Kritische Gedanken zur NAMM oder wo sind die tatsächlichen Neuheiten?

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Wie schon die letzten Jahre hab ich mir auch das vergangene Wochenende erwartungsvoll die zahlreichen yt-Videos zur NAMM angeschaut. Videos und Produktvorstellungen gibt es mittlerweile von zahlreichen NAMM Besuchern wie dem Musikerboard, ToneKing, Session, GuitarWorld, Andertons, uvm. Grundsätzlich finde ich die Videos und Berichte super um einen Einblick auf Neuerscheinungen bei der NAMM zu bekommen. Inhaltlich sehe ich das aber etwas anders:

Zwar gab und gibt es schon Innovationsstränge (Amp-cloning, Line6 Amplifi-BT-Technik, Mini-Tubeamps, uvm.) aber irgendwie hab ich das Gefühl (vl täusch ich mich auch?), dass vieles was auf den vergangenen Messen vorgestellt wurde, keine wirkliche Innovation darstellt und die ganze Veranstaltung nur ein riesiger Marketing-Zirkus (geworden?) ist!

Wenn ich mir die Videos anschaue und was manche Hersteller als innovativ verkaufen, kann ich nur den Kopf schütteln. Jedes Jahr der selbe Einheitsbrei der uns erzählt wird! Da werden zB die immer gleichen Gitarren in anderen Farben lackiert, mit andern Hölzern gebaut, mit andern Pickups und/oder Hardware gebaut, eine teure und eine Billigvariante, usw. usw. Was soll daran „neu“ sein?
Im Prinzip könnte man eine Mischmaschine hernehmen, sämtliche Specs einer Gitarre (Holz, Pickups, Lackierung, Hardware, Form,…) damit durchmischen und aus jeder Kombination dieser Specs eine Gitarre zusammenbauen. Man könnte sich die nächsten 100 NAMM Shows sparen. Völlig ähnlich verhält sich dieses Konzept übrigens bei Amps (siehe zB den Engl „Artist Edition“ der prinzipiell ein Blackmore ist)

Ein weiteres weit verbreitetes Phänomen sind Signature-(Custom-)Gitarren die man dann, je nach Produktserie, in 2-3 billigeren Abstufungen nachbaut. Das Künstler Werbeträger der Marke sind ist ja verständlich, aber mittlerweile verkommen manche Messestände nur noch zu Showrooms für Signature-Produkte. Fragt sich ob sich Musiker wirklich jedes Jahr eine neue Gitarre bauen lassen oder ob die Hersteller aufgrund fallender Stückzahlen die Musiker dazu drängen?

Darüber hinaus finde ich die hundert Jubiläen die jedes Jahr mit irgendwelchen Sonder-Editionen oder Limited-Editions gefeiert werden für teilweise überflüssig. Was da für Jubiläen erfunden werden…das x-te Jubiläum dieses Amps und dieser Gitarre, das x-te Jubiläum dieses Künstlers, das x-te Jubiläum dieser Marke, usw. Dazu gibt es dann natürlich passend gleich eine limitierte Auflage der jeweiligen Gitarre oder des Amps und fertig ist die nächste „Neuheit“.

Wenn ich an all die Messen denke (auch aus den vergangenen Jahren) stellen sich mir schon einige Fragen:
  • Ist langsam der Zenit für wirkliche Innovationen erreicht? Gibt es überhaupt noch Innovationen im E-Gitarrenbereich oder ist ein so traditionelles und klassisches Instrument wie die E-Gitarre (sowie Amps) nicht innovationsfähig?
  • Rührt man vielleicht deshalb die Specs-Mischmaschine immer und immer wieder um den Kunden bei Laune zu halten?
  • Sind vielleicht auch die Messen selbst Schuld an dem Innovationsdrang bzw. an „Neuheiten“ die keine sind? Es kommt mir so vor, als ob man auf der Messe ums Biegen und Brechen immer zig Neuheiten präsentieren und in die Kamera halten MUSS. Sämtliche Hersteller zwingen ihre Mitstreiter und indirekt sich selbst ständig mit irgendeiner Neuheit auf der Messe zu erscheinen. Jedes Mal wird uns weiß gemacht, dass die Gitarre oder der Amp noch besser ist als letztes Jahr und dies oder das noch besser kann, obwohl sich meist nicht drastisch etwas an dem Produkt ändert.
  • Ist der enorme Wettbewerb schuld an dieser Ideenarmut und den überbordenden Produktneuheiten die in Wahrheit keine sind!? Sollte man nur alle 2-3 Jahre eine Messe machen um echten Innovationen mehr Zeit zu geben?
  • Hat sich das Wettbewerbsprinzip mittlerweile auch bei vielen Herstellern breit gemacht, womit verkaufte Stückzahlen und Marktanteile immer wichtiger werden?
Ich für meinen Teil stöpseln gern meine 10 Jahre alte Gitarre in meinen 15 Jahre alten Amp in die 1.Version des FX-Geräts und spiel einfach. Ich möchte nicht gleich losrennen wenn die Hersteller mit etwas Neuem angerannt kommen.
Ob sich nämlich all das, was uns die Industrie da erzählt, wirklich sooo anders und sooo viel besser anhört oder spielen lässt ist fraglich und muss letzten Endes der Kunde entscheiden, aber da ist er/sie vielleicht schon auf die Marketingmasche reingefallen.
 
