon von Frank Marocco an verschiedenen Standards ausprobieren und auch studieren, so dass man das Gelernte auch an anderen Real-Book-Standards umsetzen kann. Konkrete Beispiele aus Band 1, die unserer Übung entsprechen: Blue Moon, Mistry.
- Frank Marocco, It don't mean a thing (If it ain't got that Swing). Transkription von der Frank Marocco MC "Blue Notes von Ralf Schwarzien. Hrsg. von Wolfgang Russ. Schönaich: Gabriele Russ Musikverlag, 2007. Das ist natürlich ein Knaller für die Leute, denen es akkordeontechnisch vor nichts graust. Einspielung hier:



Auch nett ist @Klangbutter 's Version:



Die Aufnahme dieses Stücks von Ella Fitzgerald mit der Combo von Herbolzheimer im ZDF-Studio Köln aus dem Jahre 1974 ist natürlich auch nicht schlecht, um die Entwicklung des Jazz zu studieren und schon mal zu gucken, was in diesem Thread noch so kommen könnte:



Interessant ist auch ein dreiteiliger Video-Unterrichtsmitschnitt von Frank Marocco, in dem er seinem Schüler zeigt, wie er Jazz übt. Auch dort u.a. "It don't mean a thing" - diesmal vom Meister persönlich. Die Playlist ist hier:
https://www.youtube.com/channel/UChYqjmxlACZxIClkqa0wuTA




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Kurze Zwischenfrage zu den Noten oben:

Ist das "G9" mit F G H D nicht ein G7?

Wenn doch, erkläre bitte :)

Grüßle

Aber das "C" mit C D E G müssste dagegen doch ein C9 sein???
 
Ist das "G9" mit F G H D nicht ein G7?
Nee, die 9 kommt von der linken Hand. Die Bassakkorde sorgen dafür, dass G9 entsteht. Wenn nur rechts gespielt würde, hättest du recht.

Aber das "C" mit C D E G müssste dagegen doch ein C9 sein???
Ja, Malineck, genau. Da liegst du richtig. Du könntest also, wenn du wolltest, an der Stelle C9 drüber schreiben. Kann man machen, wenn man darauf besteht, dass C9 kommt, oder auch sein lassen. Die meisten spielen sowieso irgendwelche zusätzliche Color Tones dazu. Wenn eine Jazzcombo gut ist, merkt man das auch daran, dass sich die Akkorde der Band ergänzen und nicht wild reiben. Insbesondere der Pianist und der Gitarrist sollten also wissen, was sie (gemeinsam) tun.
 
Alles klar! Danke dir!
 
ach ich dachte immer wichtig ist nur das man die Terzen sauber schichtet und dabei große und kleine kräftig mischt.
Das kann man so machen, muss man aber nicht. Richtig interessant wird es, wenn wir die grundlegenden Jazz-Akkorde im Bass (die Basis-Sept- oder Sextakkorde: s.o.) mit Tönen rechts ergänzen. Auf der rechten Seite werden nun nicht (nur) Terzen geschichtet, sondern Quarten oder auch Sekunden. Dadurch entstehen folgende „berühmten“ Akkorde, die im Nachkriegsjazz der 50er und 60er sehr häufig vorkommen:

Komplexere Jazzakkorde auf dem Akkordeon.png






Diese Akkorde sind fundamental. Zusammen mit den grundlegenden Sext- und Septakkorde sind sie das kleine harmonische Einmaleins des Jazz. Sie sind aber nicht nur fundamental, sie sind auch bunt. Die Lage der „Color Tones“ im Gesamtgefüge geben diesen Akkorden eine bestimmte Farbe oder Stimmung mit. Ich finde, diese Akkorde sind Genuss pur. Rechts kann man sie so wie sie oben notiert sind, mit einem 8‘-Register oder einem 8‘+8‘C-Register auf dem Akkordeon wunderbar spielen, vor allem wenn das Instrument kein oder nur wenig Tremolo hat. Aber auch das 16‘-Register macht Freude, wenn man die Akkorde rechts eine Oktave höher spielt. Bitte achtet auf den Gesamtklang zusammen mit dem Grundbass und dem Septimbass links. Das Akkordgebilde sollte homogen wirken. Dazu nehme ich im Bass kein Tutti-Register, sondern eher eins, das tiefer/dumpfer ist. Sucht doch mal nach eurem idealen Klang auf eurem Akko (Es ist irgendwie bei jedem Akko, auf dem ich experimentiert habe, irgendwie ein bisschen anders).

