Okay.
Ich tue hiermit voll inne Öffentlichkeit kund: 30 Minuten Changeover-Zeit inklusive Soundcheck sind, wenn nicht zwischen zwei Rockbands (b/dr/g/g/voc) gewechselt wird und Schlagzeug und Amps stehenbleiben, utopisch. Selbst 45 Minuten reichen da nicht. So sei auch verkündet: Es gibt genügend Veranstalter, die das noch nicht geschnallt haben.
So geschehen gestern. Wir haben open air auf einem Kaff-Fest in der Provinz gespielt. Gig war stadtfestüblich kurz, also nur zwei Sets. Dazwischen sollte eine Art Siegerehrung stattfinden. Wir sollten spielen am Vorabend nach einem Pianounterhalter (Changeover-Zeit: 45 Minuten) und vor einer Top40-Band (Changeover-Zeit: 30 Minuten). So war's jedenfalls geplant.
Aufbau ging einigermaßen flink vonstatten. Gut, die Local Crew war wohl etwas überrascht, daß ich a) soviel Gear auffuhr und folglich b) länger als 5 Minuten zum Aufbau eines Keyboard-Setups brauchte. Ich war also noch am Basteln, als die ersten Instrumente und Mikros schon getestet wurden. Zwischenzeitlich stellte man mir noch einen Monitor auf den Riser (die hatten einen Keyboard-Riser!!1!), aber den so einzustellen, wie ich es gern gehabt hätte, nämlich ohne nennenswerte Lautstärkeunterschiede zwischen den Kanälen im Vergleich zu Front (ich will mich selbst nicht lauter und sonst niemanden lauter oder leiser hören), war denen wohl unmöglich. Überhaupt hatte die Technik so mit der Technik zu kämpfen, daß wir aus dem Soundcheck direkt ins erste Set übergingen.
Publikumsreaktion: Wetter war toll, es waren reichlich Leute da, wir hatten die einzige Bühne weit und breit, und ein paar, die wir nicht mitgebracht hatten, haben auch gemerkt, daß da eine Band auf der Bühne steht. Laute Löffelmusik sozusagen, aber was soll man in Holstein schon erwarten. Das war selbst beim Campingplatzgig noch besser, wo die Leute nach 30 Minuten Dauerplatzregen doch noch zurückkamen und tanzten.
Erstes Set punktgenau abgeschlossen. Dann sollte die Siegerehrung kommen. Und die zog und zog sich hin, weil jemand nicht rechtzeitig da sein konnte. Wir ließen durchblicken, daß die Leute auf der Bühne sich nicht zuviel Zeit lassen sollten. Außerdem wollte man uns gegenüber dem ursprünglichen Plan 15 Minuten früher von der Bühne haben. Wahrscheinlich auf Anfrage der mittlerweile angetanzten Top40-Truppe hin, die wohl angemerkt hat, daß 30 Minuten Changeover von uns auf eine Top40-Band unmöglich sind. Kam auch nicht in Frage für uns. Wollten die unser zweites Set auf 15 Minuten verkürzen oder was? Wir wollten nicht die Leidtragenden sein, wenn sich die Organisatoren im Zeitplan verbaselt haben.
Das zweite Set haben wir dann nur um zwei Songs gekürzt. Publikumsreaktion wie gehabt, nämlich gar keine.
Dann mußte es schnell gehen. Erstens: Abbau dauert bei mir auch seine Zeit, ich hatte den Keyboardriser, und der mußte auch noch auf die andere Seite der Bühne gebracht werden. Zweitens: 30 Minuten waren wirklich extrem knapp. Drittens: Die Top40-Band schien beim Soundcheck noch mehr Probleme zu haben als wir. Letztlich fingen die mit einer Verspätung von mehr als einer halben Stunde an.
Uns hatte es dabei noch gut getroffen. Denen sind auf den ersten ca. vier Songs zweimal PA und Monitoring ausgefallen. Ich weiß nicht, ob die die Anlage über ihre Grenzen strapaziert haben. Jedenfalls dürfte deren Keyboarder beim Blick auf seinen Furman-Conditioner ähnliche Bedenken gehabt haben wie ich beim Blick auf meinen Phonic-Conditioner: Mit Mühe um die 200 Volt auf der Bühne, und das, wenn die Amps nichts zu verstärken haben. Keine Ahnung, um wieviel die Spannung in den Keller ging, wenn die Verstärkung richtig an der Leitung zog. Da wir dann doch recht früh verschwunden sind, weiß ich nicht, wie lange die Anlage und die Band noch durchgehalten haben.
Wir haben dieses Jahr übrigens noch nicht einen Open-Air-Gig in voller Länge gespielt.
Martman