Ich gehe von einer geringeren Wahrscheinlichkeit aus, einen Beitrag von einer Person zu schreiben, die versagt hat und jetzt frustriert, demotiviert und enttäuscht ist.
Ja,
@Akkordeonengel. Da hast du recht. Ich glaube auch nicht, dass sich hier jemand zu Wort meldet, bei dem der Umstieg nicht funktioniert hat. Nichtsdestotrotz ist die Frage interessant, warum man man beim Umstieg "versagt", "demotiviert und enttäuscht" ist. Das könnte ja einem Interessenten erlauben, einen potentiellen Umstieg VORHER zu stoppen.
Mein Umstieg war motiviert durch das angestrebte Repertoire. Ich will irgendwann die
Kleine Fuge in g-Moll von Bach angehen, die für mich auf Tasten nicht darstellbar erschien. Außerdem wollte ich die Freiheit haben, z.B. bei dreistimmigen polyphonen Werken die Melodielinien je nach Wunsch und Klangvorstellung auf die rechte oder die linke Seite des Melodiebass-Akkordeons zu legen, was auf Knöpfen definitiv einfacher geht, wenn es auf Tasten überhaupt machbar ist. Mir hat auch der Klang der edlen Piginis ganz gut gefallen. Auch erschien mir ein in der Höhe kompakteres Instrument immer erstrebenswerter (ich liebe Pianoinstrumente mit 37 Tasten, mehr als die mit 41). Also Umstieg trotz meines Alters und meines gut gepflegten Tasten-Repertoires. Ich wäre ja nicht weiter gekommen. Es wäre auf Tasten einfach nicht gegangen. Und das waren für mich Argument und Motivation schlechthin.
Freilich gibt es Herausforderungen, die einen total demotivieren könnten. Aus meiner Sicht würde ich sagen, dass man für einen erfolgreichen Umstieg bestimmte Voraussetzungen braucht:
- Man muss sein Ziel klar vor Augen haben.
- Man sollte viel Zeit und Geduld mitbringen.
- Es braucht Neugier, sich auf etwas Neues einzulassen.
- Es braucht Frustrationspotential, weil das Spielen anfangs nicht so gut klappen wird.
- Einem sollte klar sein, warum man die Tasten jetzt Tasten sein lässt und auf Knöpfen spielen will.
- Man muss etwas Experimentierfreude mitbringen, ins Hirn eingebrachte Automatismen zu modifizieren, dass bestimmte Abläufe auch auf Knopf funktionieren.
- Die Offenheit dafür, dass es mehrere Wege nach Rom gibt (auf einem Tasteninstrument gibt es rechts nur eine Taste pro Knopf und damit eine begrenztere Art, Tonleiter zu spielen).
- Ich glaube auch, dass man sich von Noten lösen können sollte. Es ist einfacher, wenn der Spieler mit seinem Instrument spielt als wenn der Spieler die Noten zur Kenntnis nimmt und sie auf das Instrument überträgt. Zwei Faktoren sind einfacher als drei. Das wurde mir auch anhand der Beiträge von
@FerdinandK klar. Inzwischen glaube ich, dass das wichtiger sein könnte als ich anfangs glaubte.
- Man muss sich selber verbieten, das eigene Spiel auf Tasten mit dem eigenen Spiel auf Knöpfen zu vergleichen. Vergleichen scheint mir immer ein Weg ins Unglück zu sein. Wer seine Wohnung ständig mit der anderer vergleicht, wird unglücklich.
- Und: Es gibt keine ausgetestete Anleitung / Schule für einen Umstieg, nur Hinweise zum C-Griff, die sich in den drei verschiedenen Threads "
MIII lernen", "
Knopfgriff lernen" und "
Umstieg von MIII-Taste auf MIII-Knopf" finden. Für B-Griff-Umstieg ist außer zu
Fragen zu Fingersätzen soweit ich sehe gar nichts da. Das heißt, ich muss so kreativ sein, dass ich mir das notwendige Material selber zurechtsuchen und basteln kann.
Wenn man die Voraussetzungen sichtet, fällt einem auf, dass es mehr um Mentalität anstatt um Fingerfitness oder Argumente pro oder contra Knopf oder Taste geht. Das ist meines Erachtens definitiv so. Auf kein Fall umsteigen sollten aus meiner Sicht Leute, die an einer spielpraktischen Herausforderung festhängen und glauben, dass das bestimmt auf Knöpfen leichter werden könnte. Das ist ein Holzweg, der in keinem Fall funktionieren wird. Aber darauf wiesen ja
@morino47 und
@Malineck auch schon öfter hin.
Ich glaube,
@Akkordeonengel, die Demotivation mancher Spieler, die am Umstieg scheiterten / scheitern werden kommt daher, dass die Voraussetzungen dafür nicht vorliegen. Vielleicht gibt es noch ein paar mehr davon. 2,20m große Leute passen nicht in ein Formel1-Cockpit. Stabhochsprung ohne mentales und sportliches Training vorher geht nicht. Und: Habe ich keinen Hochsprungstab zur Hand, kann ich nicht stabhochspringen. Kuchenbacken ohne Mehl und Eier im Haus funktioniert bei den meisten Rezepten auch nicht. Ist der Ofen kaputt, geht gar nichts. Schön ist es aber, wenn die Voraussetzungen vorliegen. Dann können sich neue Klangwelten erschließen.