Bilder sind hier:
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Tja, wie fängt man an? Minimalismus ist schön. Aufgezwungener Minimalismus ist noch viel schöner.
Aber im Ernst. Ich war das alte Setup leid. So funktional es war, so umständlich war das Handling. Ein Stativ, schwerer als das was letzten Endes darauf landet, ein logistischer Aufwand (sechs Taschen), der mangels PKW jedesmal Fremdpersonenbelastung erforderte, fünfzehn Minuten Aufbauzeit, Wandwarzenhölle inkl. Brummalarm und zum Programmieren ein Krampf. (Spoiler: letzteres hat sich nicht geändert). Hinzu kam letzten Sommer dann Platzmangel. Vom eigenen Studiozimmer mit alles-reinwerf-Einbauschrank auf einen Quadratmeter zurück. Spider-Stativ hätte, egal wie verrenkt aufgestellt, nicht mehr hingepasst.
Witzigerweise entstand der Prototyp des Setups noch am alten Ort, während dem Kartonpacken. Irgendwie musste auch im nahezu vollgestellten Zimmer noch gearbeitet werden können, der Nord brauchte wenig Platz und das rumliegende K-Board wurde kurzerhand draufgelegt. Laptopstativ mit Launchcontrol daneben und... läuft. Erst mal Verwunderung, dann spasseshalber versucht, einiges ausm "grossen" Setup darauf umzusetzen. Bisschen Workaroundänderung, festgestellt, dass eine zweite grosse Tastatur fast völlig unnötig ist, den Korg testweise abgesamplet, bisschen mit den Möglichkeiten aus 49 + 25 Keys rumgespielt... und dabei geblieben.
Im Ernst. Ich liebe es. Zusammengepackt innert Minuten, Rechner in die Tasche, Nord auf den Rücken, Stativ aufs Fahrrad geklemmt (danke an die damals falsch bestellten 40mm-Klettstreifen vom Thomann), Rest in die Seitentaschen und ab gehts. Einstündige Wege zur Probe - null Probleme.
Was zum ganzen Ding noch fehlte, war ein ansprechender Controller. Launchcontrol schön und gut, aber ich brauch fast keine Potis, dafür mehr Pads und ein Gerät, dass beim geringsten Wackler am Stecker aussetzt, will ich nicht auf der Bühne. Irgendwann spontan mal den QuNeo angespielt und gewusst; "der isses".
Und ja, ich möchte ihn nicht mehr missen. Schon mit dem mitgelieferten Ableton-Template ein Controllermonster und out-of-the-box einsetzbar. Aber wenn man's mal programmiert... meine Fresse. Ergonomie, Leute. Die Lautstärkenanzeige über die Touchstrips, das Metronom auf den Pfeiltasten, unendliche Möglichkeiten auf den XY-Achsen der Pads, blitschnelles Umschalten und zackig Samples eingeworfen. Der inzwischen (erst testweise, bald fest) dazugekommene Softstep2 ist "eigentlich" nur noch Backupcontroller, falls ich mal die linke Hand nicht frei habe. Was nicht bedeutet, dass der nicht seine eigenen Stärken hat; Akkorde einwerfen, während man oben beidhändig Lead spielt, ist definitiv etwas, das ich wohl vermehrt machen werde...
Negativer Effekt: ohne Ableton im Rücken ist das ganze Ding ziemlich hilflos. Bei Ausfall des Macs ist Schluss. Ist mir bisher noch nie passiert, macht mir aber dennoch etwas Kopfzerbrechen. X5DR als Backupmodul in der Tasche zu haben ist derzeit die einzige Option, vielleicht löse ich da mal was über Samples aufm Nord. Schön wiederum: wenn die X5D (Tastaturversion) aus irgendwelchen Gründen anstelle des Nords dabei ist, funktioniert das ganze Setup auch mit dieser, die zusätzliche Oktave geht dann nahtlos da weiter, wo der Nord oben aufhört (oder ist in kritischen Fällen unbelegt). War zwar eine Menge Programmierarbeit und ist auch noch nicht ganz perfekt, aber auf gutem Weg...
Überhaupt, programmieren. Ich glaube, ich kratze gerade mal an der Oberfläche von Max4Live und bin trotzdem schon völlig am ausrasten damit, was wohl nicht zuletzt mit den Einsatzzwecken zusammenhängt. Gut, Klavier spiel ich auf dem Ding nicht, dafür aber Synths en masse und das in den meisten Fällen ohne Clicktrack, geschweige denn mit Backingtracks. (Ja, genau. Hat Ableton laufen und nutzt keine einzigen Backings, soweit sind wir schon gekommen...). Das einzige was drin ist sind kurze eingeworfene Samples oder temporelevante Effekte, deswegen ist Taptempo auch immer verfügbar (sowohl von Hand als auch per Fuss).
Und ja, was nach Controllergehacke klingt, läuft tatsächlich auf Controllergehacke raus. Gibt nicht selten Passagen mit Hold-fixierten Flächen aufm K-Board (inkl. Cutoff auf Pressure & Resonance auf Tilt), zwei Leadspuren aufm Nord händisch gespielt, eine davon partiell per Sustain fixiert, um mit links aufm QuNeo was zu schalten, per Fuss gedrückten Akkorden, während ich gleichzeitig noch singe.
Klar könnte man das alles automatisieren, aber ich mach das ja nicht weil ich muss, sondern weil ich kann. In der Vergangenheit hab ich öfters mal den umgekehrten Weg gewählt und Dinge vereinfacht gehalten - und ich mag das auch heute noch manchmal ganz gern. Aber wenn ich etwas umsetzen kann (und will), wozu dann vereinfachen?
Oder wie es Dr. Emerson Jones mal formulierte:
Es ist mir schon klar, daß niemand so einen Aufwand betreibt. Das wäre mir egal, dann wäre ich eben der erste.
Oje, ich komme mir echt schon vor wie
@Martman, nur dass ich meine Sounds aus Plugins hole, mir VA/FM/Granular egal ist, hauptsache klingt gut, und ich statt 15HE Rack halt 15" Mac mit mir rumtrage. Und mein Kram ist nicht vintage, schneller aufgebaut, wesentlich schneller gebackupt und läuft quasi umgekehrt - statt ein Controller in dutzende Maschinen halt diverse Controller in eine Maschine. (No front, sir dottore jones, sie bleiben weiterhin ungeschlagen auf ihrem Fachgebiet.)
Aber ey, Rosanna-Solo-Replika, zwar fünfmal umschalten, aber Replika, wennsseinmuss sogar mit Piano (dann sieben mal umschalten). (Schade eigentlich dass ich das derzeit gar nicht spielen muss.)
Auf einem 49er. Innert Minuten auf-/abgebaut, transportierbar per Longboard.
Und sollte ich in nem halben Jahr keinen Bock mehr auf die ganze Sache haben, spiel ich halt wieder Flächen. Das geht nämlich auch ganz gut damit.
Noch Fragen?
PS: Elektroplatte ist pures Standartbesteck, noch nicht mal Customtemplates. Controller antüten, Abletonpresets laden und los gehts.