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90% der Gitarristen sind ein absolut konservatives Völkchen, welche am liebsten seit 1968 jedes jahr die exakt gleichen Produkte, mit exakt gleicher Spezifikation erfahren wollen.
Allerdings bräuchten die Firmen dann kein Product-Management (+Product-Design) mehr, daher gibt's für traditionelle Firmen wie Gibson so wenig Innovatoin "wie nötig".

Bei Firmen die WEGEN ihrer Innovation bekannt geworden sind (Kemper, Axe-Fx, Line6) entwickelt sich da schon deutlich mehr.
Die NAMM spiegelt das wieder, was die Konsumer von den Firmen erwarten und kaufen. Leider.
 
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Ist langsam der Zenit für wirkliche Innovationen erreicht?
Was sollten diese Innovationen sein? Wenn schon hier nix "Vintage" genug sein kann. Gerade die Stromgitarren sind als eher primitive Konstruktionen nicht sehr für die "Erfindung des Jahrhunderts" tauglich. Und wenn, würd' es Keiner kaufen weil der Hendrix hatte das auch nicht ....

Hat sich das Wettbewerbsprinzip mittlerweile auch bei vielen Herstellern breit gemacht, womit verkaufte Stückzahlen und Marktanteile immer wichtiger werden?
Come on! DAS war wohl noch nie anders. Oder glaubst du die Firmen erzeugen ihren Kram weil sie uns Gutes tun wollen? DIE wollen allerdings bestenfalls tatsächlich unser Bestes .... unsere Kohle nämlich. Und sonst nix.
 
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Für mich gab's schon Innovatives. Ned Steinbergers geniale neue Bass- und Geigen-Tuner jetzt erstmals für Gitarre:

IMGP2199.jpg


Ein bisschen mehr Info zur Gitarre gibt's hier, aber … jaja, ich weiß… iiiiihhhhh… ist die kaputt? Da fehlt ja der Kopf… :D

Bernd
 
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Was man nicht vergessen sollte ist, dass Messen in allgemeinen für neue Produktvorstellungen der Firmen immer unwichtiger werden. Im Internetzeitalter können neue Produkte zeitnah veröffentlicht und wahrgenommen werden, wenn sie denn fertig sind, da muss man nicht bis zu einer Messe warten oder unbedingt ein Produkt bis zu einer Messe fertig haben.
 
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Come on! DAS war wohl noch nie anders. Oder glaubst du die Firmen erzeugen ihren Kram weil sie uns Gutes tun wollen? DIE wollen allerdings bestenfalls tatsächlich unser Bestes .... unsere Kohle nämlich. Und sonst nix.


OK, das mit dem Wettbwerb ist etwas schlecht formuliert. Schon klar...wo läuft es auf dieser Welt nicht so. ;) Die Frage zielt eher darauf ab, ob nur aus Wettbewerbsgründen gewisse Produkte auf dem Markt geworfen werden oder es Marken gibt die bewusst gegen diesen Trend sind!?
 
Im E-Gitarren-Bereich finde ich den Effekte-Hersteller Electro-Harmonix ziemlich innovativ. Die entwickeln nicht jedes Jahr 10 neue Verzerrer, die es schon 1000 mal gibt, so wie all die anderen Hersteller, sondern sie entwickeln Effekte, die zwar nicht jeder Gitarrist unbedingt brauchen wird, aber immerhin ziemlich speziell und innovativ sind. Beispiele dafür wären der Orgel-Simulator, der Sitar-Simulator und der Freeze.
 
