Trifft auch auf viele Live-Bands zu.
Das ist richtig - aber das ist so ein bisschen wie Fisch und Fleisch... Mal abgesehen von schlechten Livebands (die es natürlich genauso gibt wie schlechte Alleinunterhalter) liefert eine Liveband ab einem gewissen Grundniveau wenn schon nicht "perfekten Sound" dann immerhin noch den Charme eines wirklich live gespielten Materials - was irgendwie trotz gewisser klanglicher Unzulänglichkeiten irgendwie Emotionen weckt bzw. eben nicht steril klingt.
Die Frage ist, was man anstrebt: eine gute, mitreißende Show darf IMHO nicht zu viele Playbackelemente beinhalten (also auch Backingspuren, Sequenzer etc.) - es sei denn, es ist WIRKLICH gut gemacht. Sonst klingt es schnell steril (und ja, das trifft leider auch bei vielen Top-40-Bands inzwischen zu, weil da viel vom Band kommt).
Wenn es klingen soll "wie von CD" - also die produzierte Klangqualität im Vordergrund steht, dann ist IMHO ein gutes Playback immer den Versuchen vorzuziehen, jede Bimmel und jedes Glöckchen per Sequenzer mitzuspielen, was am Ende meistens in eine Trackorgie mündet, bei der man genausogut auch alles vom Sequencer kommen lassen kann, statt dann jeden Musiker auf der Bühne noch einen Alibi-Livetrack spielen zu lassen.
Ein gutes Playback hat nämlich den Vorteil (wenn es von echten Musikern eingespielt wurde), dass eine Gitarre auch nach Gitarre klingt, und ein Groove, der nicht in ein Sequenzer-Raster gepresst wurde, noch erkennbar bleibt. Durchschnittlich gute heutige Karaoke-Playbacks legen da die Messlatte inzwischen (verglichen mit den typischen 90er-Karaoke-GM-Backings) recht hoch.
Und zumindest
mittelmäßige Alleinunterhalter, die mit einem Arranger daher kommen, verbinden vielfach leider das schlechteste beider Welten: sterile MIDI-/Pattern-Playbacks, die nicht grooven, gepaart mit Instrumenten, die nur mit Mühe als ein Original durchgehen. Nicht, weil die Samples das nicht hergeben, sondern weil Gitarren oder Saxophone einfach nicht überzeugend auf Tasten spielbar sind.
Aus Veranstaltersicht haben die Leute natürlich ihre Berechtigung: Sowohl in den Urlaubshotels, als auch auf Hochzeiten, Firmenfeiern etc. kann man den Leuten das als "Livemusik" verkaufen, ohne sich den logistischen Aufwand (und Gagen für 5-12 Leute) ans Bein zu binden - ist ja irgendwo immer noch "schicker" als da einen DJ hinzustellen - hat ja jeder.
Ich will das nicht diskreditieren - ich habe auch schon gute Leute gesehen, die alleine (oder im Duo) da einen hervorragenden Job gemacht haben. Einer davon hat aber einfach sein Publikum im Griff gehabt, und hat mir zwei Tage später mit Playback ("Live-Karaoke") noch besser gefallen. Der andere hat es IMHO genau richtig gemacht: Der hatte auch einen Tyros da stehen, hat den aber im Wesentlichen als Playbackzentrale benutzt und wirklich nur per Fußschalter Patterns gewechselt - und dazu dann live (und gut!) Gitarre gespielt und gesungen.