Hallo!
Ich denke, dass Jimi Hendrix historisch einer der wichtigsten (ob DER Wichtigste, ist ja erst einmal egal) Gitarristen war. Ohne ihn gäbe es vieles, was wir heute spielen und hören, nicht. Man muss aber auch bedenken, dass Jimi Hendrix nichts ohne Django Reinhardt und Eddie Lang wären, weil die ja erst einmal auf die Idee gekommen sind, Solos auf der Gitarre zu spielen. Die beiden waren wieder von anderen Personen abhängig. Das kann man ewig so weiter führen, aber es führt ja trotzdem zu nichts. Jeder in dieser Kette ist verdammt relevant für die Entwicklung der Leadgitarre (und auch Rhythmusgitarre) gewesen. Demnach ist die Frage, ob Jimi der Wichtigste war, schonmal überflüssig und beantwortet.
Wie gut ein Gitarrist nun tatsächlich ist, kann man, wie Bluespower schon gesagt hat, tatsächlich nicht an der Technik festmachen, da ein Gitarrist ja ein Musiker ist (bzw. sein sollte
) und demnach nach den musikalischen und nicht technischen Fähigkeiten beurteilt werden sollte.
Um die musikalische Qualität eines Musikers zu bewerten kann man natürlich nach Aspekte wie Dynamik, Melodiebögen, Einsatz der Skalen, Umgang mit Rhythmen, Sound, etc. gehen - was auch allgemein üblich ist - jedoch darf man nicht aus den Augen lassen, dass solche Bewertungen
immer subjektiv sind. Daraus erschließt sich dann, dass man zwar über die Fähigkeiten eines Gitarristen einigermaßen objektiv diskutieren und urteilen kann, aber was man letztendlich von einem Musiker hält, ergibt sich hauptsächlich aus subjektiven Eindrücken.
Dazu ein Beispiel: Steve Vai. Wer in kennt, hält ihn entweder für einen Gott oder für einen Schredder. Wenn man mal von seinen "Geschwindigkeitseinlagen" absieht, so ergibt sich ein Musiker, der recht komplizierte Akkordfolgen und Themen innerhalb teilweise komplizierter Rhythmen und Breakes anwendet. Von der Auswahl der diesen Bereichen entsprechenden Elemente her, ist er ausgesprochen gebildet und geschmackvoll, weil er eigentlich immer z.B. Skalen benutzt, die die jeweilige Stimmung / das jeweilige Thema unterstützen.
Aber inwiefern dies einem hinterher gefällt, das steht auf einem anderen Blatt.
Deswegen kann man selbstverständlich über die musikalischen Qualitäten eines Jimi Hendrix oder Stevie Ray Vaughan streiten, aber der letzte Eindruck ist bei jedem anders. Das ist das, was ich unter Geschmack verstehe.
In Bezug auf FuckingHostile, aber auch auf andere Meinungen möchte ich noch sagen, dass das Thema nicht unbedingt "über" ist, sondern eine Diskussion dieser Art durchaus sinnvoll ist.
In dem man die Meinung anderer zu bestimmten musikalischen Aspekten einzelner Musiker liest oder hört, erweitert man sein Wissen über die Beurteilung von Musikern und man gewinnt Einsicht in andere Sichtweisen, die einem oft Aufschluss über die eigene gibt.
Deshalb ist es sicher nicht verkehrt, solche Diskussionen zu führen.
Ich möchte abschließend noch sagen, dass ich mich, nachdem ich die Meinung anderer zu bestimmten Musikern gehört habe, mich erst mit diesen beschäftigt habe. Wäre das nicht passiert, dann wüsste ich gar nicht, wer Jimi Hendrix, Steve Vai, Django Reinhardt, usw. sind und ich würde heute nichts anderes als Metallica und Tarrega hören.
Vielen Dank fürs lesen und schönes Wochenende noch!
Mörk