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Naja, schwieriges Thema. Kaum probiert ein "großer" Hersteller was neues aus... ist der Aufschrei enorm.
Siehe Gibson -> Nullbund-Sattel und Robo-Tuner...
 
Bei Gibson sieht die Lage aber so aus, dass es schlicht und ergreifend keine Alternative mehr gibt. Gäbe es weiterhin die "klassischen" Modelle und den ganzen neuen Kram als eine zusätzliche Serie, wäre das ja auch kein Problem. Dann würden sie diese Zusatzfeatures einfach nach kurzer Zeit wieder einstampfen und gut ist. Dass man jetzt aber gezwungenermaßen den Gebrauchtmarkt aufsuchen darf, um an eine normale Gibson zu kommen, ist das komische an der Sache.
 
Die Innovation liegt darin, etwas noch genauer etwas nachzubauen, als das Jahr davor ;).

Wie oft wird z.b. eine 59er Les Paul-Replika auf den Markt gebracht, die sich noch genauer an den alten Specs orientiert?
 
Bei Gibson sieht die Lage aber so aus, dass es schlicht und ergreifend keine Alternative mehr gibt. Gäbe es weiterhin die "klassischen" Modelle und den ganzen neuen Kram als eine zusätzliche Serie, wäre das ja auch kein Problem. Dann würden sie diese Zusatzfeatures einfach nach kurzer Zeit wieder einstampfen und gut ist. Dass man jetzt aber gezwungenermaßen den Gebrauchtmarkt aufsuchen darf, um an eine normale Gibson zu kommen, ist das komische an der Sache.
:)
Genau das habe ich weiter oben gemeint. Es kommt was Neues, Keiner will es (?) und das Neue wird später wieder eingestampft. Und zur nächsten NAMM wird gejammert dass es keine Innovationen gibt. Mich wundert kein bisschen, dass der Markt in der Branche so ist wie er ist.
 
Moinsen,

interessante Frage, weil alle Beiträge irgendwie stimmen, hmm.

Ich hatte subjektiv den gleichen Eindruck wie @Sicmaggot08, muss aber zugestehen, dass ich mich auch nicht dauernd auf neue Technologien einstellen mag. 6 Saiten auf einem Holzbrett reichen mir auch fürs erste...

Aber: Ein Trend ist ja bsw. die Verknüpfung von allem mögl. Geräten mit einer Smartphone-Steuerung, wie ich (leider) finde.

Für die meisten Anwendungsbereiche gibt es ja auch schon recht perfekte Lösungen, dank fortgeschrittener Soft- und Hardwaretechnologie. Als Innovation könnte man es fast schon bezeichnen, hier mehr Übersichtlichkeit reinzubringen (zmd. für mich Blödi :D ).

Im Bereich Recording und Mixing gibts ja auch ab und zu neue Geräte, die sich mit hoher Qualität aufs Wesentliche konzentrieren. Es würde zu weit führen, wenn ich hier mit den Details anfange um die es geht. Ich meine das eher als als Eindruck beim Blick aufs ganze.

Ich pers. kann/will jedenfalls einfach nicht zu viel Zeit damit verbringen müssen, mich zu orientieren und irgendwelches neues Zeug zu lernen. Da hilft mir erkennbare Struktur im Markt. Und aus dem Grund ist es mir letztlich auch egal, ob was neues kommt; hauptsache ich verliere die Orientierung nicht...

Ein neues, noch tolleres TC Nova System wäre dann allerdings schon spannend gewesen. Es tut mir aber eben nicht weh, weil das alte ja gut genug ist.

So dreht man sich dann im Kreis, na ja; so what!?
:nix:

--------------------

5 Min später ist mir doch noch meine Wunschinnovation eingefallen:

Liebe Gitarrenhersteller, ich möchte bitte eine Gitarre kaufen, deren Hals sich automatisch richtig oder wie gewünscht einstellt. Ggf. in Abstimmung mit einer Bridge, die das ebenfalls macht, Das wär doch toll oder!?
:juhuu:
 
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Ja, ja, das waren noch Zeiten als Henry J. die Firebird X vorstellte
das waren noch echte Innovationen...
 
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Naja, schwieriges Thema. Kaum probiert ein "großer" Hersteller was neues aus... ist der Aufschrei enorm.
Siehe Gibson


...erinnert sich noch jemand an die...

Firebird X ?



c8bc1e61-1af8-4f88-b0f9-5e37dc315cbf.JPG







...die war doch äusserst innovativ! ;) ---> :igitt:

...so aus der Kategorie: "Henry J. bastelt an einem Design-Unfall..."



