dann heißt das im Umkehrschluss, dass jedes Profil, jedes Capture und jedes NAM-Modell schadenersatzpflichtig gegenüber dem Hersteller wird, weil ja das Originalprodukt benutzt worden ist, um es zu profilen oder zu capturen oder zu trainieren.
Ich weiß nicht, ob sich das so einfach übertragen lässt, ohne Jurist zu sein kann ich mir aber vorstellen, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Werk eines Künstlers und dem Profil eines Gitarrensounds.
Das Copyright, das in dem Drake Fall greift, ist mit Sicherheit ein vollkommen anderes.
Das Thema, ob es überhaupt eine Art Copyright von Amp Herstellern auf ihren Sound gibt wurde schon mehrfach diskutiert und wird ab dem Punkt sehr schwammig, wo die restliche Kette aus: Box->Mikrofonierung->Bearbeitung dazu kommt. Dann lässt sich zum Beispiel im Falle des Kemper nicht eindeutig bestimmen wie groß der Anteil des eigentlichen Verstärkers ist. Aber... es sind in der Gesamtkette nicht einmal 50%. Bezogen auf Studio Profile, Direct Profile sind dabei natürlich einfach Pedals+Amp+Bearbeitung, aber nicht mal dabei könnte man auf eindeutige 100% kommen.
Als Beispiel: Wenn ich jetzt im Studio bin und einen Gitarrensound baue, dann nehme ich jetzt zum Beispiel meinen Recti und meinen 5150, jeder davon geht in eine Gitarrenbox, vor jeder Gitarrenbox stehen zwei Mikrofone, die gehen durch meine Preamps und Hardware EQs hinein in die DAW, da bearbeite ich jedes Mikrofonsignal und summiere es zu einem Gesamtsound. Davon erstelle ich nun ein Profil mit dem Kemper.
Daraus jetzt zu generieren, dass Mesa einen irgendwie gearteten Copyright Anspruch auf den entstandenen Sound, oder die Konservierung durch ein Profil, hat, halte ich erstmal für sehr schwierig und kaum vergleichbar mit dem beschriebenen Fall. Wie gesagt ohne dass ich davon Ahnung habe, das ist einfach nur rausgeplappert.
Und wie sieht es dann mit Modelling auf Komponentenebene aus? Also dem Vorgang, ein Hardwareprodukt bis auf seinen letzten Kondensator auseinander zu pflücken um dann davon einen digitalen Zwilling zu erstellen.
Im Allgemeinen ist das aber natürlich auf AI bezogen ein wirklich spannendes Thema und muss auch entsprechend geklärt werden, denn keine gute AI (wenn man den Begriff jetzt einfach mal stellvertretend für Neurale Netze verwendet), kommt ohne eine unfassbare Masse an Trainingsdaten aus. Da ich mich beruflich damit schon beschäftigen musste (durfte) weiß ich, wie schwierig es ist, an diese Daten zu kommen. Nehmen wir zum Beispiel den Bereich der Spracherkennung. Fast niemand schafft es, da auf das Niveau von Google, Amazon, Apple usw. zu kommen einfach aus dem Grund, dass mit jeder Nutzung der Sprachassistenten gleichzeitig das Modell trainiert wird, eine Universität oder Forschungseinrichtung hat z.B. niemals die Chance diese Datenmengen zu generieren geschweige denn sie überhaupt auszuwerten. Jetzt nimmt jede NutzerIn natürlich billigend in Kauf, dass mit der eigenen Stimme die Modelle der Big Player trainiert werden und bestimmt steht irgendwo in der Nutzungsvereinbarung, dass die Daten zur Weiterentwicklung benutzt werden dürfen. Anders gelagert ist dabei die Frage, ob AIs wie z.B. ChatGPT&Co einfach so Daten für das Training verwenden dürfen von denen glaube ich aktuell niemand weiß, was die für Nutzungsbedingungen überhaupt haben.