Wobei zb Fender im trockeneren Klima Kaliforniens es wahrscheinlich leichter hat als zb Gibson im feuchteren Tennessee.
Jain ... Holz wird trocken, wenn die Umgebungsluft Feuchtigkeit aufnehmen kann und ein Luftaustausch stattfindet. Daher ist selbst der Standort im recht kalten Markneukirchen so schlecht nicht. Taupunkt ist der Wert. Sind Temperatur und Taupunkt gleich, hast du Nebel oder Monsun. Und bei entsprechender Lagerzeit braucht es auch nicht sofort passieren.
Gehen wir kurz zurück zu Framus, weil man es da recht anschaulich erklären kann. Der Produktionschef Marcus Spangler ist übrigens gelernter Holzeinkäufer und hat vorher in einem Furnierwerk gearbeitet. Besonders alt ist er auch noch nicht, daher sollte er als "neue Schule" durchgehen.
Er ist einer der wenigen in der Branche der in der Lage ist ganze Bäume einzukaufen. Die meisten anderen Firmen kaufen beim Großhandel. Baut man sehr wenig und individuell - wie z.B: Santa Cruz mit ihren +/- 1200 im Jahr - kann man auch alternative Quellen nutzen und altes Holz kaufen, welches irgendwo übrig geblieben ist. (Z.B. die Treppen hier aus dem Thread).
Das Holzlager bei Framus besteht aus einem großen überdachten Bereich, der an den Seiten komplett offen ist. Selbst das edelste Holz welches sie haben liegt in einem - zwar gut gesicherten - aber sehr Wind durchlässigen Schuppen. Das Holz ist also Bestandteil des Klimas der Region.
In diesem "Aussenlager" liegt das Holz im Schnitt 5 Jahre und erreicht eine Feuchte von +/- 12 %. Für die Produktion möchte man 6,5 - 7 % bei Framus haben. Der genaue Wert wird auch bestimmt dadurch, wie Klimasicher die Produktion läuft. Die Hallen bei Framus sind sehr gut kontrolliert, daher braucht man nicht so einen großen "Vorhaltewinkel" für den %-Satz den das Holz in der Produktion wieder aufnimmt. Bei PRS tritt man mit Holz an, welches auf 4 % vorgetrocknet ist. Wer amerikanische Gebäude-Bauweise kennt - und bedenkt das Stevensville auf einer Insel liegt - wird auch wissen warum. Zusätzlich ist die Bevorratung bei PRS zweigeteilt. 1 Lager als Trockenkammer und 1 Zwischenlager in der Produktionsstätte. Wenn also das Holz das "Klimasichere Trockenlager" verlässt, dann nimmt es bis zum Produktionsstart sowieso wieder Feuchtigkeit auf. Bei den Mengen die Framus baut, kann man es sehr zeitnah anliefern.
PRS Zwischenlager ...
Kleine Hinweise ...
Für Framus bleibt also die Strecke von 12 % bis 7 %. Diese überwindet man bei Framus mit einer Trockenkammer. Dort wird per Sensoren an vielen Stellen beim Holz gemessen und die Ergebnisse sind deutlich besser - weil überall gleich - als die normalen Industrie-Trocknungsanlagen in Fernost.
Mein Kumpel Mike Sanden aus Schweden bezieht sein Holz hingegen von einem "Holzlager" und lässt meist die Stücke dort auch noch liegen (manche schon seit 35 Jahren). Das Holzlager ist auf einer schwedischen Insel und extrem gut belüftet - für Lagerung gibt es aus seiner Sicht keinen besseren Ort. Bringt er es jedoch in die Verarbeitung, wird es entsprechend vorbereitet - siehe den Ofen von Framus - und kommt dann direkt in seine Klimasichere Werkstatt.
Wir müssen daher aus meiner Sicht hier sehr genau unterscheiden, von welcher Form der Produktion wir reden. Massenware die basiert auf Plantagenholz in einem industriellen Prozess der auch beschleunigte Trocknung beinhaltet, oder die kleineren Stückzahlen einer - sagen wir - Manufaktur. Ebenso müssen wir unterscheiden, ob wir von "On Time Produktion" des Holzes reden, oder vom Luxus einer Vorratshaltung am eigenen Standort. Schauen wir in die Historie von Framus, so konnten sie u.a. mal so groß werden wie sie zwischenzeitlich als "Weltmarktführer" waren, weil sie mit eigenen Vorräten nach dem zweiten Weltkrieg begonnen haben. Diese hatten sie, weil der Vater Wilfer sie mit einem LKW und als US Soldat verkleidet aus dem kurze Zeit später der DDR zufallenden Instrumentenwinkel heraus gefahren hat, um es am neuen Standort bei Nürnberg mit dem Werkzeug welches er mitbrachte zu lagern. Mit dem Holz das heute am Standort in Markneukirchen lagert, würden sie wohl ein paar Jahre rumkommen. Es ist ihr Kapital.
Jede Gitarrenfirma ist da in einem sehr eigene Umfeld eingebunden - und jede findet ihre persönliche Lösung um Holzeinkauf, Holzlager und Trocknung zu bewältigen.
im Gegensatz zu spannungsreichem Holz aus Lufttrocknung.
Jedes Holz welches bearbeitet wird entwickelt völlig neue Spannungsfelder. Bei PRS nimmt man sich z.B. 1 Monat Zeit um den Hals zu formen. Er darf nachdem man einen Schritt gemacht hat, Fasern entfernt oder durchtrennt hat, erst mal seine neue Form finden. Dann kommt der nächste Schritt. Ergebnis ist u.a. eine vom Thomann Service Team bestätigte sensationelle Quote beim Plek. Die Maschine erkannt praktisch nicht einen einzigen krummen Hals.
Rickenbacker hat ja einige Designs die innen hohl sind und ihre CNC arbeitet nicht den kürzesten Weg um das Werkstück herzustellen, sondern ist so programmiert, dass möglichst zu keiner Zeit im Werkstück extreme "Verspannungen" auftreten können, weil auf der einen Seite bereits die Hälfte fehlt und die andere noch vollmassiv ist.
Spannung im Holz ausschließlich auf die Trocknung zurück zu führen berücksichtigt nicht alle Aspekte des Gitarrenbaues.
Hoffe das hilft ...
Gruß
Martin