:D
 
Na ja, über Geschmack lässt sich streiten.
Der Hals blendet mich etwas hell. Müsste ich mal in natura sehen.

Hat die denn jmd. von euch mal probiert oder besessen?
:cool:

Möglicherweise scheiterte die ja an dem Gibson-üblichen Qualitätspreis. Ob angemessen oder nicht soll gar nicht die Frage sein. Für >1000€ weniger, hätte sie vll. mehr Käufer im Faktor x angezogen. So ist sie wohl vorläufig ein Sammlerstück.

Gibson ist ja durchaus mal für ne Inno gut - siehe die selbstständig stimmenden Tuner!
What´s next?
:hail:
:govampire:
 
Ich fände es super, wenn endlich jemand Rackcases entwirft, die sich selbst tragen. Und dazu einen Nimmervollen Beutel (wer Baldur's Gate noch kennt) um sie im Handschuhfach eines Smarts transportieren zu können.
 
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90% der Gitarristen sind ein absolut konservatives Völkchen, welche am liebsten seit 1968 jedes jahr die exakt gleichen Produkte, mit exakt gleicher Spezifikation erfahren wollen.

1968, nenene, da gab´s noch keinen JCM 800 :D


Und verdammt die Firebird X war/ist in meinen Augen potthässlich....

Gerade im Bereich Pedals ist im Moment ja wirklich nicht von Stillstand zu reden, was da alles kommt ist wirklich erstaunlich (teils auch merkwürdig. Ich sach nur Korg Miku).
Aber zum Thema Gitarren: Es beschwert sich doch auch kein Mensch darüber das Geigen nicht weiterentwickelt werden.
Die Elektrogeigen ok, aber die Fristen auch ein Nischendasein. Aber mein Gott, was soll denn eine Gitarre noch alles können.
Ich will Gitarre spielen und nicht Synthie :engel:


Was ich schade finde, ist das gerade im Bereich Amps sich nicht mehr viel neues tut.
Habe so das Gefühl das nur noch reissuet wird, oder versucht wird möglichst viele alte Ampsounds unter ein Dach zu bringen (siehe den neuen Triamp mk.3)
Aber von wirklich neuen Sounds kann nicht wirklich die Rede sein.
 
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Ich zitiere einfach mal aus einem Verkaufsseminar:
Die Kunst des Verkaufens liegt darin, dem Kunden Problemlösungen zu verkaufen, obwohl der Kunde diese Probleme nicht kennt oder diese Probleme reell nicht existieren!

Die sinnhaftigsten Gitarrenformen (Strat, Les Paul...) sind wie alt?
Diese Teile hat man dann noch ein wenig gepimpt (Superstrat, Floyd Rose...)
Die Röhrentechnik ist ausgereizt, wirkliche Innovationen sind nicht zu erwarten.
Die letzte wirkliche Evolution gab es in den 80ern.
Seizt dem ist alles quasi ausgereizt.

In den letzten Jahren gab es zwar im digitalen Bereich so etwas wie Neuentwicklungen, aber im Prinzip ist das alles nur eine digitale Kopie von Technik, die es schon diversen Dakaden gibt. Ist das wirklich eine Innovation?

Und nun?
Der Rubel muss halt rollen!
 
Alles neu und innovativ ist eben einfach nur eine Marketing-Strategie. Und die sorgt dann eben dafür, dass das Griffbrett, dass in diesem Jahr nicht mehr aus Palisander, sondern aus baked maple gemacht wird, eben eine Soundverbesserung ohne Gleichen bringt. DIE Innovation eben, würde ja sonst keiner mehr kaufen. Es ist natürlich auch völlig klar, dass die Veränderung des Griffbrett-Materials im nächsten Jahr wieder eine Innovation und eine VErbesserungse in muss. Es herrscht hier vor allem bei bekannten Traditionsunternehmen ein gewisser Legitimierungszwang. Wirkliche Innovationen sind mmn. nicht planbar. Da kann Jahre lang nichts passieren und auf einmal regnet es die dann nur so dass einem Hören und Sehen vergeht. Was ich schon irgendwie als Innovation bezeichnen würde wäre zum Beispiel die Evertune Bridge und ja, auch die Robo-Tuner. Würden die Hersteller ihre Produkte ganz ohne Werbung und Tamtam + Beratung ausstellen, so würde das alles schnell viel klarer werden und jeder könnte recht leicht erkennen, wo die Innovationen echt sind und wo nicht.
 

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