Mit „Hänschen klein“ entfaltet sich freilich nicht das richtige Aroma dieser Akkorde. Mir hat ein Pianist einen Blues mitgegeben und mir gesagt, ich solle das Intro des Stücks so anlegen, dass ich nur die Melodie spiele. Dort, wo aber die Notenköpfe wie Kreuze aussehen, kann man sich an den neuen Akkorden versuchen:
A small Jazz Piece.png

Wenn ich „Musescore“ überrede, das Stück als mp3 auszugeben, erklingt (ohne Akkorde freilich):





„Jetzt ist‘s aber genug“, sagt der Schlagzeuger und schaut mich an. Mike war Kapitän einer Erdölbohrinsel im Golf von Mexico. Außerdem spielte er Schlagzeug - Jazz-Schlagzeug, betonte er. „Deutschland ist so schön“, sagte er mir einmal. Das Karnevals-Humbaba fand er super, die Stimmung fand er megaklasse, vor allem wie die Leute mitgingen, mitsangen und mitklatschten. Dasselbe schätzte er auch beim Oktoberfest und beim „Ententanz“. Der Absturz kam aber, als wir ihn zum Konzert eines Musikvereins mitschleppten und dort ein bekanntes Jazz-Stück intoniert wurde. Da fand er das "Geklatsche" des Publikums schrecklich. "Das geht nicht", sagte er. "Man betont Jazz nicht auf 1 und 3, sondern auf 2 und 4. Außerdem muss ein Stück 'swingen'". Wenn in einem Leadsheet etwa zwei Achtel notiert sind, nimmt man die erste etwas länger. Wenn ich probiere zu swingen, hört sich das Intro des Blues so an:





Schon besser als die Musescore-mp3, finde ich. Und wie kommt „Hänschen klein“ ins Swingen? Mit dieser Frage kommt man zum zentralen Hindernis. Denn „Hänschen klein“ ist ein deutsches Volkslied und wird daher auf 1 und 3 betont. Das betont der Text: „Häns-chen klein (x), ging al-lein...“ Wir sollten aber die Betonung auf 2 und 4 legen. Vielleicht machen wir auf 1 einfach mal eine Pause. Vielleicht sollte man auch die Melodie etwas ändern. Bei mir hört sich das so an, wenn ich mich an der Melodie versuche:





So jetzt seid ihr dran. Probiert die neuen Akkorde aus, versucht euch am Intro dieses einfachen Blues und lasst „Hänschen klein“ swingen. Viel Spaß.

"Und wann sind wir dran?" "Gemach, gemach" beruhige ich den Bassisten und den Keyboarder. Vielleicht möchte auch der Percussionist etwas mitreden. Wir werden sehen.
 

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Mir hat das gerade ein wenig gefallen bei Euch, da habe ich mir gedacht, dass ich mich auch mal ransetze, habe das Hänschen Klein mal ziemlich
kräftig reharmonisiert, wohl so ziemlich alles nach den Regeln der aktuellen bekannten Jazz-Harmonielehren. Notation, wie so üblich in Lead-Sheets.
Es könnte da noch so die eine oder andere enharmonische Verwechslung vorkommen, aber da nehme ich es mitunter nicht so genau.

Wenn man die Melodie unverändert unrhythmisch spielt, klingt es fast schon wie ein Choral. Man muss es also schon ein wenig rhythmisch spielen,
um da mehr Jazz-Feeling zu bekommen. Wenn man wollte, könnte man die Melodie noch mit ein paar Schnörkeln aus den Akkord-Skalen aufpeppen,
ohne total ins Improvisieren zu geraten, also nahe an der Melodie bleibend...dann sollte sich schon ein wenig Swing einstellen...durch die häufigen
Akkord- und damit auch Basswechsel kommt schon fast sowas wie ein "walking bass" zustande...fetziger wäre es noch und sicher auch nicht ganz
einfach zu spielen, wenn man die Anzahl der Basstöne noch durch Skalentöne verdoppelt, aber auch meine Zeit ist begrenzt für diesen Schinken,...
vielleicht gefällt es Euch ja auch so....
:m_akk:
Hänschen Klein reharmonisiert.jpg


mir ist noch eingefallen, Hänschen Klein war das erste einfache Liedchen, das ich auf der Orgel damals im Unterricht gelernt hatte,
wenn ich das so gespielt hätte mit 10 Jahren, hätte der Lehrer vermutlich Schnappatmung bekommen...
 

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  • Hänschen Klein reharmonisiert.PDF
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So jetzt seid ihr dran. Probiert die neuen Akkorde aus
na klar, Chef ... :great:



Nachtrag: ich versuche, vom Instrument her zu denken (und zu spielen). Ob dies Jazz ist oder nicht, liegt am Anspruch und hauptsächlich an der Definition des Begriffs.

Hänschen Klein mal ziemlich kräftig reharmonisiert,
freu mich auf die Akkordeoneinspielung mit "Schnörkeln" und "Skalenverdopplungen" :D
 

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  • hans_harms_mb.mp3
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Grund: Nachtrag
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Wunderbar:great::great::great:, geil:cool::cool::cool:, aber natürlich weit über Niveau des Anfänger-Threads hier. Wir sitzen noch im jazzigen Kinderwagen, bewegen uns GAANNNZZ langsam vorwärts und du fährst mit 'nem harmonischen Porsche Turbo vor. Trotzdem: Man sieht was geht, wenn man die Sache schon etwas länger betreibt. Wenn meine Keksdose was für dich hergeben würde, würde ich alles was geht, in deine Hände legen. Super.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
vielleicht gefällt es Euch ja auch so
Schön, dass Du Dich damit meldest, @FrankH. Ich werde definitiv mal ausprobieren, was du da gezaubert hast... Auch hier mein Hinweis: Wir sind hier noch im Jazz-Kindergarten ...
 

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