Hab gerade rumgegoogelt, waren ursprünglich denn nicht zwei der fünf Leitungen für Spannung vorgesehen?
Nein. Zu der Zeit, als MIDI erfunden wurde, ging man davon aus, daß jedes Gerät eine eigene Spannungsquelle hat.
Nennt sich "Midi Phantom Power".
Den Ausdruck höre ich zum ersten Mal. Eigentlich nicht existent, weil, wie Du schon sagtest, nicht genormt, also eher proprietär. Beim Lexicon MPX-1 hat es eine solche Buchse für ein Fußschalterboard, die auch MIDI ist, aber mit mehr Pins, da wird dann auch Spannung geliefert - andere Lösungen sind mir bisher in der Werkstatt noch nicht begegnet.
es ist aber nirgendwo festlegt, wieviel Strom da gezogen werden darf
In der MIDI Spec steht, daß der Strom für genau EINE LED auf der Gegenseite ausreichen muß (den genauen Wortlaut müßte ich selbst nachschauen). Früher hatte man am Ausgang eines jeden MIDI Gerätes TTL-Treiberchips sitzen, die mehr als 1 LED versorgen konnten und die auch zum Schutz gegen Überspannung oder der Gleichen dienten, genau wie bei der RS232 - das hat es heute nicht mehr, viele Geräte arbeiten zudem mit 3V statt 5V Pegeln.
Es gab bereits in den Anfangszeiten von MIDI solche Geräte, die sich per MIDI mit Spannung versorgten, am Bekanntesten dürfte die Pocket-Serie von Anatek sein. Diese ist aber auf reine 5V Geräte ausgelegt und funktioniert an Neueren (wie zB Yamaha MX Serie) erst garnicht, und genau das ist das Problem, daher braucht es bei MIDI Unsolutions eine Kompatibilitätsliste, die man sich schenken könnte, wenn die sich an den Standard halten würden. Mal ab davon daß Power Over MIDI die galvanische Trennung aushebelt, einer der großen Vorteile von klassichem MIDI gegenüber dem ach so modernen USB.
Das Zeug von Retrokits ist übrigens ebenfalls Stay-Away-Ware, denn deren Entwickler läßt den Optokoppler weg und ist darüber auch maximal uneinsichtig - sowas sollte man einfach nicht unterstützen.
Der Optokoppler geht übrigens nicht auf Dave Smith zurück, sondern auf Paul DeRocco, ex-Arp Entwickler des Chroma Polaris, und man kann ihm für dieses Dateil gerade heute wirklich dankbar sein, denn bei USB gibts sowas nicht, obwohl das Konsortium um die Anwendungen weiß.
Anschlagdynamik war bei MIDI auch nicht vorgesehen, da alle SCI Synths zu dieser Zeit sowas nicht besaßen, der Arp/Rhodes Chroma aber sehr wohl, und es war Philipp Dodds (R.I.P.) , ebenfalls Ex-Arp, der das in den Meetings durchsetzte. Das aber nur nebenbei.
Eigentlich hätten diese beiden Herren dafür auch geehrt gehört, diese hatten mehr Anteil an der Entwicklung als Rolands Gründer.