Ich als Röhrenpurist muss sagen ich mag den Kemper
Ich habe ihn zwar erst seit ein paar Wochen und noch nicht im Live-Einsatz benutzt, aber ich werde ihn als Backup mitnehmen falls mir der Amp abraucht (dekadent, nicht wahr?
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Und wenn ich einen Gig spiele bei dem der Röhrenamp zu laut ist? Kein Problem, Kemper an die Box angeschlossen und der Röhrenamp dient als Backup
Darüberhinaus ist der Kompromiss zwischen Sweet-Spot des Amps und Leidensfähigkeit der Mitmusiker so auch bestens gelöst.
Muss dazu sagen dass ich die Version mit Endstufe habe und es mir für meinen Bühnensound relativ egal ist ob ich das letzte Quäntchen Soundoptimum raushole oder nicht. Ehrlich gesagt ist es mir da egal ob ich ein "Kemper-Fender" durch die stilunecht durch die Marshallbox jage (im Proberaum schon ausprobiert und es klingt trotzdem gut...). Viel wichtiger ist mir dass ich - was meine Bühnenlautstärke angeht - nicht vom Monitormix abhängig bin und da ständig den Soundmann anhauen muss um mich hoch- oder runterzuregeln...
Für zu Hause und fürs Recording gibt es für mich eh keinen Grund einen Röhrenamp zu spielen, das waren bisher immer nur faule Kompromisse. Selbst ein 5-Watt Vibrochamp ist da schon zu laut. Am Sonntag saß die Familie abends beim Fernsehen und ich habe mit Kopfhörern geübt - im selben Raum...
Beim Recorden habe ich festgestellt dass der Kemper generell bis jetzt immer besser geklungen hat im Gegensatz zu einem abmikrofonierten Röhrenamp. Entweder man lebt mit der stressfreien 1-Mikro-Variante oder man hantiert mit mehreren Mikros rum und gibt sich dann die Mixing-Orgie bis alles passt. Beim Kemper habe ich weniger Aufwand als mit der 1-Mikro-Variante und einen mindestens genau so tollen Sound wie mit der aufwändigen Methode... und natürlich alles schön reproduzierbar über mehrere Sessions hinweg
Obwohl ich schon über 150 Euro beim TopJimi gelassen habe und auch sehr viele geile "Spezialsounds" gefunden habe (z.B. das VH BrownPack oder den Caswell-AFD-Marshall) habe ich festgestellt dass ich meistens die Profiles von den Amps spiele die ich auch in echt da habe (also nicht selbst geprofiled sondern auch von TJ). Und ich bin erstaunt wie nahe die am Original sind - vom Sound als auch vom Spielverhalten her. Ich glaube das was da noch an Unterschieden hörbar ist könnte man noch als "Serienstreuung" bezeichnen
Zumindest so lange man den Gain- und die EQ-Regler nicht anrührt, das was sich dann verändert entspricht nicht mehr dem natürlichen Verhalten des Amps sondern ist eher eine Interpretation des Kempers.
Was mir aber am Kemper Sorgen macht ist der technologische Fortschritt. In ein paar Jahren wird das schon ein alter Hut sein (dagegen sind einige meiner Amps schon zwischen 40 - 50 Jahre alt, so alt wird der Kemper wahrscheinlich niemals werden...) Die Technologie des Kempers ist noch relativ jung und da wird es sicher noch Neuerungen geben die auch Änderungen an der Hardware erfordern. Oder ein Mitbewerber steigt auf den Zug auf und befindet sich dann auf dem Überholgleis
Ich könnte mir z.B. eine Symbiose zwischen Profiler- und Modeling-Technologie gut vorstellen - Der echte Amp wird geprofiled, das Verhalten der Gain- und EQ-Regler aber beispielsweise kommt durch ein Modeling hinzu indem man beim Profilen noch angibt welcher Amp da gerade geprofiled wird... ok ich fange gerade an zu fantasieren, ich hör dann mal lieber auf