[...]Das war auch damals schon einer der ganz wenigen Läden im Norden mit einem ziemlich umfassenden Synthesizerangebot. Also nicht nur mit dem Zeug, das in Top40- und Indie-Rock-Bands gebraucht wird, sondern schon immer auch mit richtigen Exoten. In den 2000ern hatte ich da Geräte unter der Hand wie Alesis Andromeda A6, Hartmann Neuron und Jomox Sunsyn. Das ging, obwohl Amptown keiner Kette angehörte.
Die Übernahme durch Just Music ging ja fast zeitgleich einher mit dem Umzug in den Bunker am Heiligengeistfeld. Amptown hätte ja sowieso vergrößern müssen, da war sogar im Gespräch, das Gebäude, in dem sie schon waren, aufzustocken. Dann hätten sie aber den Laden eine Weile dichtmachen müssen.
Unterm Just-Music-Label wurde das Ganze natürlich noch krasser. Sogar Eurorack-Modularzeugs liegt im Laden aus! Man kann sagen, wenn Just Music Hamburg es weder hat noch kriegen kann, wird es nur direkt ab Hersteller verkauft (Synthstrom Deluge, Baloran The River, Schmidt usw.).
Um sich aber sowas erlauben zu können, muß man schon eine gewisse Mindestgröße und entsprechend Kundschaft haben. Amptown hatte die, das war jahrzehntelang mit Abstand der wichtigste Musikalienhändler in Hamburg, wenn nicht gar im ganzen Norden (bis auf für die paar Leute, für die PPC oder Musik Produktiv dichter dran ist, und im Vergleich zu Musik Produktiv hat Just Musik immer noch den geileren Scheiß ausliegen).
Als Elektroniker ist man aber auf große Läden angewiesen. Ich war mal in einem Musikgeschäft am Stadtrand von Fulda, das nach eigenen Angaben auch Onlinehandel betreibt. An elektronischen Gerätschaften hatten sie etliche, überwiegend sehr simple Digitalpianos und eine Handvoll Tischhupen. Synthesizer? Nicht mal livebandtaugliche Workstations hatten sie da! Die Begründung leuchtete ein: zuwenig Kunden dafür. Es scheint kaum Keyboarder über Pianisten hinaus in der Gegend zu geben, die wiederum bestellen alle bei Thomann (wenn es sie überhaupt gibt). Und wenn es überhaupt Elektroniker gibt, klicken die ihren Kram auf dem Laptop zusammen ohne jegliches Outboard. Die Geräte würden also ewig im Laden stehen. Bei nichtelektronischen Instrumenten oder auch einfacheren elektronischen Sachen macht das nichts, aber gerade Massensynths wie Workstations veralten zu schnell, und dann wird man sie nicht mal mehr zum Einkaufspreis wieder los. Und davon, daß es auch Synths gibt, die so schnell nicht veralten, weil sie z. B. eigentlich Neuaufgüsse von Synths sind, die schon seit Jahrzehnten veraltet sind, hat man in der Rhön noch nicht gehört – mal abgesehen davon, daß das bedeutet, daß sie die noch schwieriger loswerden.
[...]
Ich weiß von einem, der schon vor Jahren bei Amptown/Just Music in den Sack gehauen hat. Der betreibt jetzt seinen eigenen kleinen Laden in Hamburg, der sich auf elektronisches Zeugs spezialisiert hat. Der hat aber auch von einer kleinen Synthauswahl über Masterkeyboards und Tischhupen bis Digitalpianos alles da.
Und wieder sowas wie Amptown aufzuziehen, scheint mir doch ein bißchen riskant zu sein. Andererseits ist es auch kreuzdämlich, die Geschäfte vor Ort dichtzumachen und sich auf den Onlinehandel zu konzentrieren. Die Läden vor Ort haben keine wirkliche Konkurrenz, höchstens noch durch Hieber Lindberg in München. Der Online-Musikalienhandel wird hierzulande aber mit Thomann gleichgesetzt. Daß sich da auch andere halten können, ist ein Wunder. Ich meine, ernsthaft: Wer jetzt nicht mehr in Hamburg zu Just Music gehen kann, wird statt dessen online zu Thomann gehen (außer den paar Eurorack-Junkies, die jetzt bei Schneiders Büro bestellen). Viele wissen gar nicht, daß es auch was anderes gibt. Und die Konkurrenz kann höchstens von den Sachen leben, die Thomann gerade nicht vorrätig oder aus irgendeinem Grunde überhaupt nicht im Sortiment hat.